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Wishlist: Diese Dinge wollen wir jetzt
- Text: Sandra Brun
- Bilder: Micha Freutel, ZVG; Collage: annabelle
Einmal pro Woche verrät eine unserer Mitarbeiterinnen, was sie sich gerade wünscht. Heute mit Redaktorin Sandra Brun, die sich Knallfarben und einen Pause-Knopf wünscht.
1.
A la santé
Ganz zuoberst auf meiner aktuellen Wunschliste liegt aus persönlichen Gründen ein Gut, das man sich nicht kaufen kann: Gesundheit. Wie absurd, dass wir es für selbstverständlich halten, ohne gesundheitliche Einschränkungen durchs Leben gehen zu können. Und wie unglaublich es unser ganzes Dasein bestimmt, wenn dem eben nicht (mehr) so ist. Wie gerade bei einem meiner Lieblingsmenschen, der glücklicherweise endlich auf dem Weg zur Besserung ist. Dafür braucht es noch viel Geduld. Und viel Übung. Damit zweiteres ein bisschen mehr Spass macht, wäre vielleicht dieser Gymnastikball (ca. 54 Fr.) hilfreich, der an Konfetti oder farbige Herbstblätter erinnert. Zwei Dinge, die definitiv immer ein wenig glücklicher machen.
2.
In den Warenkorb, aus dem Warenkorb
Eines meiner absolut sinnlosesten Hobbys ist es, Dinge in virtuelle Warenkörbe zu packen, sie dann aber vernunfthalber doch nicht zu bestellen, viel Zeit verstreichen zu lassen, dann panisch festzustellen, dass sie ausverkauft sind und das Nichtbestellen sofort unglaublich zu bereuen. Ich habe in meinem Kopf eine ganze Liste an Artikeln, die ich so verpasst habe und denen ich immer noch nachtrauere. Ganz zuoberst, da nigelnagelneu auf der Liste, steht dort jetzt ein Rollkragenpulli von Never Fully Dressed (ca. 84 Fr.). Ein grün glitzernder, seines Zeichens oberer Teil eines Sets, von dem jetzt nur die untere Hälfte geliefert wird, weil er eben ausverkauft ist. Oh, if I could turn back time.
3.
Gürteltier
Modetechnisch gibt es Trends, gegen die ich mich vehement sträube. Das erzähle ich dann mit Vorliebe auch möglichst vielen Menschen. Nur dumm, dass ich mich dann meist plötzlich doch an den Anblick dieser Items gewöhne, sie mit der Zeit ganz okay finde und sie dann sogar irgendwann lieb gewinne und schlussendlich doch mit auf den Zug aufspringe. So ging es mir schon mit Ugg-Boots (keine Sorge, ich bin wieder vom Zug abgesprungen), Steppwesten, Leggings, Cord, Birkenstocks, you name it. Aktueller Kandidat: Gürteltaschen. Wollte ich partout nicht, fand ich sehr unsexy, hab ich allen mitgeteilt. Und jetzt? Will ich genau so eine von La Garçonne (ca. 129 Fr.).
4.
Ich packe in meine Tasche …
Eine weitere streitbare Freizeitbeschäftigung gefällig? Filmchen darüber schauen, was Promis so in ihren Handtaschen rumtragen. Stillt meinen Voyeurismus ungemein. Macht die Promis zumindest manchmal irgendwie nahbarer. Und bringt mich immer wieder auf leicht absurde, manchmal aber auch auf ziemlich gute Wunschprodukte. Wie zurzeit das unglaublich cute Cuticle Oil (mit kleinen Rosenblättchen!) von Kure Bazaar (ca. 44 Fr.). Weil ich trockene Nagelhäutchen habe. Wie Sienna Miller. Brauche ich also unbedingt. Und weil es mir etwas realistischer erscheint als die hübsche Gucci-Tasche, in der sie es jeweils verstaut.
5.
About damn time
Ich war vor einigen Wochen in den USA und habe vorab händeringend versucht herauszufinden, ob sich meine Reisepläne mit Lizzos Tourplänen decken. Fehlanzeige. Umso glücklicher macht es mich, dass Lizzo nächsten Frühling jetzt halt zu mir, äh, ich meine nach Zürich kommt (Tickets ab ca. 93 Fr.). Dann werde ich lauthals all die Songs mitsingen, die zu meinem Soundtrack dieses Jahres wurden – in richtig guten, aber auch in richtig bescheidenen Momenten. Drum: «Turn up the music, turn down the lights. I got a feelin’ I’m gon’ be alright.»
6.
Kuschelorange
Keine Winter-Wunschliste ohne die andauernde Suche nach dem perfekten Winterpulli. Dieses Jahr bitte in Knallfarben, aus Wolle, ohne Synthetik, oversize, extrakuschlig, mit Rollkragen. Und siehe da, meinen Traumpullover gibt es tatsächlich (ca. 169 Fr.) und zwar bei & Other Stories. Ich gebe mal dem Christkind Bescheid und hoffe, er liegt dann am Weihnachtsabend unter dem Baum.
7.
Lesezeit
Dann wünsche ich mir noch ganz viel freie Zeit, um zu lesen und in andere Welten einzutauchen. Denn Bücher habe ich etliche auf dem Noch-lesen-wollen-Stapel. So etwa die Trilogie von Tsitsi Dangarembga (jeweils ca. 20 Fr.). Ich war im Sommer an einer grossartigen Lesung der simbabwischen Schriftstellerin. Und diese hat mir so grosse Lust auf ihre Bücher gemacht, dass ich jetzt eigentlich nur noch einen Pause-Knopf für die Welt bräuchte, um mich endlich in meinen Schaukelstuhl zu setzen und einfach nur zu lesen.
Die Rubrik Wishlist scheint mir 2022 ziemlich aus der Zeit gefallen. Wann kommt bei der Annabelle an, dass wir uns dringend darauf fokussieren müssen, weniger zu konsumieren? Und dabei wohl erst so eine Art Entzug durchleben würden, dann aber entdecken werden, dass der Konsum eigentlich kaum je zu unserer Zufriedenheit beitrug.
Hallo Lisa, danke für deinen Kommentar und deinen Input. Klar, dass wir uns darauf fokussieren müssen, weniger und nachhaltiger zu konsumieren. Die Wishlist ist eine Wunschliste – mit Sachen, von denen man träumt, die man gerne hätte. Das heisst aber nicht, dass man diese alle tatsächlich besitzt oder kaufen muss. Liebe Grüsse aus der Redaktion
Wünsche kann und darf man immer haben. Ob sie aber realistisch und erfüllbar sind, steht auf einem anderen Blatt. In diesem Zusammenhang ist mir ein Spruch in Erinnerung, den ich im 2. Weltkrieg in einem Restaurant gesehen habe:
„Geniesse froh, was dir beschieden, entbehre gern, was du nicht hast.
Du lebst im Krieg und nicht im Frieden, bedenke das, verehrter Gast“.
Mein grösster Wunsch ist der, dass mir vergönnt ist, in 2 Jahren meinen 100. Geburtstag erleben zu können. Dafür möge mir meine Gesundheit erhalten bleiben. Alles andere ist für mich nur unnötiger Schnickschnack.
Trotzdem: Meinen Mitmenschen – besonders den Kindern – wünsche ich, dass einige Dinge auf ihrem Weihnachts-Wunschzettel in Erfüllung gehen.