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Fashion Find: Warum Trumps Sneakers gefährlich sind

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Fashion Find: Warum Trumps Sneakers gefährlich sind

Ein Look, ein Piece, ein Fashion-Moment: In unserer Rubrik «Fashion Find» erklärt unsere Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin warum Trumps goldene Sneakers alles andere als lustig sind.

Als Journalistin setze ich ja öfter meinen Algorithmus aufs Spiel. Aber diesmal brauche ich wirklich einen neuen Computer. Ich stöbere nun schon viel zu lange in Donald Trumps offiziellen Onlineshops nach den bizarrsten Produkten im Angebot. Trump-Kerzen, die hoffentlich nicht von Gwyneth Paltrow inspiriert sind («This smells like my… Golfschläger»?), das Trump «Valentine’s Set» bestehend aus einem Bademantel, Slippern und Süssigkeiten mit hübschen roten Schleifchen verziert oder auch eine Fliege in Camouflageprint für den süssen, vierbeinigen Republikaner.

Oder darf es noch etwas mehr sein? Trump hat diese Woche auf der berühmten Sneakermesse Sneakercon in Philadelphia seine neuste Geldquelle vorgestellt: die Donald Trump «Never Surrender High Top Sneakers».

Niemals aufgeben, zumindest daran hält sich der Mann. Wir erinnern uns gerne an weitere Unterfangen wie Trump-Steaks, Trump-Vodka oder gar die Trump-Airline – die gingen zwar alle Konkurs, aber Trump-Sneakers wollte der 77-Jährige laut eigenen Angaben «schon seit sehr langer Zeit» lancieren.

Entsprechend aufgekratzt begrüsste er die Kids an der Messe als «sneaker heads», wurde voller Leidenschaft ausgebuht und erzählte trotzdem seelenruhig, wie gut es für ihn laufe und dass die Fans vor dem Messegelände Schlange stünden, um seine goldenen Gangsterschuhe zu Gesicht zu bekommen.

Das winzige Detail, dass er am Tag davor an einem seiner Betrugsprozesse in New York zu einer Geldstrafe von rund 355 Millionen Dollar verurteilt wurde, liess er unerwähnt. Trump muss schliesslich arbeiten. So zumindest diktierte er es den Journalist:innen nach seiner Niederlage in New York ins Mikrofon: «Wir werden wieder an die Arbeit gehen», versprach Trump. «Wir werden Berufung einlegen, wir werden erfolgreich sein, denn offen gesagt, wenn wir nicht erfolgreich sind, ist der Staat New York weg.»

Aber zu den Sneakers: sie erinnern nur gaaanz minimal an Nikes High-top Air Force One Modell, sind aber natürlich goldfarben (inklusive Schnürsenkeln!) und auf ihnen prangt nicht nur ein übergrosses T sondern auch eine US-Flagge. Die roten Solen sind vermutlich eine Liebeserklärung an seine Frau Melania Trump, der eine Vorliebe für Louboutins nachgesagt wird.

Beschrieben werden die Schuhe als «bold, gold and tough, just like President Trump». Der stolze Preis von 399 Dollar sei ein Spezialangebot, aber dafür bekomme man immerhin noch den offiziellen «Trump Superhelden»-Schlüsselanhänger obendrauf.

Um das Shoppingerlebnis abzurunden, gibt es im Angebot noch den Duft «Victory 47» für Herren und Damen, der folgendermassen beschrieben wird: «Victory ist der charakteristische Duft von Stärke und Erfolg, umhüllt von einem luxuriösen Goldflakon». Nein, ich erfinde das nicht und Ihr seid auch nicht gerade in einer Folge «Black Mirror» hängen geblieben.

Nun, ein Gangster braucht entsprechendes Schuhwerk und ins Gangster-Business hat Donald Trump ja beste Kontakte. Vielleicht hat er aber ja auch bei seinem Buddy Kanye West angeklopft, um sich ein paar Tipps für die Vermarktung zu holen. Er hat mit seiner Turnschuh-Kollektion jedenfalls das getan, was alle kredibilen Hip-Hop-Grössen und mittlerweile auch Luxuslabels tun: er hat «gedroppt». 1000 Stück in limitierter Edition, die auf gettrumpsneakers.com noch am ersten Tag ausverkauft waren. Trump ist quasi die neue Phoebe Philo.

Michael Tyler, ein Sprecher des Biden-Lagers liess sich zu einem süffisanten Statement hinreissen: Trump komme nie wieder näher an die Air Force One heran, als mit diesen abgekupferten bootleg Off-White Sneakers.

Ja, es gibt wirklich viel zu lachen über Trumps Merchandise-Wahnsinn, nur leider bleibt einem das Lachen im Hals stecken, wenn man bedenkt, welche Strategie vermutlich dahintersteckt. Trump wird mit diesen Sneakers, die lediglich ein Lizenz-Produkt sind, nicht besonders viel verdienen. Zumindest nicht viel im Vergleich zu den Summen, die er derzeit verliert. Am Ende gewinnt der Mann aber trotzdem. Er hat es mit seiner «Mugshot»-Tasse getan und er tut es mit den Sneakers: Mit jedem Artikel, den er auf den Markt wirft, lenkt er den Blick von seinen kriminellen Machenschaften hin zu einem Produkt. Und ein Produkt ist erst einmal unschuldig, oder?

Selbst getragen hat Donald Trump die Sneakers übrigens bisher nicht. Die sind fürs Fussvolk.

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