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Mit Aussicht auf Einsicht: Panoramaherberge Alpenhof in St. Anton, Oberegg AI

Stil

Mit Aussicht auf Einsicht: Panoramaherberge Alpenhof in St. Anton, Oberegg AI

  • Redaktion: Frank Heer; Fotos: Ornella Cacace

annabelle-Redaktor Frank Heer fand in der Panoramaherberge Alpenhof in St. Anton ein grosses Wetter- und Landschaftskino, das im Vorspann Glitzerschnee und Gipfelketten abspielt.

Wenn man auf dem St.-Anton-Pass bei der kleinen Kapelle aus dem Postauto steigt, wirkt der wuchtige Holzkasten auf schmaler Krete etwas schroff. Betritt man den Kasten, stimmen die inneren Werte sofort versöhnlich. Und dann diese Ausblicke, wohin man auch blickt! Dass das ehemalige Künstlerhotel vor einigen Jahren dank eigens gegründeter Genossenschaft toll saniert werden konnte, war ein Glücksfall. Und glücklich darf man auch darüber sein, dass dem Haus das gekonnt Improvisierte, liebevoll Platzierte, kunstvoll Arrangierte dabei erhalten blieb. Die riesigen Fenster im Panoramasaal sind Leinwände fürs grosse Wetter- und Landschaftskino. Das Programm ist zwar unberechenbar, aber gratis. Gut möglich, dass der Vorspann Glitzerschnee und Gipfelketten vor blauem Grund verspricht. Sich aufbäumende Wolkentürme von heftigen Böen zum Einsturz gebracht werden. Der Säntis grollt und im Rheintal die Nebelmaschinen angeworfen werden. Den Wald an den Hängen haben die Schwaden schon verschluckt, jetzt ertrinken auch wir im stumpfen Grau. Filmriss!

Ein guter Moment, um den Beobachtungsposten im Sessel vor dem Fenster aufzugeben. Nicht etwa um nach draussen zu gehen, sondern um sich einen neuen Lieblingsplatz zu suchen. Zum Beispiel in der vermutlich grössten Hotelbibliothek der Welt. Im «Alpenhof» sind 12 000 Bücher auf zwei Etagen in engen Regalreihen untergebracht. Sie gehören zum Nachlass des Zürcher Künstlers, Mäzens und Alles-Mögliche-Sammlers Andreas Züst. «Wer sich in dieses Labyrinth wagt», steht am Eingang zur Bibliothek, «dem droht rettungslose Inspiration.» Der Satz könnte auch als Hausregel verstanden werden: Wer im «Alpenhof» logiert, sucht nicht Zerstreuung, sondern Ein- und Aussichten. In den 24 Zimmern gibt es keine Fernsehapparate, dafür Kunst, Balkon und Panorama. Die nagelneue Hotelküche ist unbedient, aber selber bedienbar. Und tatsächlich kommen immer mal wieder Menschen, um hier zu arbeiten: an Drehbüchern, Romanen, Filmmusik, Semesterarbeiten … Viele hinterlassen Spuren in Form von Bildern, Texten, CDs, kleinen Zeichen oder Notizen. Der «Alpenhof» ist eben auch ein Setzkasten.

Der neuste Lieblingsplatz: zwei monströse Sessel aus pinkem Kunstleder. Daneben steht eine alte Jukebox aus den Siebzigerjahren. Sie wird alle paar Monate von Gastkuratoren mit einer neuen Auswahl an Singles bestückt. Unter der Woche sind die Chancen gross, das Hotel (fast) für sich allein zu haben, da kann man getrost auch mal die Sex Pistols drücken, die Lautstärke aufdrehen und im Panoramasaal Pogo tanzen.

– St.-Anton-Strasse 62, Oberegg, Tel. 071 890 08 04, www.alpenhofalpenhof.ch, DZ ab 140 Franken (mit Bad/WC ab 170 Franken), Frühstück 15 Franken/PersonGletscherdorf

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Hinter profanen Mauern laden Kunst und Literatur zum Abtauchen

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