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Fashion

Fashion Weekly: Adele ist zurück und Miu Miu verpasst das Body-Positivity-Memo

Barbara Loop
Barbara Loop

Chefredaktorin

In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut dieses Mal Lifestyle-Chefin Barbara Loop zurück auf die Mode-Woche – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Highlights.

Hello, Adele!

Die Woche ist fast vorbei, man denkt, in Sachen Fashion wirft einen nichts mehr aus der Bahn – und dann veröffentlicht die britische «Vogue» das neuste Cover mit der Sängerin Adele in einem gelben Corsagen-Kleid von Vivienne Westwood. Für den Anblick reichen drei Buchstaben: W O W. Big hair, big boobs, big dress – Adele ist zurück! Seit 2015 hat sie keine neue Musik mehr veröffentlicht und seither hat sich viel getan. Adele sieht nicht nur anders aus, – sie hat in den letzten zwei Jahren sehr viel Gewicht verloren – nein, auch musikalisch habe sie sich weiterentwickelt, wie sie im Interview erklärt. Zum ersten Mal habe sie sich bei der Produktion ihres Albums gefragt, was sie persönlich musikalisch erreichen wolle und nicht, was das Publikum von ihr erwarte. Die Platte erscheint Mitte Oktober. Die Marketing-Maschinerie ist mit dieser «Vogue»-Story schon mal bestens angelaufen.

Modischer Selbstmord?

Gelinde gesagt merkwürdig mutet der Styling-Vorschlag von Matthew M. Williams an. Der Givenchy-Designer hat einem Model auf dem Pariser Runway nämlich eine Halskette umgelegt, die aussieht wie eine Schlinge mit Henkersknoten. Den Fashion-Wachhunden von «Diet Prada» ist das nicht entgangen. Sie erinnert der Halsschmuck an die Hoodie-Schlinge, die Burberry-Designer Riccardo Tisci für Winter 2019 entwarf. Burberry entschuldigte sich damals offiziell, Tisci nannte seinen «Suicide Hoodie» dann auch «taktlos». Das Ganze schlug Wellen. Ausgeschlossen also, dass Williams davon nichts gewusst hat. Es kann sich beim jüngsten Strick-Gate also nur um einen Marketing-Trick handeln, wenn auch einer der eher geschmacklosen Sorte. Oder dachte sich Williams, er könne den Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen, da diese bei seinem Entwurf doch recht weit offen steht?

Zeigt her eure Bauchnabel!

Bauchfrei ist ja schon eine ganze Weile angesagt, aber im nächsten Frühling rutschen nicht nur die Pulli-Säume noch weiter nach oben, sondern auch die Röcke nach unten. Besonders bei der Miu Miu-Show für SS2022 wurde klar, dass nicht nur Low Waist ein ganz grosses Thema werden wird, sondern auch die Low-Waist-Super-Mini-Skirts zurück sind. Welcome back to the years of early 2000 als «Sixpack in Six Weeks» noch legitime Schlagzeilen waren und Christina Aguileras «Dirrty» im Fitnessstudio rauf und runter lief. Wie gut sich dieses Bild wohl mit der doch recht lauten Body-Positivity-Debatte dieser Tage verträgt? Nicht sehr gut lässt das Casting der Miu-Miu-Show vermuten. Body-Diversität war hier nämlich gar kein Thema.

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Balenciaga-ga

Zurück in die frühen Nullerjahre ging es auch bei Balenciaga. An der ersten Show, die nach der pandemie-bedingten Fashion-Week-Auszeit wieder live stattfinden konnte, bekamen die geladenen Gäste keine traditionelle Runway-Show zu sehen, sondern einen zehnminütigen Comic-Film, in dem die Simpsons als Balenciaga-Models die Pariser Fashion-Week besuchen. Das war lustig, die Branche bekam ihr Fett ab. Und es war ein gelungener Kommentar darauf, dass das Konzept von Fashion-Shows schon vor der Pandemie in Auflösung begriffen war und die Rückkehr zu einer Welt vor Corona auch keine richtig gute Option zu sein scheint. Die neusten Balenciaga-Looks gab es indes doch noch in echt zu sehen, getragen von ausgewählten Gästen auf dem roten Teppich.

 

Alber Elbaz zu Ehren

«Love brings Love» – Liebe führt zu Liebe, das war das Mantra von Alber Elbaz, der im April mit nur 59 Jahren an Covid-19 verstarb. «Love brings Love» war auch das Motto, unter dem ihm zum Abschluss der Pariser Fashion Week insgesamt 45 der wichtigsten Modelabels ihre Ehre erwiesen. Alber Elbaz langjährige Stylistin Babeth Dijan koordinierte die Show, gezeigt wurden die Looks in alphabetischer Reihenfolge. Von Alaïa über Jean-Paul Gaultier, Iris van Herpen und Alessandro Michele bis zu Y/Project: Viele der Designerinnen und Designer sassen an diesem Abend auch im Publikum. Und viele von ihnen wählten das Herz als Leitmotiv für die Hommage an einen, der sein Herz stets auf der Zunge trug. Zum Abschluss zollte das AZ Factory-Team dem Gründer ihre Labels Tribut.

Walk, Walk, Fashion Baby

Das Schweizer Model Vivienne Rohner eröffnete die Chanel-Show – eine Show, bei der die Models die Stars waren: Sie liefen den Runway mit wehendem Haar, voller Energie, am Ende das Posing, die Hüfte nach links und nach rechts, ein kokettes Lächeln im Gesicht. Anstatt der distanzierten Coolness von heute inszenierten die Models ihren Runway-Auftritt wie in den Achtzigern und Neunzigern als einen grossen Flirt, ein Spiel mit der Kameralinse der Fotograf:innen. «Ich liebte das Geräusch des Blitzlichtgewitters bei den Shows in den Achtzigern», sagte Chanel-Designerin Virginie Viard.

Den Flirt erwiderte hinter der Kamera übrigens das Fotografen-Duo Inez & Vinoodh. Die beiden, die inzwischen zum engen Freundeskreis des Hauses gehören, spielten die Old-School-Fotografen am Ende des Runways. Was eine Ode an Fashion-Shows und ihre Fotograf:innen war, hatte auch in modischer Hinsicht eine nostalgische Note: Badeanzüge mit weissem Besatz verwiesen auf Lagerfelds Entwürfe aus den Achtzigern, gefolgt von Maxiröcken, Tank-Tops, Lackleder-Kombis mit Bikinioberteile und goldenen Ketten, die um die Hüften der Models baumelten. Viard liess auch die farbenfrohen Anzüge aus der Lagerfeld-Ära wieder aufleben. Mit den gewagten, hochtaillierten Minis und Shorts, und Jackets mit weit ausgestellten Ärmeln, gab sie der Nostalgie eine ungeschliffene, sexy Note.

Politisches Statement auf dem Laufsteg

Zum Abschluss der Pariser Modewoche gab es noch einen kleinen politischen Skandal: Ein Klimaaktivistin, die ein weisses Transparent mit der Aufschrift «Overconsumption = Extinction» (Überkonsum = Aussterben) in fetten Lettern vor sich spannte, gesellte sich zu den Models auf dem Laufsteg der Louis Vuitton-Schau im Louvre-Museum. Marie Cohuet, wie die Aktivistin heisst, lief den gesamten Laufsteg entlang und posierte gar noch ein paar Sekunden für die Kameras, bevor sie vom Security-Personal weggetragen wurde. Die Bilder und Videos gingen natürlich sofort viral – und mit ihnen auch die Frage danach, wie die Modebranche mit klimaaktivistischen Aktionen umgehen soll. Sie zu ignorieren, scheint immer schwieriger – und vor allem längst nicht mehr zeitgemäss. «Unsere Forderungen sind formuliert», sagte Cohuet über ihren Auftritt auf dem Laufsteg. «Wir hoffen, dass dies eine Initialzündung sein wird.»

Und zum Schluss…

sei euch noch diese Fashion-Doku ans Herz gelegt: «Martin Margiela. Der Mythos der Mode». Der belgische Designer, der sich der Öffentlichkeit immer entzogen hat, ergreift in dieser Doku erstmals selbst das Wort und spricht über sein Werk. Noch bis am 27. November auf Arte.tv verfügbar.

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