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Via Appia: Antiker Laufsteg nach Rom

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Via Appia: Antiker Laufsteg nach Rom

  • Text: Marc ZollingerFotos: SXC, Tommaso Mei

Die Via Appia ist über 2300-jährig. Um sich der Ewigen Stadt anzunähern, gibt es keinen besseren Weg als einen Spaziergang auf der «Königin der Strassen».

Die Via Appia ist über 2300-jährig. Um sich der Ewigen Stadt anzunähern, gibt es keinen besseren Weg als einen Spaziergang auf der «Königin der Strassen».

Sie ist in Stein gemeisselte Zeit. Die älteste und wichtigste der grossen Römerstrassen. Die Via Appia, am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. unter der Leitung von Appius Claudius erbaut, war modern, visionär und zielgerichtet. Über weite Strecken schnurgerade, führte sie auf dem schnellsten Weg von Rom nach Brindisi – in nur 13 Tagen. Dank den massigen Pflastersteinen aus Basalt, den so genannten Basoli, auch bei schlechtem Wetter. Und stets genug breit für Gegenverkehr. Die Via Appia war der Grundstein, auf dem das Imperium erbaut werden konnte. Truppen, Waren und Ideen liessen sich von nun an in Rekordzeit exportieren.

Die Legende lebt. Einige Abschnitte sind erhalten geblieben. Insbesondere das Herzstück: die letzten/ersten acht Kilometer vor Rom. Zusammen mit einer Grundfläche von 3500 Hektaren wurden sie gerade noch rechtzeitig vor der Zersiedelung gerettet und unter Schutz gestellt. Ein visionärer Akt des heutigen Rom, das im Verkehr unterzugehen droht. Die Via Appia ist nun ein grüner, nahezu autofreier Korridor, der mitten in die Megalopolis führt.

Besonders reizvoll ist sie in der Richtung der heimkehrenden Imperatoren und Legionäre, also von Süden her in die Stadt hinein. Der Weg beginnt auf der Höhe des Flughafens Ciampino. Von hier sind es etwas mehr als elf Kilometer bis zum einstigen Stadttor, der Porta San Sebastiano, wo die Via Appia begann. Eine solche Strecke hat man normalerweise flugs hinter sich. Doch hier tauchen wir in die Zeitrechnung der Ewigen Stadt ein – übrigens ein vom römischen Dichter Vergil geprägter Begriff.

Die Strasse ist ein Museum ohne Dach. Auf Schritt und Tritt begegnet man Monumenten und Ruinen, die friedlich vor sich hinaltern. Sehr imposant ist die Villa dei Quintili. Sie zählte zu den grössten Wohnsitzen jener Zeit und wurde vor kurzem als Museum zugänglich gemacht. Die meisten Relikte aber wurden für die Toten gebaut. Es sind Grabmäler in den unterschiedlichsten Formen und Grössen. Das wuchtigste war Cecilia Metella gewidmet. Auch Goethe hatte den Bau auf seiner Italienreise besucht und war sehr beeindruckt davon. Zu den Sehenswürdigkeiten,
die unter die Haut gehen, gehören die Katakomben von San Callisto, wo die christlichen Märtyrer begraben wurden.

Das grösste Erlebnis aber vermittelt einem der antike Laufsteg selbst. An vielen Stellen ist der originale Belag erhalten geblieben. Wer gut zuhören kann, dem erzählt er, was er in den mehr als zweitausend Jahren Weltgeschichte so alles über sich ergehen liess.


Der Duft von einst

Die Hostaria Antica ist nach dem Geschmack von Nostalgikern: Denn hier wird nach uralten Rezepten gekocht. Das passt hervorragend zum weitgehend historischen Ambiente des idyllisch im Archäologischen Park gelegenen Restaurants.
Via Appia Antica 87
www.anticaroma.it


Bühne der Stars

Die Via Appia Antica galt lange als erste Adresse der Leinwandhelden: Sophia Loren wohnte hier, Marcello Mastroianni, Anthony Quinn und Klaus Kinski. Von den schillernden Namen geblieben ist einzig Gina Lollobrigida (Foto). Die 85-Jährige, die einst als schönste Frau der Welt gefeiert wurde, wohnt an der Via Appia Antica 223. Auf ihrem Grundstück sollen 700 Pfauen, Enten, Fasane und Schwäne leben. Von der Strasse aus ist davon nichts zu sehen: La Lollo, wie die Italiener sie nennen, lebt in einem der am stärksten verbarrikadierten Anwesen der Via Appia.
Einige der prächtigen Villen kann man für Empfänge und Hochzeiten mieten; etwa die Villa Dino.
www.villadino.it


Das Archiv der Strasse

Capo di Bove, Rindskopf, heisst das neue Museum an der Appia. Das Grundstück war Teil eines Agrarbetriebs, der Erode Attico gehörte, dem Privatlehrer von Marc Aurel. Das stilvoll renovierten Gebäude dient auch als Archiv für Dokumente rund um die Via Appia. Das Museum ist gratis. Und es hat Toiletten – was sonst sehr rar ist entlang der Strasse.
Via Appia Antica 222
Tel. 0039 063 99 67 700


39 000 000 Euro

Soviel kostet die Villa Romana. Dieses prunkvolle Anwesen an der Via Appia wurde kürzlich zum Verkauf ausgeschrieben. Das Grundstück ist 33 000 Quadratmeter gross, 1000 davon sind Wohnfläche. Helikopter und Kleinflugzeuge dürfen hier landen.


Archäologisch dinieren

Wer hier isst, gräbt tief in der Geschichte. Das Gebäude, in dem sich das Feinschmecker-Restaurant L’Archeologia befindet, war ursprünglich eine Poststation der Via Appia, und im Weinkeller befand sich das Mausoleum einer begüterten Familie. Auf Wunsch kann man gut gealterte Weine und Grappas degustieren. Und im Innenhof wächst die älteste Glyzinie Europas: Sie blüht seit 300 Jahren.
L’Archeologia, Via Appia Antica 139
Tel. 0039 06 78 80 494
www.larcheologia.it


Mit dem Velo auf die Appia

Immer beliebter wird es, die Via Appia mit dem Velo zu befahren. Was sonst in Rom als Selbstmordversuch gilt, ist hier ein echtes Vergnügen. Über weite Strecken dürfen auf der Appia zwar nur Anwohner verkehren. Zwischen den Katakomben und den Thermen von Caracalla aber tobt der Verkehr wie überall, ausser sonntags. Dann wird in diesem Abschnitt die Strasse gesperrt. Velos gibts im Besucherzentrum des Via Appia Parks.
Via Appia Antica 42
Tel. 0039 06 51 26 314
www.parcoappiaantica.org

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1.

Das einstige Stadttor Porta San Sebastiano

2.

Das Grabmal der Cecilia Metella

3.

Die Katakomben von San Callisto