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Preppy-Style – Mode mit Humor

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Preppy-Style – Mode mit Humor

  • Text: Silvia Binggeli

Trends kommen und gehen, der Preppy-Style bleibt. Zwei, die den lässigen College-Look bestens kennen, sagen warum: Designer Tommy Hilfiger und Lisa Birnbach, Autorin des Standardwerks «The Official Preppy Handbook».

Den Klassiker «The Official Preppy Handbook» hat Lisa Birnbach (53) schon 1980 geschrieben. In der eben erschienenen Neuauflage beschreibt sie immer noch höchst amüsant, weil selbstironisch, die Welt der Abkömmlinge amerikanischer Elite-Unis, zu denen sie gehört. Dass sie Barack Obama als Preppy bezeichnet, nehmen ihr allerdings manche übel.

annabelle: Lisa Birnbach, warum stehen Ihrem neuen Buch Leute aus den eigenen Reihen kritisch gegenüber?
Lisa Birnbach: Aus drei Gründen: Erstens mögen es manche nicht, dass ich Einblick in ihre Welt gewähre. Zweitens fragen sie: Wie soll eine Jüdin aus New York City das wissen? Aber das hat sie ja vor dreissig Jahren auch nicht gestört. Und drittens missfällt ihnen, dass ich Asiaten, Schwarze und Gays als Preppys bezeichne. Unglaublich engstirnig, oder?

Was entgegnen Sie?
Ich sage: Geht auf die guten Schulen des Landes, Harvard, Princeton, University of South Carolina. Dort seht ihr Studenten jeder kulturellen Herkunft. Wenn sie Preppys sind, müssen ihre Eltern auch Preppys sein. Wo also liegt das Problem? Das Problem ist: Wenn man in einer privilegierten Welt aufgewachsen ist, fehlt einem oft die Selbstironie. Man geht davon aus, dass Privilegien selbstverständlich sind, dass man auch ohne viel Grips wie etwa ein George Bush jr. nach Yale gehen kann – einfach weil man die richtigen Beziehungen hat. Aber zum Glück haben moderne Preppys weniger Dünkel.

Schaut man sich TV-Serien wie «Gossip Girl» an, könnte man das bezweifeln.
Die Serie über die Kids wohlhabender New Yorker ist komplett übertrieben. Kaum jemand könnte weiter weg von einem modernen Preppy sein als diese eingebildete Figur Chuck Bass. Moderne Preppys sind viel sozialer. Es gehört zum guten Ton, offen zu sein, andere nicht vom eigenen Lebensstil auszuschliessen.

Woher stammt der Preppy-Look?
Aus England, er entwickelte sich aus der Uniform von Studenten an Elite-Unis. Nach Amerika hat ihn wahrscheinlich schon die «Mayflower» gebracht.

Und wie sieht der Look heute aus?
Wie jeder Look ist auch dieser eine Art Uniform, die man aber hoffentlich individuell zusammenstellt. Cardigan, knielanger Jupe, weisses Shirt, Blazer, Hosen, Kleider, ehrlich gesagt glaube ich, dass wir dieselben sechs Teile immer wieder in unterschiedlicher Kombination tragen. Dabei sind wir stets ein bisschen underdressed – niemals overdressed.

Wer sind Ihre Lieblings-Preppys?
Das waren die Kennedys, sie wirkten klassisch, smart, und gleichzeitig warfen sie sich lässig einen Wollpulli mit V-Ausschnitt über die Schultern.

Hiess der Stil immer Preppy?
Bei Insidern vielleicht schon. Weite Verbreitung fand der Begriff aber 1970 durch den Film «Love Story», in dem die Tochter einer mittellosen italienischen Familie, gespielt von Ali MacGraw, ihren wohlhabenden Studienkollegen und späteren Mann, gespielt von Ryan O’Neal, spöttisch Preppy nennt.

Ihre erstes Buch zum Thema haben Sie 1980 geschrieben. Wie hat sich der Look seit damals verändert?
Früher war es noch sehr schwierig, überhaupt Mode im Preppy-Style zu finden. Vor allem: Kaum jemand wollte damals ein Preppy sein. Heute finden den Look alle cool, und man entdeckt ihn auf der Strasse in den unterschiedlichsten Varianten, von klassisch bis ausgeflippt, an Alt und Jung.

Sie haben mit Tommy Hilfiger eine spezielle Kollektion zusammengestellt. Was gefällt Ihnen an seiner Version des Preppy-Looks?
Vor ihm gab es Brooks Brothers – sehr klassisch. Und Ralph Lauren – eher sophisticated. Heute gibts noch Abercrombie, aber bitte, davon möchte ich lieber nicht sprechen. Vielleicht nur so viel: Man sollte das Raumparfum in den Läden verbieten! Tommy entwickelt den Preppy-Look auf eine smarte Weise. Er bringt Humor und Spass hinein, schafft mit seinen Kampagnen und Aktionen eine Welt, in der sich offene, gut gelaunte Menschen gern bewegen. Früher beschränkten sich Preppys auf Navyblue, Dunkelrot und Khaki. Dank Tommy tragen sie heute ein oranges, pinkes oder gelbes Poloshirt und Mokassins mit hohem Absatz.

Kann ein Preppy auch sexy sein?
Sicher. Aber bitte nicht im Stil der Frauen in Realityshows, mit falschen Brüsten, tiefen Ausschnitten und engen Röcken. Eher in einer leicht transparenten Chiffonbluse oder einem Kleid mit Rückenausschnitt. Eine Preppy-Frau würde immer eher ihren Rücken zeigen als ihre Brüste.

Wann ist preppy übertrieben?
Um für Tommy Hilfiger den Look in verschiedenen Ländern zu studieren, bin ich nach Japan gereist. Dort wird der Preppy-Style gerade entdeckt. Und zelebriert. Das ist schön und gut. Aber Hunde, die Handys in Täschchen mit sich herumtragen? Das macht mir Angst.


Das neue Buch von Lisa Birnbach: True Prep. It’s a Whole New Old World. Verlag Alfred A. Knopf, 2010, 256 S., ca. 22 Fr.

Tommy Hilfiger (60) hat ihn nicht erfunden, den Kleiderstil der Preppys, abgeleitet von Studenten an Eliteschulen, den Preparatory Schools. Aber er frischt ihn seit über zwanzig Jahren erfolgreich auf. Dabei hilft ihm sein «Rockerherz».

Wie ich zum Preppy wurde? Ich bin in einem gutbürgerlichen Umfeld aufgewachsen. Als junger Erwachsener rebellierte ich, erst als Hippie, später als Rocker. Ich eröffnete einen kleinen Laden, People’s Place, in dem es nach Räucherstäbchen roch und wo den ganzen Tag Freunde vorbeikamen. Von einer Reise nach New York City brachte ich coole Jeans mit Schlag mit und verkaufte sie.

Mitte der Achtziger, als meine Hippiephase vorbei war, besann ich mich auf meine klassischen Wurzeln. Aber die Kleider dazu, die Hemden, Hosen, Blazer, Poloshirts und Loafers, die ich in den Geschäften fand, waren mir zu langweilig. Ich wollte mehr Individualität und beschloss, selbst Mode zu machen. Ich wollte Kleider herstellen für Leute, die über sich lachen können, Lebensfreude ausdrücken wollen.

Ich mag starkes Rot, Gelb, Grün und Blau statt gedämpfte Töne, wie sie traditionelle Preppys tragen. Diese White Anglo-Saxon Protestants, die sogenannten WASPs, denken konservativ, kaufen kaum neue Kleider, bleiben unter sich. Moderne Preppys sind rebellischer und offener. Details spielen in ihrem Look eine wichtige Rolle. Wenn ich in einem Flughafen warte oder in einem Restaurant sitze, beobachte ich die Leute und frage mich, welches Detail könnte ihren Stil cooler machen? Ein üppiger Kragen, eine auffälligere Naht, ein grosser Knopf, ein farbiges Bündchen, eine Schleife? In mir schlägt eben immer noch ein Rockerherz. Aber bitte klassischen Rock von den Stones, The Who oder Led Zeppelin.