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Phoebe Philo kehrt mit eigenem Label zurück: Das steckt hinter dem Hype

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Phoebe Philo kehrt mit eigenem Label zurück: Das steckt hinter dem Hype

Alle wollen es, ohne es je gesehen zu haben: Am 30. Oktober soll Ex-Céline-Designerin Phoebe Philo ihr neues Label launchen. Woher kommt der Hype um Fashion-Phantom Phoebe?

Willst du gelten, mach dich selten. Wer denkt, auf phoebephilo.com etwas über die erste eigene Kollektion der britischen Designerin zu erfahren, der kriegt: nichts. Eine schwarze Fläche und eine trockene Aufforderung, sich für weitere Updates zu registrieren. In winzig-kleiner Typo. Klar, an vielem zu sparen, das war schon immer ihr Ding: Aufmerksamkeit. Unnötiger Schnickschnack. Was sie schürt, ist Ungeduld. Ein Begehren nach mehr Phoebe Philo, nachdem sie das Pariser Modehaus Céline 2017 nach zehn Jahren verliess. Die Sehnsucht, wieder Unmengen an Geld für einen Luxus auszugeben, der nur leise zu uns flüstert.

Sie verleiht dem Minimalismus Persönlichkeit

Quiet Luxury. Ein Begriff, der gerade erhobenen Hauptes durch den Zeitgeist schreitet und den Phoebe Philo im Grunde schon vor Jahren zu ihrem Erfolgsrezept machte. Als ein Lehrbuch der Quiet-Luxury-Garderobe gilt die HBO-Serie «Succession» über die Familie des Medienmoguls Logan Roy.

Kostümdesignerin Michelle Matland hüllt die Figuren hier in eine unauffällige aber sündhaft teure Uniform aus babyweichem Kaschmir, leichter Daune, hochwertigen Basics, klassischen Schnitten und neutralen Farben – ganz ohne Branding. Was Phoebe Philo aber kann wie keine andere: Dem Minimalismus Persönlichkeit verleihen. Das, was man in den 90ern bei Jil Sander oder Helmut Lang fand, bot sie den 2010ern.

Ist der Zeitpunkt mehr als perfekt?

Das selbstbetitelte Label der heute Fünzigjährigen, das nun wirklich am 30. Oktober gelauncht werden soll – mit dem Luxuskonzern LVMH als Partner – füllt also vielleicht eine Leere. Ein Loch, aus dem ihre Jüngerinnen, die «Philophiles», erwartungsvoll die Arme recken. Mit den Kreditkarten in den Händen.

Denn die hörten nie auf, Phoebe Philo nachzutrauern. «Old Céline» gilt als geflügeltes Wort in Vintage-Läden. Ihr Œuvre von damals ist oft mehr wert als Stücke aus den aktuellen Kollektionen von Artistic, Creative und Image Director Hedi Slimane.

Der Start des Brands Phoebe Philo wurde immer mal wieder verschoben, was natürlich zu immer mehr Unruhe führte. «Ich liebe die Idee einer Garderobe, die Idee, dass wir bestimmte Stücke etablieren und sie aktualisieren, indem wir nur die Farbe oder den Stoff ändern», hatte Philo mal erklärt. Während Quiet Luxury nach altem Geld riecht, darf man bei Phoebe Philo trotz Galeristinnen-Understatement auf frischen Wind hoffen.

Denn reinen Tisch machen, neu anfangen und Dinge neu denken – so ging die Hohepriesterin des selbstbewussten Minimalismus schon immer an ihre Mode. In den 90ern war sie Stella McCartneys rechte Hand bei Chloé und deren beste Freundin, sie hatten zusammen am Central Saint Martins College studiert. Als McCartney 2001 ihr eigenes Label gründete, trat Philo ihre Nachfolge bei Chloé an. Nach fünf Jahren ging Philo zurück nach London, widmete sich der Familie.

Dort zu bleiben war auch eine der Bedingungen der heute dreifachen Mutter, als sie 2008 den Job als Kreativdirektorin bei Céline übernahm, ein französisches Haus, das damals nicht unbedingt cool war. Philo tat, wonach ihr der aufgeräumte Kopf stand: Nichts für die Historie des Hauses nämlich, nur den Accent aigu in Céline holte sie zurück (damit ihn ihr Nachfolger Hedi Slimane 2018 sofort wieder verschwinden liess).

Ein Neuanfang – und jetzt wieder

Und Philo macht so vieles gross: die Sockboots ebenso wie Birkenstocks mit Fell. Übergrosse, perfekt fallende Rollkragen-Pullover, in denen man sich so herrlich verliert, voluminöse Ledertops, goldene Initialen wie kleine Äste um die gereckten Hälse und Mäntel, die man gerne nonchalant – wie auf dem Sprung – über die Schulter gelegt trug.

Ihre Handtaschen waren keine lauten Statement-Accessoires, es handelte sich um architektonisch angelegte Transportmittel der Habseligkeiten einer Frau, die hustlet. Und drum Laptop und Agenda mitschleppt.

Und exakt so eine ist Philo selbst. Eine starke, clevere Frau mit Kindern, die hart arbeitet und Wert auf Qualität legt. Auf eine feminine Mode, die deutlich Luxus raunt, die heimlich spektakulär ist. Stars sassen bei ihr drum weder in den Front Rows noch vor der Kamera ihres Haus- und Hoffotografen Jürgen Teller.

Da lümmelte neben der inzwischen verstorbenen Schriftstellerin Joan Didion meist Muse und Model Daria Werbowy, die jetzt aber Gesicht der ersten Gucci-Kampagne des neuen Creative Directors Sabato de Sarno ist. Comeback unwahrscheinlich. Philo lehnte es sogar stets ab, die sozialen Netzwerke zu füttern. Eben. Habt ihr euch registriert? Mal schauen, was da so passiert am 30. Oktober. Vermutlich viel. Und nichts wird mehr übrig sein.

 

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