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Städtetrip – Loft und Jugendstilwohnung

Stil

Städtetrip – Loft und Jugendstilwohnung

  • Text: Andrea BornhauserFotos: Reto Guntli

Fabienne Abrecht fühlt sich auf zwei Kontinenten zu Hause: Die Schweizer Kunstfachfrau wohnt in einem New Yorker Loft und besitzt als Pied-à-terre eine wunderschöne Jugendstilwohnung in Basel.

Je nachdem in welcher ihrer zwei Wohnungen Fabienne Abrecht aus dem Fenster schaut, sieht sie entweder Zebras und Nilpferde oder die Fassade eines Lagerhauses. Die gebürtige Baslerin gehört zu den glücklichen Menschen, die zwei Wohnsitze ihr eigen nennen – einen in Basel, direkt beim Zoo, und den anderen im New Yorker West Village. Die meiste Zeit des Jahres lebt die 54-Jährige zusammen mit ihrem Mann Charles Abrecht in einem grossen Loft in Manhattan. Dort arbeitet Fabienne Abrecht unter anderem als Chairwoman für das renommierte Swiss Institute New York, das jungen Künstlern eine Plattform bietet. Wenn die Sommerhitze den New Yorker Asphalt zum Schmelzen bringt und ihre Freunde in die Hamptons abreisen, disloziert das Ehepaar Abrecht nach Basel, in seine Parterrewohnung, die direkt hinaus in einen saftigen Garten führt. «In New York sind wir von Zement und Beton umgeben. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir hier ins Grüne schauen können», sagt sie. Kontrastprogramm pur.

Sowieso scheint die Basler Residenz der komplette Gegenentwurf zum New Yorker Loft zu sein. So mutet diese Wohnung im Vergleich zum mondänen Apartment richtiggehend heimelig an: verwinkelte Räume, Stuckaturen, verglaste Schwingtüren, viele verspielte Details und leuchtende Pop-Art-Farben. In New York hingegen dominieren klare Formen, jede Menge Über-Weiss und Ferrari-rote Tupfer. Der Loft wurde komplett nach den Entwürfen von Fabienne Abrecht umgebaut. Zwei Jahre lang hat sie am Wohnkonzept getüftelt, mit Innenarchitekten und Handwerkern zusammengearbeitet – und sich wieder von ihnen getrennt. «Ich wollte keine Kompromisse eingehen. Heute kann ich sagen, dass alles so aussieht, wie wir es uns gewünscht haben.» Sie ist stolz auf ihre «Wellness-Oase» mitten in Manhattan, die mit einem Indoor-Kräutergarten, einem Spa und einem komplizierten Multimediasystem ausgestattet ist.

Szenenwechsel, zurück in Basel: Das 1911 gebaute Haus wurde von Fabienne Abrechts Grossvater als repräsentatives Stadthaus erworben, dessen ehemaligen Dienstboteneingang heute eine goldene Türklingel mit den Initialen der Bewohner ziert. Hier ist Fabienne Abrecht aufgewachsen, hat als Mädchen lange Nachmittage bei ihren Grosseltern verbracht, die drei Stockwerke tiefer lebten, oder schaute bei ihrer Tante im Parterre vorbei. Mit 24 Jahren entscheidet sich Fabienne Abrecht zusammen mit ihrem Mann, nach New York auszuwandern. 1981, kurz vor ihrer Abreise, heiraten die beiden. «Ich hatte zwar damals einen tollen Job in einer Werbeagentur, eine Karriere. Aber das Weggehen lag für uns beide immer in der Luft. Basel war uns einfach zu eng geworden», erzählt sie. Und so kommt es, dass das Ehepaar Abrecht seine Wohnungen und Jobs kündet, sich in der Schweiz abmeldet und mit Sack und Pack nach New York reist. Während ihr Mann an der Elite-Universität Harvard Business School studiert, beginnt Fabienne Abrecht, ihr unterdessen weltumspannendes Netzwerk zu knüpfen. Sie arbeitet als Patissière-Bäckerin in Manhattan, führt auf dem Harvard-Campus ein kleines Büro, wo sie unter anderem Lebensläufe für Studierende verfasst, lernt schnell die Sprache und immer mehr Leute kennen. «Es war noch vieles möglich, damals, in den Achtzigerjahren, in New York», sagt Fabienne Abrecht. Sie versucht sich als Künstlerin, hat Erfolg, mietet sich ein Atelier in Brooklyn, lernt wichtige Leute aus der Kunst szene und durch ihren Mann die Finanz- und Wirtschaftswelt kennen. Schon bald fühlen sich die beiden Schweizer im Big Apple mehr zu Hause als je in ihrer Heimatstadt.

Ein schwerer Motorradunfall bringt Fabienne Abrechts Welt im Jahr 1994 auf einen Schlag durcheinander. Nach längerem Spitalaufenthalt in New York zieht sie zur Rehabilitation zurück nach Basel zu ihrer Mutter. «Da habe ich gemerkt, wie gut es tut, die Familie in der Nähe zu haben.» Was ihr einst an Basel zu beschaulich war, das entdeckt sie jetzt für sich neu – das andere Lebenstempo, die Übersichtlichkeit, das Kleinteilige. Als 1996 im Haus ihrer Mutter die Parterrewohnung frei wird, müssen Fabienne Abrecht und ihr Mann nicht lange überlegen. Ein Pied-à-terre kommt auch ihrem Mann entgegen, der nach einer Firmengründung in Zürich öft er in der Schweiz weilt.

So pendeln die beiden seither zwischen zwei Wohnungen hin und her. Und zwischen zwei Lebensqualitäten. «In New York habe ich von früh bis spät einen strukturierten Tages ablauf: Morgens arbeite ich zu Hause am Computer, treffe dann Leute zum Lunch, besuche Künstler und lasse mich abends noch auf einem Empfang blicken.» In Basel schätzt Fabienne Abrecht die Ruhe und geniesst die Zeit mit ihrer Familie und Freunden aus alten Tagen. Dass sie gleich zeitig in ihrem New Yorker Büro arbeiten kann, dafür sorgen Laptop und Handy.

Wo aber ist sie zu Hause? «Wir haben uns schon immer als Weltenbürger gefühlt. In New York sind wir die Europäer, und in Basel die Amerikaner. Deshalb sind wir da zu Hause, wo unsere Zahnbürsten stehen.» Gut möglich, dass die in Zukunft wieder vermehrt in der Schweiz stehen. «New York ist eine Business-Stadt. Wir werden hier wohl nicht alt», vermutet Fabienne Abrecht. Nach fast dreissig Jahren im Big Apple ist sie zwar mit der Stadt verbunden, ganz verwurzelt ist sie aber dennoch nicht.

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Fabienne Abrecht hat die Wohnung zwei Jahre lang nach eigenen Plänen umgebaut

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Die Liebe zur Kunst ist im New Yorker Loft allgegenwärtig

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Die Basler Wohnung liegt neben dem Zolli – mit Blick auf Nilpferde

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Die heissen Monate verbringt Fabienne Abrecht lieber in der Basler Sommerfrische

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Provence-Häuser inspirierten zu den taubengrauen Wänden

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