Werbung
Die Melodie der Melancholie: Postkarte aus der Algarve

Stil

Die Melodie der Melancholie: Postkarte aus der Algarve

  • Redaktion: Helene Aecherli

Ende Sommer wandert man in der Algarve über einsame Dünen. Und schwelgt im Fischerstädtchen Sagres in Schwermut.

Sagres besteht aus ein paar Häusern, dem Dorfplatz, der Praça da República, einem kleinen Fischerhafen und einer einzigen langen Strasse, die an den Wochenenden im Sommer, wenn Surfer und Bodyboarder das Städtchen vereinnahmen, gesperrt wird, um den Partys vor den Bars ihren Lauf zu lassen. Doch jetzt, zum Ende der Saison, wirkt Sagres in sich gekehrt, fast ein bisschen schwermütig, besinnen sich seine rund 2000 Einwohner wieder auf das, was sie am liebsten tun: mit der Familie zusammen sein, Fussball schauen, essen. Dementsprechend voll ist abends eines der beliebtesten Restaurants hier, das «Carlos», wo man unter gleissendem Licht Oliven und Tintenfischsalat isst, danach Fisch mit Orangen, nach einem Geheimrezept der Beizerin.

Dennoch liegt Entrücktheit in der Luft und ein sanftes Drängen nach Aufbruch. Sagres kauert am südwestlichsten Punkt Portugals, am Ende des europäischen Kontinents, wo fünfzig Meter hohe Klippen steil in den Nordatlantik abfallen und einst portugiesische Entdecker ihre Anker lichteten, um ins Unbekannte aufzubrechen. Das hat die Menschen hier geprägt. «In den Herzen der Portugiesen ist Sagres mit jener Zeit verbunden, als wir noch eine Weltmacht waren», hört man sie denn auch sagen. In ihren Stimmen mischt sich Stolz mit bittersüsser Melancholie.

Der Reisende würde Sagres vielleicht als Rückzugsort bezeichnen oder als Boxenstopp, als Ausgangspunkt für Fahrten in den Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina, dem 760 Quadratkilometer grossen Naturpark, der den gesamten südwestlichen Küstenabschnitt umfasst. Er ist von Dünen, Schluchten und Tälern durchzogen, die sich stundenlang erwandern lassen, doch am betörendsten, das sagen auch die Einheimischen, sind die Strände, wie der Cordoama Beach, einer der schönsten der Westküste. Wie recht sie haben: Eng schmiegt er sich an die schroffen, dunklen Felsen, abgesehen von ein paar Vogelspuren ist der Sand unberührt, der Wind weht noch angenehm warm. Ein paar Fischer machen sich auf den Weg zu Felsvorsprüngen. Sonst ist niemand zu sehen.

DIE BESTEN TIPPS
 

SCHLAFEN

Mit dem Martinhal Beach Resort & Hotel haben sich der ehemalige Zürcher Unternehmensberater Roman Stern und seine Frau Chitra einen Traum erfüllt: eine 5-Sterne-Anlage mit Dorfcharakter, die besonders auf Familien zugeschnitten ist. Sie liegt direkt am Meer neben Sagres, umfasst ein Boutique-Hotel mit 37 Zimmern sowie Ferienhäuser.

Die Hotelzimmer und Villen sind mit portugiesischem Design eingerichtet, das Personal wird vor Ort rekrutiert. Im «Martinhal Beach» herrscht entspannter Luxus, für Kleinkinder und Babys wird ein spezieller Baby- Concierge-Service angeboten, der vom Kinderwagen bis zum Flaschenwärmer alles besorgt. Roman und Chitra Stern haben selber vier Kinder. Da weiss man, was es in den Ferien braucht.
— Quinta do Martinhal, Tel. 00351 282 24 02 00, www.martinhal.com. DZ Beach Room: ca. 300 Fr. inkl. HP. Garden House mit zwei Schlafzimmern (2 Erwachsene und 2 Kinder von 3 bis 12 Jahren, 1 Kind bis 2 Jahren im Babybett): ca. 210 Fr. pro Erwachsener inkl. HP. (Preise ab Aufenthalt von sieben Nächten)

ESSEN

Wer beste portugiesische Küche will, ist hier richtig. Schlicht, aber hervorragend.
— Restaurante Carlos, Rua Comandante Matoso, www.restauranteocarlos.com

Pittoreskes, kitschig eingerichtetes Lokal. Nicht ganz billig, aber ein perfekter Ort für Arroz de Palvo (Reis mit Tintenfisch).
— A Tasca, Restaurant und Bar, Porto da Baleeira

Eine tolle Adresse für frisch zubereitete portugiesische Gerichte. Gut zu wissen: Hier findet man auch Vegetarisches auf der Menükarte. Nur abends geöffnet.
— Vila Velha, Rua Patrão Antonio Faustino, www.vilavelha-sagres.com

SEHEN

LAGOS war die einstige Hauptstadt der Algarve. Davon zeugen Stadtmauer und der Sklavenmarkt, der erste Europas. Hier sollen Sklaven aus Guinea und dem Senegal nach Holland verkauft worden sein. Der Sklavenmarkt ist ein guter Startpunkt für einen Rundgang durch die verwinkelten Gassen.
Tipp: einkehren im Restaurant Bora an der Rua Consulheiro Joaquim Machado. Man sitzt bei Suppe und Tapas in Polstersesseln auf der Gasse.

CABO DE SÃO VICENTE: Prachtvoller Leuchtturm am äussersten Zipfel der Küste. Auf dem Areal des Leuchtturms gibts eine Cafeteria sowie ein kleines Museum.

Wenn neben einem Neubau ein alter Kamin steht, hat das seinen Grund. In der Algarve sind STÖRCHE geschützt. Dächer oder Kamine, auf denen Störche nisten, dürfen deshalb nicht abgerissen werden.

Werbung

1.

Speisesaal im Martinhal Beach Resort & Hotel

2.

Terrasse des Martinhal Hotels: Prachtvolle Aussicht und gemütliches Sitzen auf Möbeln von portugiesischen Designern

3.

Restaurant Bora an der Rua Cosulheiro Joaquim Machado – Vor der dem Lokal sind Polstermöbel auf Pfalstersteinen, hier gibt es frische Gemüsesuppe und Tapas

4.

Feiner Tapas-Teller beim Restaurant Bora

5.

In der Zwischensaison sind die Strassen von Lagos fast menschenleer. Fast schon mythisch

6.

Die Altstadt von Lagos ist sehr verwinkelt und umgeben von Stadtmauern. Die grösste Stadt Nigerias wurde nach dem portugiesichem Lagos benannt

7.

8.

annabelle-Reporterin Helene Aecherli besuchte die Algarve Ende November: Zum gemütlichen Sonnenbaden ist es vielleicht schon etwas zu frisch, trotzdem eine ideale Reisedestination zum Sonne tanken

9.

10.

11.

12.

Carrapateira liegt bei Sagres an der Westküste und ist ein verschlafenenes Dorf mit etwa 400 Einwohnern. Ein wunderbarer Ort für einen Zwischenstopp um einen Kaffee zu trinken

13.

An der äussersten Ecke des Kontinents befindet sich der prachtvolle Leuchturm von São Vicente: Sein Licht ist bis zu einer Distanz von 30 Kilometern zu sehen und ist somit der Leuchtturm mit der zweitstärksten Leuchtkraft Europas

14.

Der Fischerhafen in Sagres ist ein sehr belebter Ort. Jeden Abend treffen sich hier einheimische Fischer mit ihrem Fang

15.

16.

Neben der Kirche Santa Maria in Lagos befand sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts der erste Sklavenmarkt Europas
 

17.

Der Platz auf dem sich der ehemalige Sklavenmarkt befand, ist heute ein guter Treffpunkt und idealer Ausgangsort für Rundgänge

Next Read