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7 Dinge, die uns an der Berlin Fashion Week aufgefallen sind

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7 Dinge, die uns an der Berlin Fashion Week aufgefallen sind

  • Text: Linda Leitner
  • Bilder: Launchmetrics Spotlight, Unsplash; Collage: annabelle

Lifestyle Editor Linda Leitner war an der Fashion Week in Berlin. Was es da zu sehen gab und welche Styling-Hacks man sich jetzt schon für Herbst / Winter 2024 merken sollte.

Gute Nacht

Weite Pyjamas, wattierte Stoffe, kuschelige Decken: Schon letzten Herbst gehörten aufgeweckte Looks raus aus den Federn – hinaus ins Leben. Sich einfach die Decke über den Kopf ziehen, nicht raus in den Nieselregen und arbeiten müssen, einfach mal liegenbleiben können: It’s a mood. It’s Herbstblues.

Und weil Mode ja stets die allgemeine Stimmung widerspiegelt, darf man seit einem Jahr offiziell Duvet tragen. Auf der Matratze wie auf der Strasse. So ein lauschig gepolstertes Stück Stoff ist perfekt für die Übergangszeit – bei Prada machte man daraus sogar einen Minirock.

Bei der New Yorker Designerin Olivia Ballard, die Berlin zu ihrer Wahlheimat auserkoren hat (wo man schliesslich dann wach ist, wenn andere schlafen), wurde nun deutlich, dass uns Bett-Couture erhalten bleibt. Und mit ihr die gute alte karierte Pyjamahose als It-Piece.

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Polos in Dick-Strick

Wir orakeln: Ihr werdet diesen Sommer diverse preppy Poloshirts tragen. Bei Miu Miu liefen die Models schliesslich wie Studierende im ersten BWL-Semester den Laufsteg runter. Beim ukrainischen Label Bobkova sah man in Berlin nun die mollig-weiche und warme Winterversion davon.

Designerin Kristina Bobkova, die seit dem Krieg mit ihren Kindern in Deutschland lebt, legt uns eine flauschige Oversize-Büro-Uniform vor, bei der die Kette auch mal verrutscht überm Kragen liegen darf. Das Credo: Leben und Styling locker nehmen, auch wenns da draussen stürmt. Kuscheln hilft.

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Fake it till you make it

Egal, ob man sich in Berlins Tornado-artigem Wind beim Anstehen vor den Shows Laub um die kalte Nase wehen liess oder ob man in minimalistischen Showrooms in den Wollmantel schwitzte – eins fiel auf: Die Fashion-Girls hatten vermehrt Sommersprossen im perfekt geschminkten Gesicht.

Und die waren meist nicht echt. Mit Henna werden die aufgemalt, liess ich mir sagen. Dabei sieht man, dass das Ganze nicht echt ist, irgendwie macht das aber nichts. Das ist cute, das ist hübsch. Ein Lichtblick der guten Laune gar. Schliesslich ist der Streetstyle in Deutschlands Hauptstadt sonst ziemlich schwarz. Halt stop: SEHR schwarz. Und düster. Und Gesundaussehen gehört ganz klar NICHT zum guten (Haut)Ton.

Finger weg von öden Mützen

Bei der jungen Marke namens Marke, die 2021 von Mario Keine gegründet wurde, wurden blütenkelch- oder schlumpfartige Strickmützen und rüschige Kopfbedeckungen gezeigt, die an an die Kopfbedeckung von Köch:innen erinnern.

Macht ja auch total Sinn, schliesslich trenden gerade Serien aus hektischen Küchen wie «The Bear». Da haben die sexy Schauspieler:innen zwar gar nichts auf – aber gut, es geht um die Referenz. Wir merken uns mal: Obenrum darf man nächsten Herbst ruhig mal was wagen.

Hosen runter

Wir stecken noch immer knietief im Revival der 2000er: Bei der Berliner Designerin Malaika Raiss begann die Reise zu ihrer Pre-Fall-Kollektion mit einem Bild von John Frusciante, dem Gitarrist der Red Hot Chili Peppers. Sie war fasziniert von seinem grungy, aber doch happy kalifornischen Stil.

Was folgte, war ein Deep Dive in Malaikas Teenie-Zeit – damals, als sie versuchte, ein quirky Tomboy zu sein und sich gleichzeitig für Mode und Styling zu interessieren. In der Kollektion «Imagine» geht es darum, diese zwei Charaktere zu vereinen.

Man fand für sie typische Silhouetten wie übergrosse Blazer und Mäntel zu figurbetonten Off-Shoulder-Kleidern, Satin-Ballerinas und seeeehr tiefsitzenden Jeans. Und das sollte man sich abschauen: die Hose einfach mal offen lassen. Wer daraufhin fragt, ob ich eigentlich den Arsch offen hätte, kriegt als Antwort: Das mühelos aussehen zu lassen, ist die hohe Kunst des Stylings.

Hausschuh-Schau

Nochmal zurück zum Bett und zum von der Berliner Autorin Ilona Hartmann zum Premiumhobby erkorenen «Häuseln»: Beim Berliner Designer William Fan wurde in den Aufwärmraum des Olympiastadions geladen, wo sich normalerweise die Sportler:innen auf ihre Höchstleistungen vorbereiten.

Seine Kollektion wirkte dagegen, als wäre sie von einem trägen Schleier überzogen. Weite Hosen, lockere Silhouetten, fluffige Schlappen: Perfekt, um am Wochenende mal athletisch den Wasserkocher zu entkalken und danach zum Biomarkt zu schlurfen. Hausschuhe sind gekommen, um immer und überall am Fuss zu bleiben. Im Winter dann eben in der Fell-Edition.

Fazit: Berlin bleibt Berlin

Im Grunde sieht vieles aus wie grad ausm Berghain gewürgt. Die Gäste, das über-diverse Casting und die Mode sind dark und zerraved. Der Look hat sich in seinen eigenen Fesselspielchen verfangen. Fetisch halt. Subversives Berlin eben.

Ist das neu? Nö. Überraschend? In etwa dem Masse wie die absichtlich herbeigefeierten Augenringe der jungen Leute. Wenn man dann plötzlich den Auftritt einer TV-Ikone wie Frauke Ludowig erfrischend findet, mag das was heissen.

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