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Fashion Find: Warum die Tech-Referenzen in der Mode langweilig sind

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Fashion Find: Warum die Tech-Referenzen in der Mode langweilig sind

Ein Look, ein Piece, ein Fashion-Moment: In unserer Rubrik «Fashion Find» erklärt unsere Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin warum sie die ständigen Y2K-Referenzen langsam nerven.

Der Kreativdirektor von Schiaparelli, Daniel Roseberry, ist derzeit der Darling der Stars. Der coolen Stars muss man sagen: Hunter Schaefer, Zendaya oder Grimes tragen die Kreationen des Couture-Hauses (und diesmal seltsamerweise auch J.Lo.)

Roseberry macht seine Sache wirklich fantastisch. Er präsentiert Saison für Saison Mode en point und hat trotzdem den Sinn für diesen einen viralen Social-Media-Moment (wir erinnern uns an Kylie Jenners Löwenkopf-Kleid), ohne dass die ganze Kollektion eine einzige Marketingmassnahme ist.

Für die Looks der laufenden Couture Week in Paris hat sich Roseberry mit dem Universum beschäftigt. Nicht weiter überraschend, weil sich Astronomie schon immer wie ein roter Faden als Code durch die Geschichte des Modehauses zieht. Die legendäre Gründerin Elsa Schiaparelli hatte ein Faible für die Sterne und ihr Onkel war gar Direktor des Brera-Observatoriums in Mailand und entdeckte die Schützengräben auf dem Mars.

Das Highlight der Show (zumindest laut Social Media) waren aber ein Kleid namens «Mother», das aus allerhand alter, glitzernder Hardware, Motherboards, CDs, Taschenrechnern und iPods besteht. Und ein Model, das ein Cyborg-Baby aus Techabfall über den Laufsteg trug.

Daniel Roseberry ist jetzt 38 Jahre alt, hat als Millennial also noch die prä-digitale Zeit miterlebt. Dass er auf den Y2K-Zug aufspringt, ist nicht überraschend (schliesslich tun das alle!). Die Designer:innen reflektieren das Spannungsfeld, das sich auftut, wenn die Kids so nostalgisch scharf auf unsmarte Klapphandys, Discmans und Digicams sind, während gleichzeitig die künstliche Intelligenz immer grössere Fortschritte macht.

Irgendwie ist es aber auch langsam langweilig. Wie oft müssen wir noch hören, dass die Vergangenheit die Zukunft beeinflusst und dass genau das dann die Gegenwart ist? Das krampfhafte Zurückbesinnen auf vergangene Zeiten und das Bangen vor der Zukunft wirken so gar nicht modern (und sollte Mode nicht genau das sein?). Was soll uns dieses Kleid sagen? Achtung, die 2000er-Tech-Zombies kommen und verbünden sich mit unserer KI-generierten Welt? Oder sehen für Roseberry so die Aliens aus? Gut, wenn Ausserirdische derart chic sind, trinke ich gerne einen Martini mit ihnen.

«Kein Social-Media-Moment wird jemals so schockierend schön sein wie ein perfekt geschnittenes Abendkleid»

«Viele Leute auf TikTok haben mittels KI meine Kollektionen in digitale Kollektionen verwandelt. Also habe ich mir gedacht, die einzige Karte, die ich jetzt noch ausspielen kann, sind meine Erinnerungen», sagte Roseberry nach der Show. Günstigerweise stimmen diese Erinnerungen – die Vorboten der Digitalisierung – mit dem grössten Trend der letzten Jahre überein. Aber ich muss jetzt dringend los, mein Myspace-Profil aktualisieren.

Nur etwas muss ich noch loswerden: Was mich wirklich von Herzen begeistert, ist die blosse Handwerkskunst, die Roseberry bei Schiaparelli an den Tag legt. Die zwei Tech-Looks sind ja ganz lustig, wenn auch die Message dahinter langsam öde ist. Aber kein effekthascherischer Social-Media-Moment wird jemals so schockierend schön, so erschreckend modern sein wie ein perfekt geschnittenes Abendkleid.

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