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Schütt isst im “Goldenen Löwen” in Zürich

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Schütt isst im “Goldenen Löwen” in Zürich

  • Text: Julian SchüttIllustration: Bazooka Bob

Normalerweise lehne ich Einladungen von Restaurants ab, die sich den Kritiker freiwillig ins Haus wünschen. Diesmal aber konnte ich nicht widerstehen. Ich wurde, geheimnisvoll genug, an einen Ort bestellt, der mir einigermassen vertraut schien, doch dachte ich immer, dass dort nur ein Schulhaus steht. Nun sollte auf jenem Areal plötzlich noch ein Restaurant «Zum goldenen Löwen» eröffnet werden. Die Crew empfing ihre rund fünfzig Gäste in einem üppigen Garten unter hohen Bäumen. Gewöhnungsbedürftig war an den währschaft gedeckten Tischen bloss, dass an jedem Platz entweder das Messer oder die Gabel aus Haselnuss geschnitzt war.

Anders als man es sonst in Zürich kennt, schaute das Servicepersonal nicht eine halbe Stunde an den Gästen vorbei, ehe es sie bediente. Die Kochbrigade stürzte sich – wenn man genau zählte – in einen Sechsgänger, fand zwischendurch aber noch Zeit, um als Lion Singers den Gästen ein Ständchen zu bringen. Das Degustationsmenü begann mit einem Vollkornbrötchen aus selbst gemahlenem Mehl mit Ringelblumen-Butter, gewann dann deutlich an Kontur, als eine Gazpacho serviert wurde. Darauf folgte ein gartenfrischer Kopfsalat, der um genau 16 Uhr gepflückt worden war, wie ein Kellner versicherte. Sehr raffiniert der nächste Gang: Lime-Sorbet mit Basilikum. Grossartig schmeckte der Hauptgang: Schweinshalsbraten, gespickt mit Knoblauch und Rosmarin, als Beilagen Ratatouille und Polenta. Gelungen auch das Dessert: Griessköpfli auf Himbeeren.

Wenn Sieben- bis Zehnjährige sich schon so ins Zeug legen, muss uns um die nächste Gourmetgeneration nicht bange werden. Und ich bin auf den Geschmack gekommen, falls eine andere Schule das Haute-Cuisine-Experiment der Gesamtschule Unterstrass in Zürich wiederholen möchte …

PS: Etwas doof fanden die zukünftigen Spitzenköchinnen und Profikellner nur, dass sie selbst nicht von allen Gängen probieren durften.

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