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Haus von Welt: So wohnt Filmproduzentin Astrid von Stockar in Zürich

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Haus von Welt: So wohnt Filmproduzentin Astrid von Stockar in Zürich

  • Text: Rebekka KiesewetterFotos: Reto Guntli

Souvenirs von Reisen, Trouvaillen und Erbstücke schmücken das Haus von Filmproduzentin Astrid von Stockar. Ihre Villa am Zürichberg ist ein charmanter Mix aus Alt und Neu, Nah und Fern.

Souvenirs von Reisen, Trouvaillen und Erbstücke schmücken das Haus von Filmproduzentin Astrid von Stockar. Ihre Villa am Zürichberg ist ein charmanter Mix aus Alt und Neu, Nah und Fern.

Die Häuser kommen zu mir», sagt Astrid von Stockar und meint damit, dass sie ein Händchen für Immobilieninvestitionen hat. Auch die Zürcher Villa aus den Zwanzigerjahren, die ihr heutiger Ex-Mann für die Familie erworben hat und in der sie mit ihren beiden Kindern wohnt, war ein guter Kauf, wurde sie doch von den Vorbesitzern weder zu Tode renoviert noch heruntergewirtschaftet. «Sobald ich ein Haus betrete, spüre ich, ob es fröhlich oder traurig ist», sagt die Zürcherin mit schwedischen Wurzeln. Bei anderen würde das ziemlich gewollt klingen, wer bringt schon Häuser mit menschlichen Eigenschaften in Verbindung. Doch bei ihr tönt der Satz natürlich und überzeugend. Und er passt zu ihr. «Für Wohnen und Einrichten bringe ich ähnlich viel Leidenschaft auf wie für Menschen und ihre Geschichten», sagt sie und spricht vom einen und vom anderen mit der gleichen anteilnehmenden Begeisterung. Das Interesse an ihren Mitmenschen zeigt Astrid von Stockar auch in ihrer Reihe fürs Schweizer Fernsehen gedrehter Dokfilme. Als mittlerweile freischaffende Produzentin ist sie für Sendungen wie «Aeschbacher» und «Der Club» verantwortlich; für «Einfachluxuriös» reiste sie um die ganze Welt. «Es gab eine Zeit als junge Mutter, da habe ich mein Leben bis aufs Letzte ausgereizt, habe hundert Prozent gearbeitet, war immer unterwegs. Das war schön, hat mich aber auch viel gekostet. Unter anderem wohl meine Ehe», sagt sie ohne Bitterkeit. «Solange die Kinder klein sind, ist es einfacher, sie mitzunehmen oder betreuen zu lassen. Doch jetzt sind sie im Gymi, und ich möchte sie so intensiv wie möglich begleiten.» Heute bedeu- tet Reisen Ferien. Im schwedischen Sommerhaus, in der Wohnung in Klosters. Und einmal im Jahr fährt sie mit den Kindern weit weg: in die Serengeti mit dem Zelt, durch die Wüste von Oman. «Die Herausforderungen, die ich suche, sind jetzt anderer Art», sagt Astrid von Stockar. Gerade hat sie sich an der Schweizer Zahnpastafirma Swissdent beteiligt. Weil sie an das Produkt glaubt und weil sie sich von der Begeisterung und vom Idealismus des Gründers hat anstecken lassen. Gar nicht so ungewöhnlich, wie man meinen könnte, schliesslich hat sie ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium.

Die Villa am Zürichberg ist eine Familien-WG

Astrid von Stockar, Eric (15) und Loulou (13) sind, so nennen sie es, eine Familien-WG. Ein Hund gehört auch zum Haushalt im noblen Zürcher Quartier, manchmal kommen der Lebenspartner und seine zwei Kinder dazu. Die Teenager hausen – in altersgerechter Unordnung – unter dem Dach, das Elternschlafzimmer befindet sich eine Etage darunter. Vor Astrid von Stockar hat der österreichische Generalkonsul im Haus gewohnt, er hat wenig daran gemacht. «Zum Glück», sagt die Hausherrin, sie hat die alte Substanz detailgerecht und liebevoll renoviert; gerettet, was zu retten war; ersetzt, was sich originalgetreu ersetzen liess. Die unterschiedlichen Parkettböden tragen eine schöne Patina, die Fenster- griffe sehen aus, als seien sie schon immer da gewesen (dabei stammen sie aus einer in Abbruchhäusern zusammengetragenen Bauteilesammlung).

«So sehr ich dieses Haus liebe: Ich würde jederzeit wegziehen», sagt Astrid von Stockar, «ich kann mir vorstellen, total modern oder ganz einfach zu wohnen, wenn die Kinder gross sind. Einfach und luxuriös. Beides hatte ich auf meinen Reisen. Im Luxus sind sich alle Menschen gleich. Egal wo, das ist etwas langweilig. In der Einfachheit findet man das Authentische.» Dekadenz oder Prunk findet man bei von Stockars nicht. Im Gegenteil: Die Toiletten, die Küche, die Bäder wirken fast provisorisch. «Wichtiger, als die neusten Gadgets einzubauen, war es mir, dass die originalen Details erhalten bleiben. Die alten Kacheln, der schöne Klinker, die funktionale Gliederung von früher», sagt sie. So hat sie keine schicke Kochinsel, dafür einen schönen Klinkerboden; im Elternbad steht die Duschkabine wie ein Störenfried mitten im Raum, dafür ist die Plättliwand unverändert intakt.

Astrid von Stockar mag schöne Sachen, sie ist eine Sammlerin. Aber keine zielgerichtete. Sie kauft, was ihr gefällt, und deshalb passt auch alles zusammen: Im Entree geben ein geschnitzter Stuhl aus Sansibar und ein schwedisches Biedermeiersofa ein ebenso ungewöhnliches wie harmonisches Paar ab, überall stehen Erbstücke, Kunst – Altes und Neues. Es gibt Möbel aus Wien, aus Argentinien, Afrika, Schweden; im Salon hängt ein prunkvoller Leuchter: «Wir haben ihn in einer Glasbläserei auf Murano aus Einzelteilen zusammengestellt. Es dauerte ein Jahr, bis er geliefert wurde», erzählt Astrid von Stockar. Einrichten ist für sie nichts, was man vollständig und gleich zu Anfang macht. «Das muss wachsen, sonst wärs ja öd.» Niemand stört sich daran, dass beim Eingang seit acht Jahren eine nackte Glühbirne von der Decke baumelt. «Da kommt aber bald eine Leuchte der Designerin Megumi Ito hin», freut sich die Hausherrin.

Wenn etwas im Zürcher Domizil steht, heisst das nicht, dass es auch dort bleibt. Gegenstände reisen von Schweden nach Klosters nach Zürich. Nur der Tisch im Esszimmer scheint unverrückbar, er ist schwer: Astrid von Stockar hat ihn selber entworfen, das Holz stammt von einer riesigen Thuja. Das dunkle Möbel passt gut zu den ochsenblutroten Wänden. Die Farbe ist sowohl Hommage an die schwedische Heimat als auch eine Reverenz an chinesische Lackdosen, die auf der Anrichte stehen. Bilder würden hier untergehen. Aber der Tigerparavent aus Wien kann sich mit seinem intensiven Leuchten gut behaupten. Die einzigen Kunstwerke in diesem Raum sind hölzerne Stelen mit den Köpfen der Kinder der Patchworkfamilie. Ein Geburtstagsgeschenk von Astrid von Stockars Lebenspartner, gefertigt vom Brienzer Schnitzer Rolf Blöchlinger. Die Büsten sind ein augenzwinkernd-zeitgemässes Pendant zu den Ahnenporträts im Treppenhaus. «Besucher bleiben immer ewig im Esszimmer sitzen. Weil der Raum gemütlich ist und einen trotz der Farbe nicht erdrückt.» Und wenn sie nicht am Tisch sitzen bleiben, dann auf der Gäste-Toilette: Liebevoll ausgesuchte, witzige und kuriose Bändchen und Reiseliteratur en masse reihen sich an der Wand. Bücher finden sich sowieso überall, im Regal und in Stapeln auf dem Boden. Auf einem gläsernen Couchtisch liegt ein dicker Band, ein Geschenk von Fernsehfrau Christine Maier. Der Titel: «Frauen erobern die Welt: Abenteuer – Reisen – Expeditionen. Unterwegs auf fernen Kontinenten.» «Ein Buch, geschrieben für Frauen wie Du», hat die Freundin als Widmung auf die erste Seite geschrieben.

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«Besucher bleiben immer ewig im Esszimmer sitzen»: Die intensiven Farben des Raums strahlen Gemütlichkeit aus, ohne zu erdrücken

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Hell, freundlich, einladend: Salon und Bibliothek zeugen von der Sammelleidenschaft ihrer Bewohnerin

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Die Küche wurde quasi um das alte Buffet und den roten Klinkerboden herumgebaut

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Das gerahmte Tierchen im Bad soll die Haus- herrin von ihrer Spinnenphobie heilen

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Familien-WG (rechts): Astrid von Stockar mit ihren Kindern Loulou und Eric sowie Mischlingshündin Luna

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Einst bewohnte ein österreichischer Generalkonsul die alte Villa am Zürichberg. Er hat viel im Originalzustand belassen – «zum Glück», sagt Astrid von Stockar

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«Einrichten ist nichts, was man vollständig und gleich zu Anfang macht. Das muss wachsen, sonst wärs ja öd»

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Teenage Area im Dachstock: Den Schrank in Tochter Loulous Zimmer fand Astrid von Stockar auf dem Flohmarkt und malte ihn selber an