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Umfrage: Experten zur Familienplanung in Corona-Zeiten

Kinderwunsch

Umfrage: Experten zur Familienplanung in Corona-Zeiten

Familienplanung in Corona-Zeiten: Soll ich meinen Kinderwunsch jetzt angehen oder lieber warten? Medizinische Experten aus acht Ländern geben ihre Antworten. Lesen Sie hier das gesamte Interview.

Erfahrene Reproduktionsmediziner aus der Schweiz, Spanien, Österreich, Türkei, Nord Zypern, Griechenland, Lettland und aus der Tschechischen Republik haben Stellung genommen und teilen ihr Wissen zum Thema «Kinderwunsch-Behandlung und Schwangerschaft während der Coronavirus-Pandemie». Lesen Sie hier das gesamte Interview:

Sind Schwangere durch Corona speziell gefährdet?

Dr. Florian Götze (Schweiz): Schwangere mit akuter Corona-Infektion gelten gemäss aktuellem Kenntnisstand als besonders gefährdet für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe, für eine Aufnahme in die Intensivstation sowie für Frühgeburten. Die allgemein bekannten allgemeinmedizinischen Risikofaktoren gelten zudem auch für Schwangere. Bei asymptomatischen Patienten werden keine Tests durchgeführt. Es gelten die üblichen Testkriterien des BAG.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Eine kürzlich vom American CDC (Centers for Disease Control and Prevention) durchgeführte Studie kam zu dem Schluss, dass schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen haben könnten. Dies muss von IVF-Zentren (die diese Informationen in die Einverständniserklärung aufnehmen müssen) und von den Kinderwünschenden, berücksichtigt werden. Die Autoren der Studie meinen zudem, dass schwangere Frauen und ihre Familien, über das Risiko einer schweren COVID-19-assoziierten Krankheit beraten werden sollten und die Maßnahmen zur Verhinderung einer Infektion mit SARS-CoV-2, speziell hervorgehoben werden müssen.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Die Frage, ob schwangere Frauen ein höheres Risiko durch SARS-CoV-2 haben, ist immer noch Gegenstand aktueller Untersuchungen und ändert sich ständig. Auch wir sichten dazu permanent die aktuelle Datenlage und die Empfehlungen entsprechender Fachgesellschaften. Ging man im Frühjahr noch davon aus, dass Schwangere keine besondere Risikogruppe darstellen, so ist der allgemeine Konsens aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage dahingehend, dass ein etwas erhöhtes Risiko für intensivmedizinische Betreuungsmaßnahmen bestehen kann. Folglich haben nun mehrere Länder ihre Leitlinien geändert oder sind im Begriff dies zu tun. Wichtig ist es aber, auch noch einmal anzumerken, dass das absolute Risiko recht gering ist und dass die Mehrheit der Schwangeren nur leichte oder mittelschwere Symptome aufweist, ähnlich einer Erkältung oder eines grippalen Infektes. Individuelle Risikofaktoren bei der Patientin sind außerdem vorab abzuklären.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Aufgrund der Gespräche mit den IVF-Experten unserer diversen Partnerkliniken, gibt es keinen signifikanten Unterschied, der generell ein höheres Risiko für schwangere Frauen im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen belegt.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Es besteht kein erhöhtes Risiko, während der Schwangerschaft an Coronavirus zu erkranken. Mit anderen Worten, eine Schwangerschaft birgt kein erhöhtes Risiko, durch das Coronavirus kontaminiert zu werden. Schwangere Frauen mit Coronavirus scheinen auch nicht grundsätzlich negativer betroffen zu sein als infizierte Frauen welche nicht schwanger sind. Sollte es sich jedoch um einen schwereren Krankheitsverlauf handeln (bsp. schwere Lungen- und Atemprobleme) kann dies die Schwangerschaft und Entbindung erschweren.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Da die gesamte Corona Pandemie noch neu und recht unerforscht ist, liegen uns leider keine weitreichenden Daten vor. Jedoch ist bis heute nur beobachtet worden, dass die Zahl der Covid positiv getesteten schwangeren Frauen, sich in den Intensivstationen der Krankenhäuser erhöht hat, jedoch bsp. die Todesrate gleichgeblieben ist. Bei einem schweren Verlauf der Krankheit ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt zwar erhöht, und die damit verbundenen Risiken gegeben, jedoch sind bei Normalgeburten keine Probleme beobachtet worden. Zudem ist festgestellt worden, dass viele Schwangere, die auf Covid 19 positiv getestet worden sind, keinerlei Symptome aufweisen.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): Schwangere sind grundsätzlich dem gleichen Risiko ausgesetzt wie der Rest der Bevölkerung und müssen die allgemeinen Empfehlungen für die SARS-COV2-Pandemie befolgen. Es gibt keine klaren Beweise, dass schwangere Frauen häufiger an Coronavirus erkranken. Schwangere Frauen wurden aber gemäss RCOG-Richtlinien vom 14. Oktober 2020 (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, UK), vorsichtshalber in die Liste der Personen mit mittlerem Risiko aufgenommen. Nach den im September 2020 im BMJ (British Medical Journal) veröffentlichten Ergebnissen, leiden aber schwangere Frauen mit COVID-19, die bereits an Erkrankungen wie Diabetes oder chronischem Bluthochdruck leiden, oder solche, die älter oder übergewichtig sind, ebenfalls häufiger an schweren gesundheitlichen Komplikationen durch COVID-19 (BMJ 9/2020 und WHO).

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Nach Angaben der WHO haben schwangere Frauen mit COVID-19 weniger Symptome als nicht schwangere Frauen mit COVID-19, benötigen jedoch häufiger eine Intensivpflege, wenn sie schwer erkrankt sind.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Es gibt noch zu wenig Wissen darüber. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel meint beispielsweise, dass die Wahrscheinlichkeit, dass infizierte schwangere Frauen in die Intensivabteilung kommen, höher sei als bei nicht schwangeren, infizierten Frauen ist.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Schwangere Patienten haben kein übergroßes Risiko, mit dem Coronavirus infiziert zu werden. Sie sollten jedoch geeignete Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um eine Infektion zu vermeiden, da der Östrogenspiegel während der Schwangerschaft auf natürliche Weise ansteigt und dies ein thromboembolisches Risiko mit sich bringt, welches durch eine Infektion wie COVID-19 verschlimmert werden kann. Dies kann die Frau und die Schwangerschaft gefährden. Aus diesem Grund muss man während der Schwangerschaft besonders vorsichtig sein, um das Infektionsrisiko zu vermeiden. Aus diesem Grund empfiehlt beispielsweise die internationale Gesellschaft für Thrombose und Blutstillung, allen schwangeren Frauen mit COVID-19 die Verabreichung von Heparin mit niedrigem Molekulargewicht.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Eine Schwangerschaft allein stellt noch kein zusätzliches Risiko für Covid dar. Der individuelle Gesundheitszustand und die Vorgeschichte der schwangeren Frau sind für die Beurteilung ihrer tatsächlichen Risiken relevanter. Faktoren wie Übergewicht und andere gesundheitliche Risikofaktoren müssen für jede schwangere Patientin individuell berücksichtigt werden.

Soll ich eine Kinderwunsch-Behandlung in dieser Zeit überhaupt beginnen?

Dr. Florian Götze (Schweiz): Grundsätzlich gilt: Kantonale und nationale Regelungen sehen (Stand 16.11.2020) keine offiziellen Einschränkungen für eine aktive Kinderwunschbehandlung vor. Auch dürfen gemäss schweizerischer (SGRM, Schweizerische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin) und europäischer (ESHRE, European Society of Human Reproduction and Embryology) Fachgesellschaft für Reproduktionsmedizin sämtliche Behandlungen geplant und durchgeführt werden. Dennoch: Die Frage, ob mit einer Behandlung begonnen werden soll oder nicht, kann nur individuell und unter Berücksichtigung sämtlicher Faktoren beantwortet werden: Allen Patienten sollte die Möglichkeit gegeben werden, gemeinsam mit dem behandelnden Arzt zu entscheiden, ob die Behandlung fortgesetzt oder verschoben wird. Für jüngere Frauen mit erst seit kurzem bestehenden Kinderwunsch, guter reproduktionsmedizinischer Prognose und emotionaler Verfassung, könnte ein gezieltes Abwarten vielleicht eine gute Lösung sein. Hochrisikopatienten (z.B. mit Diabetes, Bluthochdruck, Patienten mit immunsuppressiver Therapie, ehemalige Transplantationspatienten, Lungen-, Leber- oder Nierenerkrankungen) sollten den Beginn der Behandlung nur in enger Absprache mit ihren behandelnden Ärzten in Erwägung ziehen. Frauen ab ca. 35 Jahren und Frauen mit eingeschränkter Eizellreserve, Paaren mit langer Leidensgeschichte und ausgeprägter emotionaler Belastung hingegen sollte in der Regel eher zu einem proaktiven Vorgehen und Verzicht auf unnötige Zeitverzögerung geraten werden.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Wissenschaftliche Gesellschaften und Gesundheitsbehörden argumentierten, dass personalisierter Ansatz die richtige Wahl darstellt. Ärzte und Patienten sollten immer einen “Freeze-All” -Ansatz in Betracht ziehen, bei dem die Entnahme von Eizellen Vorrang hat und dann die individuelle Situation der Patienten und ihres Landes oder ihrer Region, in der sie leben, berücksichtigt wird, um zu entscheiden, ob mit dem Transfer fortgefahren werden soll oder ob die Gameten/Embryonen konserviert (vitrifiziert) werden sollen. Insbesondere bei Patienten, bei denen aufgrund ihres Gesundheitszustands ein Risiko besteht und bei denen eine Verzögerung der Behandlung die Fortpflanzungsprognose beeinträchtigen könnte.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Es ist nicht davon ausgehen, dass SARS-CoV-2, ähnlich seinem Vorgänger SARS-CoV-1, einfach wieder plötzlich verschwindet, so wie es 2004 geschehen ist. Dies bedeutet, dass wir noch sehr lange mit dieser Situation leben und uns auch damit arrangieren müssen. Und auch wenn die letzten Meldungen zur Zulassung eines Corona Impfstoffes vielversprechend sind, ist davon auszugehen, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis dieser Impfstoff nicht nur den Hochrisikogruppen und Pflegepersonal zur Verfügung steht, sondern auch der breiten Bevölkerung. So vergeht viel Zeit – Zeit, die viele Kinderwunschpaare oft nicht haben. Denn die biologische Uhr läuft unvermindert weiter. Ab 39 sinken die Chancen für eine Frau ihren Kinderwunsch zu erfüllen beträchtlich. Ein zu langes Warten verschärft diese Situation. Aber auch bei einigen jüngeren Frauen, bei denen sich eine verminderte ovarielle Reserve zeigt, ist von einem längeren Zuwarten abzuraten. Natürlich ist bei einer Kinderwunschtherapie auch immer die Pandemieentwicklung mit im Auge zu behalten.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Angesichts der Tatsache, dass das Alter einer der wichtigsten Faktoren ist, die unser Fortpflanzungssystem beeinflussen, empfehlen wir, Ihre Familienplanung nicht auf Eis zu legen. Die Kinderwünschenden, welche wir in dieser Zeit begleitet haben, waren zum grössten Teil wenig beeinträchtigt. Natürlich waren sie besorgt, daher ist eine gute Begleitung durch die Spezialisten und Betreuer sehr wichtig. Lassen Sie sich von Ihrer Wunschklinik im Vorfeld aufzeigen, wie der gesamte Prozess ablaufen wird und welche Betreuungsmassnahmen vorgesehen sind.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Ja, Sie können eine Fruchtbarkeitsbehandlung beginnen. Sofern Sie allerdings Träger des Coronavirus sind, raten wir davon ab.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Diese Frage muss sehr individuell beurteilt werden. Dabei müssen Faktoren wie die aktuelle Covid Statistik des jeweiligen Landes, die Tendenz der Reproduktionswerte des jeweiligen Landes, die medizinischen Aspekte, das persönliche Risiko einer Ansteckung und die Dringlichkeit der Behandlung abgewogen werden. Wenn alle Faktoren berücksichtigt werden können, und ein Erfog der Behandlung zu erwarten ist, können sich die Patienten für oder gegen eine Behandlung in dieser Zeit entscheiden.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): Leider gibt es dazu keine eindeutige Antwort. Es gibt Frauen, die optimale Bedingungen wie das junge Alter und einen guten Zustand der Eierstöcke haben, da wäre es vermutlich sinnvoller, ihre Behandlung bis nach dieser Corona-Virus-Situation zu verschieben. Auch weil ja die jüngsten Nachrichten über die Wirksamkeit der Impfstoffe sehr optimistisch sind. Andererseits gibt es viele Frauen mit einigen sehr wichtigen Gründen, ihre Behandlung bald zu beginnen. Beispielsweise Frauen, die kurz vor der Altersgrenze stehen oder Frauen mit eingeschränkter Eierstockfunktion und der Ungewissheit, ob ihre Eierstöcke in wenigen Monaten noch funktionieren werden. Oder auch bei Frauen mit gefrorenen Embryonen aus früheren Behandlungen, die die gesetzlich vorgeschriebene maximale Lagerdauer erreichen und danach nicht mehr verwendet werden können. Die richtige Antwort lautet also, dass dies eine sehr persönliche Entscheidung für jede Frau ist, die ihren persönlichen Umständen, Bedürfnissen und Wünschen entspricht.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Laut ESHRE (European Society of Human Reproduction and Embryology) und ASRM (American Society for Reproductive Medicine) wird vermutet, dass COVID-19 auf absehbare Zeit ein Faktor bleiben wird. Wenn es keine anderen Faktoren gibt, aufgrund derer Sie Ihre Fruchtbarkeitsbehandlung verschieben müssen, können Sie die Behandlung auch in Zeiten von Corona beginnen. Selbstverständlich im Rahmen sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen. Außerdem sollten wir berücksichtigen, dass die Uhr tickt: Die Behandlung von Unfruchtbarkeit ist sehr zeitkritisch. Manchmal zählt jeder Monat und sogar jede Woche.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Wenn Sie zum Beispiel einer jüngeren Altersgruppe angehören, ohne chronische Krankheit (Asthma, Diabetes, rheumatologische Erkrankungen usw.) sind, Nichtraucher sind, über einen normalen verfügen, bedeutet dies, dass Sie wahrscheinlich in einer Gruppe mit geringem Risiko sind und Ihre  Fortpflanzungsversuche durchführen, aber auch zuwarten können. Natürlich mit allen massgeblichen Vorsichtsmassnahmen. Aber besonders Personen in der älteren Gruppe, mit biologisch begrenztem Zeithorizont, ermutigen wir zur Durchführung. Einerseits gibt es bisher keine signifikanten negativen Studien und andererseits wissen wir eigentlich nicht, wann diese Pandemie beendet sein wird (oder wird sie überhaupt enden?). Wir müssen uns jedoch immer daran erinnern, dass Patienten mit chronischen Krankheiten eher zur Risikogruppe gehören. Daher muss der Gynäkologe eng mit den Reproduktionsspezialisten zusammenarbeiten, um die besten Bedingungen sicherzustellen.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Wie bei anderen Krankheiten, kann Unfruchtbarkeit während der COVID-19-Pandemie effektiv behandelt werden. Es sollte jedoch möglichst in Einrichtungen stattfinden, die auf Reproduktionsmedizin spezialisiert sind, und alle Vorkehrungen treffen, um eine Schwangerschaft bei einer Frau mit Verdacht auf eine Infektion oder einem höheren Risiko, an der Krankheit zu erkranken, zu verhindern.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Es gibt keine grundsätzlichen Kontraindikationen für eine Fruchtbarkeitsbehandlung während der Pandemie. Offenbar sind die psychische Gesundheit und die Fähigkeit, mit dem „Stress“ der Behandlung umzugehen, um positive Ergebnisse zu erzielen, der wichtigste Faktor. Wenn das Reisen, die Planung und das Durchlaufen einer hormonellen Stimulation die Stimmung und Ruhe eines Patienten negativ beeinflusst, empfehlen wir, die Behandlung zu verschieben, bis die Situation stabiler ist. Auf der anderen Seite ist das Alter ein relevanter Faktor, und wenn es um Zeit geht, können wir unseren Patienten auch in dieser Situation eine bestmögliche Behandlung anbieten.

Haben Sie spezielle Massnahmen getroffen, um das Ansteckungsrisiko bei der Betreuung zu minimieren?

Dr. Florian Götze (Schweiz): Die Sicherheit innerhalb des Klinikbetriebes wird unter anderem durch ein dokumentiertes Hygiene- und Sicherheitskonzept gewährleistet. Dieses beinhaltet sowohl die üblichen Massnahmen zur Vorbeugung von Neuinfektionen von Patienten und Mitarbeitern (räumliche Trennung von Patientenwegen und Verzicht auf Begleitpersonen, konsequentes Lüften und Tragen von Masken, Oberflächendesinfektion etc). Symptomatische Patienten werden konsequent auf Covid-19 getestet und Behandlungen im Zweifelsfall unterbrochen (siehe unten). Ausserdem verfügen wir abgestützt auf die ESHRE Empfehlungen über interne und externe Notfallpläne, die eine Weiterbehandlung der Patienten auch dann sicherstellen, falls das Zentrum durch einen akuten Covid-19- bedingten Ausfall des Teams (Infektion / Quarantäne) nicht mehr einsatzfähig wäre.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Unsere Kliniken haben alle obligatorischen Maßnahmen zur Reduzierung des Infektionsrisikos ergriffen und auch ein sehr wichtiges wissenschaftliches Papier bei RBMO (Reproductive Biomedizine Online) mit einer schematischen Darstellung neuer Protokolle und Verfahren veröffentlicht, die während des Berichtszeitraums verabschiedet wurden für den COVID-19-Notfall. Einschließlich Anweisungen zum richtigen Vorgehen bei deren Implementierung. Natürlich müssen Masken, körperliche Distanz, Hygiene und regelmässiges Reinigen der Räume und Infrastruktur, in einem IVF-Zentrum obligatorisch sein. Zudem achten wir auf ein Minimum der gleichzeitig anwesenden Personen. Wir schlagen außerdem vor, dass alle Patienten eine Online-Konsultation erhalten, mit allen wichtigen Informationen rund um Corona.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Die Qualität der Therapie und die Sicherheit für alle Beteiligten sind in der Reproduktionsmedizin besonders wichtig. Nicht nur jetzt, in Zeiten von Corona, kommen dazu häufig Fragen auf. Doch was meist nur Wenige wissen, ist die Tatsache, dass unser IVF Zentrum eine lizensierte Gewebeentnahmeeinrichtung ist. Das bedeutet, die Maßnahmen und Arbeitsabläufe übersteigen die Standards von „normalen“ medizinischen Einrichtungen und erfüllen damit höchste Qualitätsanforderungen, Hygiene-, Sicherheits- und Dokumentationsstandards. Tatsächlich haben wir als eine der ersten Kinderwunschkliniken einen allumfassenden Maßnahmenkatalog zum Patienten- und Mitarbeiter*innenschutz entworfen, um eine Ansteckung auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Und, ein weiterer nicht unwesentlicher Bestandteil ist die Tatsache, dass wir sowohl unsere Patient*innen als auch unser Personal im Haus auf eine mögliche SARS-CoV-2 Infektionen testen können.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Absolut! Das medizinische Umfeld ist natürlich sehr gut vorbereitet und ausgestattet. Die Kliniken in unserem Netzwerk folgen den höchsten Normen. Sie sind mit allem Notwendigen ausgestattet und sorgen unter anderem dafür, dass nur eine minimale Anzahl Personen gleichzeitig in den Räumen aufhalten. Die meisten der uns bekannten Kliniken versuchen, die Anzahl der Personen in der Praxis gleichzeitig zu minimieren. Und selbstverständlich werden die Mitarbeiter regelmässig getestet. Viele liessen ihre COVID-Schutzrichtlinien zudem von den Behörden zertifizieren.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Ja, wir geben unseren Mitarbeitern eine spezielle Schulung und kümmern uns um die permanente Einhaltung der gängigen Vorkehrungsmassnahmen. Bei Patienten und den Mitarbeitern. Selbstverständlich sind sämtliche Hygiene Massnahmen bei der Untersuchung und bei den Behandlungen auf dem Höchststand. Zudem akzeptieren wir natürlich auch keine Corona-Virus-positiven Patienten in unserer Klinik. Das gilt auch für Personen, welche mit Infizierten kürzlich im Kontakt waren.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Schon die Einreise nach Nord Zypern ist nur mit einem negativen PCR Test (nicht älter als 120 Stunden) möglich. Zudem wird ein PCR Test direkt am Flughafen bei Ankunft durchgeführt, dessen Testergebnisse innerhalb von max. 8 Stunden bei uns vorliegen. Nur dann dürfen wir Patienten in unserer Klinik willkommen heissen. In unserer Klinik gelten wiederum höchste Sicherheitsvorkehrungen, wie die breite Terminvergabe (wenig Personen gleichzeitig in der Klinik), Desinfektionsmittel am Eingang, Vergabe einer neuen Maske am Eingang, Social-distance-Regeln, Fiebermessung, ect. Die ständige Reinigung und Desinfektion aller Oberflächen sind selbstverständlich. Unser Personal ist geschult und wird bei geringsten Anzeichen oder Verdacht beurlaubt. Durch all die Regelungen unseres Landes sind die Coronazahlen in Nord Zypern auf einem sehr sehr niedriegen Niveau, was uns die Arbeit wiederrum leichter macht.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Jeder in der iVF Riga Klinik hat das Wohlergehen unserer Patienten und ihrer Schwangerschaften im Vordergrund. Um die Behandlung so sicher wie möglich zu gestalten, haben wir eine Reihe von Änderungen vorgenommen.

• Wir bieten virtuelle Beratungen und Termine an.

• Wie von der Regierung empfohlen, müssen die Besucher beim Betreten der Klinik eine Gesichtsmaske tragen. Unsere Mitarbeiter tragen zudem gemäß den nationalen Richtlinien und je nach Behandlungsart, auch PPA (personal protective equipment; Schutzkleidung, Helme, Brillen etc.).

• An der Rezeption wird nach Symptomen gefragt und jeder Besucher muss einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung ausfüllen.

• Wir bitten die Besucher darum, die Hände mit dem bereitgestellten Desinfektionsmittel zu reinigen und auch die eigene Temperatur zu messen.

• Es gilt generell die Distanzregel von zwei Metern Abstand einzuhalten.

• Händedesinfektionsstationen sind in der gesamten Klinik an diversen Orten verfügbar.

• Unsere Klinik hat die spezielle Schutzabdeckung für verschiedene Kontaktflächen installiert. Alle anderen Oberflächen und die Luft werden mit geeigneten Desinfektionslösungen desinfiziert.

• Besuche in der Klinik nur nach vorheriger Absprache. Wir empfehlen Partnern dringend, außerhalb der Klinik zu warten, wenn ein Arzt seine Anwesenheit nicht benötigt.

• Bevor wir mit einer Patientin die Kinderwunsch Behandlung starten, testen wir alle auf das SARS-Cov-2-RNA Virus, um asymptomatische Fälle auszuschließen.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Ja. Natürlich gibt es zuallererst einige spezielle Bedingungen, wenn man aus dem Ausland in unsere Klinik zu kommt; mindestens zweimal wiederholte PCR-Tests (Corona Tests) und je nach Situation allenfalls Quarantäne. Außerdem testen wir alle unsere Mitarbeiter regelmässig auf Corona. Und schließlich halten wir uns strikt an die physischen Regeln (Maske tragen, soziale Distanz, Handreinigung, allgemeine Reinigung).

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Die in einem Zentrum für assistierte Reproduktion ergriffenen Maßnahmen in Bezug auf COVID-19 verfolgen vier Hauptziele. Zuallererst, um die beste Qualität der Patientenversorgung und die besten Erfolgsoptionen zu gewährleisten, das Infektionsrisiko der zur Behandlung kommenden Patienten zu minimieren, das Risiko einer Kreuzkontamination von Gameten und Embryonen zu minimieren und das Infektionsrisiko des Klinikpersonals, insbesondere der medizinischen Spezialisten, zu minimieren. Um diese Ziele zu erreichen, haben wir verschiedene Maßnahmen umgesetzt, darunter:

• Ausweitung und Verbesserung der virtuellen Besuchsmöglichkeiten mit Ärzten, Krankenschwestern, Embryologen und Verwaltungspersonal.

• Besuche von Angesicht zu Angesicht in der Klinik ausschließlich nach Vereinbarung.

• Distanzierung von Terminen, um Überschneidungen mit anderen Patienten zu vermeiden. Wir haben verschiedene Räume, in denen Patienten unabhängig voneinander warten können. Am Tag vor der Konsultation wird die Patientin kontaktiert, um zu bestätigen, dass sie keine Symptome von COVID-19 hat.

• Jeder muss während seines Aufenthalts in der Klinik eine neue Maske tragen. Wir können Patienten damit versorgen.

• Am Tag des Besuchs messen wir die Temperatur und ein Symptomfragebogen wird ausgefüllt, um ein Infektionsrisiko durch COVID-19 auszuschliessen.

• Personen, Patienten oder Mitarbeiter, bei denen der Verdacht besteht, dass sie mit SARS-CoV-2 infiziert sind, dürfen die Klinik nicht besuchen.

• Vor dem Betreten der Klinik ist eine Desinfektion von Händen und Schuhen erforderlich.

• Die Patienten müssen sich jederzeit innerhalb eines Abstands von 2 Metern zu einer anderen Person befinden, mit Ausnahme des medizinischen Personals bei bestimmten Verfahren wie Ultraschall, künstlicher Befruchtung oder Embryotransfer.

• Wenn das Gesundheitspersonal keinen Mindestabstand von 2 Metern zum Patienten einhalten kann, trägt es Schutzhandschuhe und eine FFP2-Hochsicherheitsmaske.

• Alle Räume sind mit Zwangsbelüftung versehen. Das gesamte Lüftungssystem wird ständig überprüft.

• Wir haben UV- und Plasma-Desinfektionssysteme und die kontinuierliche Reinigung der gesamten Klinik wurde intensiviert. Jeder Raum wird vor und nach dem Eintritt jedes Patienten dekontaminiert und belüftet.

• Vor Beginn der Ovarialstimulation wird für die Patientin und ihren Partner ein Antigen-Schnelltest der neuen Generation durchgeführt. Der RT-PCR-Test wird am Tag vor der künstlichen Befruchtung, der Eizellentnahme und dem Embryotransfer sowohl für die Patientin als auch für ihren Partner durchgeführt.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Als Gesundheitseinrichtung arbeiten wir bereits nach den besten Standards. Trotzdem haben wir seit März 2020 noch strengere Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften eingeführt. Nach jeder Konsultation haben wir häufigere Desinfektionen durchgeführt, unser Personal verfügt über die notwendige Schutzausrüstung; Aufforderung an die Patienten, eine Maske zu tragen und Händedesinfektionsmittel zu verwenden, welche überall in der Klinik positioniert sind; Bitten die Patienten und Ärzte, pünktlich zu den Konsultationsterminen zu erscheinen, um Menschenansammlungen im Wartezimmer zu vermeiden. Wir überprüfen die Temperatur jeder Person an der Rezeption und bitten sie, eine Erklärung zu unterzeichnen, in der bestätigt wird, dass sie keine Symptome aufweist. Die Patienten werden zudem aufgefordert, vor Beginn der Behandlung einen Covid-Test durchzuführen. Dies ist im besten Interesse einer gesunden Schwangerschaft.

Ist eine IVF Behandlung in der Pandemie mit Risiken verbunden?

Dr. Florian Götze (Schweiz): Ergibt sich aus den anderen Punkten. Grundsätzlich werden Patienten schriftlich und mündlich über die in Punkt 1-7 erwähnten Szenarien informiert.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Grundsätzlich wird eine IVF in Corona Zeiten als sicher angesehen, wenn alle Sicherheitsmaßnahmen in einem spezialisierten Zentrum angewendet werden. Die Entnahme von Eizellen ist beispielsweise sicher, aber Patienten mit spezifischen Erkrankungen (Übergewicht, Diabetes etc.) müssen sorgfältig auf das höhere potenzielle Risiko von Komplikationen untersucht werden.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Wie für fast alles im Leben kann es nie eine 100%ige Garantie und Sicherheit geben. Dennoch dürfte das Gesamtrisiko recht gering sein. Wichtig ist es, wie bei jeder Frau mit Kinderwunsch mögliche individuelle Risikofaktoren abzuklären, wie etwa BMI oder bestimmte Vorerkrankungen. Außerdem weisen wir unsere Patient*innen nachdrücklich auf die Einhaltung von Hygieneregeln hin. Auch wichtig ist es in der derzeitigen Situation soziale Kontakte auf das nötigste Minimum zu reduzieren. Bei Verdacht auf eine mögliche Infektion sollte rasch gehandelt werden, dies beinhaltet sich möglichst schnell auf SARS-CoV-2 testen zu lassen und uns, sowie den Hausarzt und den behandelnden Gynäkologen zu informieren. Übrigens gilt dies nicht nur für die derzeitige Corona Pandemie, sondern auch für die jährlich wiederkehrenden Influenzaepidemien. Auch diese sind nicht immer ungefährlich – gerade bei einer bereits eingetretenen Schwangerschaft. Daher ist hier ebenso ein konsequentes Einhalten der empfohlenen Präventionsmaßnahmen sinnvoll. Zusätzlich ist hier unbedingt eine Grippeschutzimpfung anzuraten. Diese kann auch risikolos nach einer eingetretenen Schwangerschaft erfolgen.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Hier gilt, was für alle gilt. Befolgen Sie permanent die Pandemie Richtlinien und verringern Sie damit das Ansteckungsrisiko aufs Minimum.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Bei der Pandemie ist nichts ganz sicher. Mit maximalen Sicherheitsstandards kann eine IVF-Behandlung aber durchgeführt werden.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Es gibt leider noch zu wenig oder fast keine internationalen wissenschaftlichen Erkenntnisse, inwieweit sich eine Covid Erkrankung auf die Patienten, auf die IVF Behandlung selbst oder auf den frühen Fötus auswirkt. Zudem liegen uns auch keine Daten über erhöhtes Risiko für Fehl- oder Frühgeburten vor.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): Die IVF-Behandlung ist eine sehr sichere Behandlung, wie die Erfahrung bisher gezeigt hat. Der Grund dafür ist, dass die spezialisierten Kliniken seit Beginn der Pandemie alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben, die von den internationalen Organisationen empfohlen wurden, und dass sie für jedes Verfahren ein strenges Protokoll befolgen, einschließlich und der häufigen COVID 19-Tests der Patienten rund um die Behandlung.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Hinweise auf eine spezielle Gefährdung und auch nicht darauf, dass Covid-19 schädliche Auswirkungen auf das IVF-Ergebnis hat. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Covid-19 über IVF oder IUI übertragen wird.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Wir haben noch zu wenig Wissen, um eine generelle Ungefährlichkeit anzunehmen. Wenn Sie die oben genannten Regeln einhalten, können wir aber das Maximum versuchen.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Das neue Corona Virus wurde als infektiöser Erreger des Typs 2 eingestuft, und bereits vor der Pandemie wurden Einheiten und Laboratorien für assistierte menschliche Reproduktion vorbereitet, um eine Ansteckung zwischen Embryologen, Patienten und Behandlungsproben zu vermeiden. Alle Prozesse werden unter strengen Sicherheitsprotokollen und in Räumen mit kontrollierten Umgebungsbedingungen durchgeführt. Daher ist die IVF-Behandlung auf dem sicherstmöglichen Standard. Die Hauptsache ist, dass man den Patienten gut erklärt, wie wichtig es ist, die Infektion während der Schwangerschaft zu verhindern.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Die Pandemie hat viele Bereiche der Weltwirtschaft zum Erliegen gebracht, und als solche ist es normal zu hinterfragen, ob eine „elektive“ Behandlung wie IVF auf Ihrer Prioritätenliste stehen sollte. Eine Fruchtbarkeitsbehandlung ist derzeit nicht kontraindiziert. Bei PFC (Prague Fertility Clinic) befolgen wir die höchsten Hygienestandards und Präventionsmaßnahmen und ermutigen die Patienten, die Behandlung während der Pandemie nicht zu verschieben, sondern die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Was passiert, wenn ich während der Hormonstimulation vor der Eizellenentnahme infiziert werde?

Dr. Florian Götze (Schweiz): Die ESHRE–Guideline sieht hier (abgesehen von ganz eng definierten Ausnahmesituationen) einen Abbruch der Behandlung und Verzicht auf den Eingriff vor.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Es wird immer empfohlen, sich zu Beginn der Behandlung und am Tag 5-6 der hormonellen Stimulation auf eine Sars-Cov-2-Infektion testen zu lassen und sich während des IVF-Zyklus selbst unter Quarantäne zu stellen. Die alleinige Verantwortung eines jeden von uns, kann den Unterschied ausmachen. Wenn eine Frau vor der Eizellentnahme positiv getestet wird, ist ein Behandlungsabbruch zu empfehlen.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Hier entscheidet die individuelle Situation das weitere Vorgehen. Wann erfolgte die Infektion? Liegt eine akute Infektion vor oder liegt diese bereits zurück? Wie ist/war der Verlauf? War dieser asymptomatisch?

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Wenn Sie sich während Ihrer hormonellen Stimulation infizieren, sollten Sie eigentlich Ihre Stimulation stoppen und besser auf Ihre vollständige Genesung warten. Ohnehin werden Sie als Infizierte in Isolation bleiben müssen und Arztbesuche sind nicht möglich. Denken Sie aber auch daran, dass Sie möglicherweise einige Ihrer Vorprüfungen aktualisieren müssen, wenn Sie einige Zeit unterbrochen haben. Auf jeden Fall sollten Sie das in Ihrem Fall passende Vorgehen mit Ihren betreuenden Spezialisten abklären.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Zur Sicherheit brechen wir den Zyklus im Falle einer Infektion während der Stimulation ab. Auch wenn die Patientin keine Symptome zeigt.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Wenn die Covidinfektion am Anfang der Stimmulation festgestellt wird, empfehlen wir den Abbruch der Behandlung. Nach Genesung können wir dann erneut eine Behandlung planen. Wenn gegen Ende der Stimmulatin eine Covidinfektion festgestellt wird, können wir die Abnahme der Eizellen durchführen, jedoch muss dann entschieden werden, ob wir diese unbefruchtet kryokonservieren oder als befruchtete Eizellen, also als Embriyonen einfrieren, bis die Patientin genesen ist Wenn der Partner nicht an Covid erkrankt ist, können wir eine ICSI  durchführen und die entstandenen Embrionen cryokonservieren. Diese Entscheidung treffen wir geneinsam mit einem Arzt für Immunkrankheiten, der uns dann die Blutwerte interpretiert.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): Wenn Sie während der Stimulationsperiode infiziert werden, müssen Sie die allgemeinen Empfehlungen befolgen (Isolierung für mind. sieben Tage und erneutes Testen). In allen Fällen muss die Behandlung aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Aus diesem Grund raten wir allen unseren Patienten, besonders während den Behandlungen mit assistierter Empfängnis sehr vorsichtig zu sein.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Wenn während der Behandlung Symptome von COVID-19 auftreten, bieten wir einen Test an, um zu überprüfen, ob Sie infiziert sind. Sofern eine Infizierung vorliegt, brechen wir die Behandlung ab. Um alle unsere Patienten und Mitarbeiter zu schützen, werden wir niemanden mit einer aktiven COVID-19-Infektion behandeln, bis er vollständig genesen ist. Aktuelle HFEA-Leitlinien (Human Fertilisation & Embryology Authority, United Kingdom) empfehlen, 28 Tage nach der Genesung von Covid-19 zu warten, bevor mit der Behandlung begonnen wird. Dies dient der Sicherheit von Ihnen, Ihren Embryonen und Ihren Mitmenschen.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Wenn Sie sich vor der Eizellenaufnahme infizieren, brechen wir die Behandlung ab und nehmen sie nach Ihrer Gesundung wieder auf.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Im Allgemeinen können Behandlungen zur assistierten Reproduktion geplant werden. Es kommt selten vor, dass es sich um dringende Behandlungen handelt. Daher würde im Falle eines Verdachts auf COVID-19 oder einer bestätigten Infektion die Stimulation abgebrochen und ab zwei Wochen nach dem Verschwinden der Symptome erneut geplant. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass das passiert, da eine tägliche Kontrolle des möglichen Auftretens von Symptomen durchgeführt wird, die zu ergreifenden vorbeugenden Maßnahmen eingefordert werden und vor Beginn der Stimulation ein Antigen-Schnelltest durchgeführt wird.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Um eine gesunde Schwangerschaft zu planen, muss sichergestellt werden, dass alle Risikofaktoren in höchstem Maße eliminiert oder verringert werden. Dies gilt sowohl für die natürliche Empfängnis als auch für die assistierte Reproduktion. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir, dass alle unsere Patienten vor Beginn der Behandlung auf Covid testen und sicherstellen, dass sie gesund sind. Wir raten nicht nur zu Tests vor der Behandlung, sondern empfehlen auch, dass das Paar nach Beginn der Behandlung gemäß der offiziellen Empfehlung seines Wohnortes soziale Distanz einhält und zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen trifft, um eine Infektion zu vermeiden. Angesichts der kurzen Zeitspanne zwischen den Tests vor der Behandlung und der Eizellentnahme (10 bis 20 Tage) ist es eher unwahrscheinlich, dass Patienten infiziert werden und Symptome zeigen. Wenn dies jedoch passiert ist und der Patient während der Stimulation schwere Symptome entwickelt hat, werden wir die Behandlung abbrechen und die Eizellentnahme stoppen, da dies ein Verfahren ist, das unter Narkose durchgeführt wird und wie bei jeder anderen Infektion kontraindiziert ist.

Was passiert, wenn mein Partner vor der Samenentnahme infiziert wird? Kann man diese Spermien verwenden?

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Es gibt bisher keine Hinweise auf eine Kreuzkontamination durch Spermien. Die Entnahme muss zu Hause erfolgen und die richtige Wahl muss immer vor und nach einer Behandlung isoliert werden. Wir sind sicher, dass IVF-Patienten grundsätzlich sehr genau darauf achten, dass in einem IVF-Zyklus alles richtig läuft und sich auch dieser Situation bewusst sind. Unsere speziellen Corona Informationen bedienen selbstverständlich auch diesen Prozess. Die wissenschaftlichen Untersuchungen sind bisher nicht eindeutig. Ja nach individueller Situation, können wir auch einen Unterbruch der Behandlung empfehlen und nach der vollständigen Genesung des Partners fortfahren.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Auch nachdem derzeitigen Wissensstand ist das SARS-CoV-2 im Regelfall nicht im Ejakulat nachweisbar. Die wenigen Fallberichte, die das Virus in der Samenflüssigkeit nachweisen konnten, scheinen durchweg akute und schwere Verläufe widerzuspiegeln. Sollte einer oder beide Partner akute Symptome haben, käme eine Therapie dann sowieso nicht in Frage. Unsere Verarbeitungsprozesse im Labor, wie Samenaufbereitung und Kryokonservierung, erfolgen unter entsprechenden Risikoanalysen und Sicherheitsvorkehrungen und schließen eine Verschleppung oder Kontamination mit dem Virus faktisch aus. Dies ist nicht nur der gegenwärtigen Pandemiesituation geschuldet, sondern der Tatsache, dass wir im Umgang mit Patienten mit positiven Infektionsparametern (wie Hepatitis oder HIV) geschult sind und dies zu unserer täglichen Routine gehört. Sollte sich kurz vor der Punktion bzw. der Samenabgabe herausstellen, dass eine Infektion vorliegt, bzw. vorlag wird nach Rücksprache individuell entschieden. Gegebenenfalls kann die Samenprobe auch verworfen und die gewonnenen Eizellen erst einmal kryokonserviert werden und nach Gesundung des Partners nach erneuter Samenabgabe die Eizellen befruchtet werden.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Man muss sich bewusst sein, dass noch längst nicht alle Auswirkungen von COVID bekannt sind. Daher empfehlen wir, auf Nummer sicher zu gehen und auch in diesem Fall auf die Genesung warten. Die Partnerin könnte eigentlich mit der Stimulation weitermachen, die Eizellentnahme durchführen, die Eizellen einfrieren und auf die Genesung des Partners warten. Aufgrund der Unsicherheit betreffend dem Krankheitsverlauf des Partners und dem erhöhten eigenen Risiko der Ansteckung, ist ein Zuwarten aber eher ratsam. Besprechen Sie das aber unbedingt ebenfalls mit Ihrem Fertilitätsspezialisten.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Im Falle einer Infektion des Mannes, werden wir wegen des potentiellen Risikos einer Übertragung im Labor oder auf die Nachkommen, von einer Entnahme absehen. Wir verwenden grundsätzlich kein Sperma von infizierten Männern.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Wenn der Partner mit Covid infiziert wurde, können wir die Eizellenabnahme bei der Frau bereits durchführen und die Eizellen kryokonservieren. Wenn der Partner wieder gesund ist, und eine Samenabgabe möglich ist, können wir dann die ISCI durchführen.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): Wenn der männliche Partner während der Behandlung infiziert wird und die aktive Phase der Infektion (Infektionsperiode) durchläuft, wird die Behandlung abgebrochen. Es gibt noch keine großen Erfahrungen mit den Auswirkungen der systematischen Infektion auf die Spermien, aber aufgrund der sehr hohen Infektionsrate des Virus ist ein vorläufiger Abbruch sicherheitshalber erforderlich. Wenn er kürzlich eine Infektion hatte und wieder genesen ist, kann er die Behandlung fortsetzen und alle erforderlichen Laborergebnisse vorlegen, die darauf hinweisen, dass er frei von dem Virus ist.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Es sollte beachtet werden, dass dies kein Problem ist, da es seit vielen Jahren möglich ist, das Sperma von Männern mit anderen Virusinfektionen – Hepatitis, HIV – zu verwenden. In solchen Fällen ist eine spezielle, zusätzliche Spermienverarbeitung erforderlich, um die Spermien vom Virus zu trennen. Eine andere Frage: Wäre es klüger zu warten, bis sich ein Mann vollständig von einer Virusinfektion erholt hat, da dies sicherlich seine allgemeine Gesundheit sowie die Qualität seines Samens beeinträchtigen kann? Wenn möglich, wäre es definitiv die richtige Wahl zu warten. Wenn die IVF-Behandlung jedoch aus irgendeinem Grund nicht verzögert werden kann und bei ihrem Ehemann plötzlich eine Infektion diagnostiziert wird, besteht kein Grund zur Besorgnis.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Wenn Ihr Partner vor der Samenentnahme infiziert wird, verschieben wir die Spermaabgabe bis nach seiner Genesung. Wir können jedoch Ihre Eizellen entnehmen und einfrieren, um sie nach der Heilung Ihres Partners zu verwenden. Wir gehen lieber auf Nummer sicher, weil wir mit dem jetzigen Informationsstand nicht genau wissen, was auf Embryo-Ebene passieren wird, wenn wir eine IVF-Behandlung mit Spermien einer infizierten Person durchführen.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Bei PFC (Prague Fertility Clinic) umfassen alle unsere Programme die Kryokonservierung einer Spermaprobe. Seit Beginn der Pandemie haben wir generell einen hohen Anstieg der Kryokonservierung von Spermien und Eizellen festgestellt. Unser Ansatz zur Behandlung der Fruchtbarkeit ist eher konservativ und präventiv, daher haben wir uns diese Zeit genommen, um die Patienten zu beraten und das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig es ist, die Fruchtbarkeit zu erhalten, während sie gesund sind. Jedem neuen Paar wird empfohlen, zeitnah nach Prag zu reisen, um eine Probe zu hinterlassen, während sie gesund sind und um die Behandlung in aller Ruhe planen zu können. Auf diese Weise verringern wir das Risiko erheblich. Wenn der Patient kurz nach dem Verlassen der Probe zur Kryokonservierung positiv getestet wird, werden wir diese Probe nicht verwenden und die Behandlung erst wieder zu starten, wenn der Patient vollends gesund ist. Wenn der Patient kurz vor der Bereitstellung einer frischen Samenprobe positiv getestet wird (und es keine kryokonservierte Probe gibt), empfehlen wir, die Eizellen der Partnerin einzufrieren und zu einem späteren Zeitpunkt mit gesundem Sperma zu befruchten.

Was passiert, wenn die Frau vor oder während des Embryotransfers infiziert wird?

Dr. Florian Götze (Schweiz): In beiden Szenarien 6. und 7. würde man eine laufende IVF-Behandlung unterbrechen und die unbefruchteten Eizellen (#6) oder die Embryonen (#7) ausserplanmässig einfrieren (vitrifizieren). Nach Abwarten einer geeigneten Sicherheitsperiode kann die Behandlung anschliessend an gleicher Stelle wieder aufgenommen werden, ohne erneut die belastende Hormonstimulation und Eizellgewinnung durchlaufen zu müssen.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Wenn die Frau vor einem Embryotransfer positiv getestet wurde, ist es am besten, die Behandlung zu unterbrechen, die Embryos einzufrieren und zu warten, bis die Infektion vollständig abgeklungen ist.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Sollte sich eine Patientin nachweislich vor einem Transfer angesteckt haben, besteht, wie bereits erwähnt die Möglichkeit den Transfer zu verschieben und die Embryonen oder Eizellen mittels aseptischer Vitrifikation einzufrieren. Dies gehört seit Jahren in unserer Klinik zur Routine. Beispielsweise erfolgt so ein Abbruch der Therapie nach der Punktion, wenn die Gebärmutterschleimhaut nicht optimal aufgebaut ist, oder bei Vorliegen eines Myoms oder Polypen ein Transfer nicht indiziert ist. Gleiches gilt, wenn die Gefahr einer Überstimulation besteht, wie etwa bei PCOS Patientinnen.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Sofern der Transfer noch nicht stattgefunden hat, wäre es grundsätzlich möglich, den Embryo einzufrieren und auf die Genesung warten. Auch hier gilt, lassen Sie sich unbedingt von Ihren Spezialisten beraten.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Wenn die Frau vor dem Embryotransfer infiziert wird, frieren wir die Embryonen ein und unterbrechen den Zyklus. Sobald die Patientin wieder gesund und das Testergebnis negativ ist, führen wir die Behandlung weiter.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Wenn die Patientin kurz vor dem Embriyonentransfer erkrankt, ist wiederum eine Kryokonservierung der Embryonen sinnvoll. Wenn die Patientin später wieder geheilt ist, müssen wir diesmal nur noch ihre Gebärmutter aufbauen und können das Embryo transferieren.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): In jedem Fall werden wir ihr raten, den Transfer abzubrechen und die Embryonen einzufrieren. Eine erfolgreiche Implantation wird auch vom Immunsystem beeinflusst, und alles, was während dieser Zeit potentiell negativ beeinflusst, verringert die Chancen auf ein erfolgreiches Ergebnis.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Wenn Sie vor dem Embryotransfer Symptome entwickeln, werden Sie gebeten, alle Ihre Embryonen einzufrieren und erst einen Embryotransfer durchzuführen, sobald Sie vollständig genesen sind. Um alle unsere Patienten und Mitarbeiter zu schützen, werden wir niemanden mit einer aktiven COVID-19-Infektion behandeln, bis er vollständig genesen ist. Wir untersuchen alle, bevor wir unsere Klinik besuchen, und bieten einen COVID-19-Test an. Wenn Sie den COVID-19-Test vor der Behandlung durchführen und nicht infiziert sind, können Sie beruhigt mit der Behandlung beginnen.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Wenn wir das Ergebnis der Infizierung vor dem Transfer erhalten, schlagen wir vor, zuzuwarten Die Embryonen würden wir in diesem Fall einzufrieren, um sie nach der Genesung zu verwenden. Wenn der Transfer jedoch bereits durchgeführt wurde und Sie schwanger werden, müssen betonen, dass wir über die Auswirkungen von Covid-Infektionen während des Transfers noch zu wenig Informationen haben und nicht wissen, wie es sich auf die Schwangerschaft, das Baby und Sie, auswirken kann.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Bei CREA-Valencia führen wir vor Beginn der Stimulation und vor der Entnahme der Eizellen oder der künstlichen Befruchtung einen Antigen-Schnelltest der neuen Generation durch, nicht nur für die Patientin, sondern auch für ihren Partner. Nicht wegen des eher unwahrscheinlichen Risikos, dass das Virus in den Samen gelangen kann, sondern wegen des erhöhten Infektionsrisikos der Patientin, wenn ihr Partner infiziert ist. Wenn der männliche Partner infiziert wäre, würden wir die Behandlung zur Sicherheit abbrechen.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Die Prague Fertility Clinic (PFC) empfiehlt jedem, der eine Schwangerschaft plant, sicherzustellen, dass er gesund ist. Wenn Sie eine Fruchtbarkeitsbehandlung durchführen möchten, empfehlen wir diese umso mehr. Die Philosophie von PFC ist es, den Erfolg jeder einzelnen Behandlung zu maximieren. Wir untersuchen jeden Patienten sehr sorgfältig, um ihn auf eine erfolgreiche Behandlung vorzubereiten. Wenn wir den kleinsten Risikofaktor identifizieren, ist es unsere Verpflichtung, uns darum zu kümmern, bevor wir einen Patienten für die Behandlung freigeben. Dies führt zu unserem hohen Erfolg. Ein positiver Test vor oder während des Embryotransfers bedeutet daher, die Behandlung zu unterbrechen. Wir bevorzugen es, die Embryonen für den zukünftigen Transfer zu vitrifizieren (einfrieren), anstatt unter diesen Umständen fortzufahren. Nochmals, Tests vor dem Embryotransferzyklus, sowie die Einhaltung der höchsten sozialen Distanzierungs- und Präventionsmaßnahmen während der Behandlung, sollten das Infektionsrisiko maximal eindämmen. Wenn der geplante Transfer ein Frozen Embryo-Transfer war, werden wir den Transfer einfach auf einen zukünftigen Menstruationszyklus verschieben.

Ich habe eine erfolglose Kinderwunsch Behandlung vor der Pandemie hinter mir. Mit über 40 Jahren frage ich mich, ob die Zeit drängt, oder ich auf die Verbesserung der Corona Situation warten kann. Was meinen Sie?

Dr. Florian Götze (Schweiz): Nach 40 Jahren gilt es im Grundsatz keinerlei Zeit zu verlieren und trotz Corona Pandemie, zeitnah geeignete Strategien mit einem Reproduktionsmediziner zu diskutieren.

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Das Alter der Frau ist ein wichtiger Faktor, der bei der Überlegung, eine Kinderwunsch Behandlung während der Corona Zeit zu starten, berücksichtigt werden muss. Die Technologie gibt uns jedoch die Möglichkeit, die Zeit etwas anzuhalten. Man könnte die Eizellenentnahme durchführen, sie einfrieren und den Embryotransfer später vollziehen, wenn der beste Moment für die Frau bzw. der Pandemiesituation, da ist.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Wie bereits oben dargelegt, raten wir von einem weiteren Zuwarten ab, um die Chancen auf das Wunschkind nicht unnötig zu minimieren, gerade wenn eine Frau das 40. Lebensjahr überschritten hat. Im Individualfall und unter Berücksichtigung des Verlaufs der Pandemiesituation kann gegebenenfalls überlegt werden nach Stimulation, Eizellentnahme und IVF-Therapie Embryonen oder gegebenenfalls auch Eizellen zu kryokonservieren und einen Ebryonentransfer auf einem späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Starten Sie auf jeden Fall bereits mit der Wahl der passenden Klinik. Die intensive Recherche und der ausgiebige Informationsaustausch mit den Kliniken in der engeren Auswahl, nimmt viel Zeit in Anspruch. Beziehen Sie ebenfalls alle ihre Corona spezifischen Fragen ihn Ihre Abklärungen mit ein und wählen Sie jene, die Ihren Anforderungen entsprechen und bei der Sie das beste Gefühl haben.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Mit über 40 Jahren sollten Sie die IVF-Behandlung eher nicht weiter aufschieben. Wir wissen nicht, wie lange die Pandemie dauern wird. Informieren Sie sich aber bei der behandelnden Klinik, über deren Sicherheitsmassnahmen im Detail.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Je nachdem, wie die Dringlichkeit einer IVF Behandlung ist, muss man sich für oder gegen eine IVF Behandlung in dieser Zeit entscheiden. Dabei müssen alle Risikofaktoren je nach dem Coronastand des jeweiligen Landes mitberücksichtigt werden. Die Dringlichkeit kann man je nach dem individuellen, gesundheitlichen Stand der Patientin, wie z.B. aktuelle Hormonwerte, festlegen. Wenn ein Risiko besteht, dass sich mit weiterer vergangener Zeit, die Erfolgschancen einer IVF Behandlung zu stark verringern, sollte dies bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): Diese Entscheidung und hängt stark mit den persönlichen Umständen jeder Frau zusammen. Es hängt unter anderem vom aktuellen Zustand ihrer Eierstöcke ab und natürlich von Ihren persönlichen Bedürfnissen. Viele Frauen in diesem Alter werden früher oder später einen Rückgang ihrer Eierstockreserve feststellen, aber niemand kann vorhersagen, wann dies geschehen wird. Wir glauben, dass dies eine sehr persönliche Entscheidung ist und in engem Zusammenhang mit dem Gefühl der Frau und den Umständen um sie herum ist.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): COVID-19 ist ein neues Virus, daher gibt es bisher nur begrenzte wissenschaftliche und medizinische Hinweise dafür, wie es eine Schwangerschaft beeinflusst. Das britische Fachgremium, das Royal College of Geburtshelfer und Gynäkologen (RCOG), hat jedoch mitgeteilt, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass die COVID-19-Infektion in der Schwangerschaft schlimmer sei und beispielsweise das Risiko von Fehlgeburten oder Schwangerschaftskomplikationen erhöht seien. Das RCOG hat auch darauf hingewiesen, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass Babys infolge einer COVID-19-Infektion mit Schäden geboren werden und die britische Regierung hat den Menschen nicht geraten, eine Schwangerschaft zu vermeiden. Die Studie zeigt aber auch, dass eine Verzögerung der IVF-Behandlung um bis zu 180 Tage die Schwangerschaftsergebnisse bei Frauen mit verminderter Ovarialreserve nicht wesentlich beeinflusst. Klären Sie am besten mit Ihrem Arzt ab, wie das in Ihrem konkreten Fall aussieht.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): Wenn Sie als Frau über 40 Jahre alt sind, ist die Zeit ein sehr relevantes Kriterium. Sofern solche Patientinnen nicht einer Risikogruppe angehören, ermutigen wir sie in der Regel, ihre Behandlung unter strikter Einhaltung der Corona Sicherheitsmassnahmen und nach vorgängigem Corona Test, zu starten.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Wichtiger als nur das Alter, wäre die konkrete Beurteilung der Eierstockreserve jeder Frau. Bei geringer Eierstockreserve ist es nicht ratsam, die Behandlung zu verschieben, obwohl eine kürzlich durchgeführte Studie zeigt, dass eine Verzögerung der Behandlung um einige Monate, selbst bei Frauen mit niedriger Eierstockreserve, die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nicht wesentlich beeinträchtigt.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Mit 40 Jahren spielt die Zeit eine grosse Rolle und die Behandlung aufschieben, ist vermutlich keine gute Option. Wir sind wir derzeit voll einsatzbereit. Wir raten den Patienten, auch über dieses Alter hinaus, ihre Familienpläne fortzusetzen und die Behandlung so bald wie möglich zu beginnen. Obwohl wir weltweit die unterschiedlichsten Reisebeschränkungen verzeichnen, bieten wir weiterhin volle Unterstützung für Patienten, die früher oder später nach Prag reisen möchten. Wir empfangen weiterhin Patienten aus Übersee, aus Europa und bieten, einen auf die jeweiligen Situationen abgestimmten, Support an. Wir helfen bei Grenzformalitäten, der Buchung von Unterkünften, dem Zugang zu lokalen Dienstleistungen und Transportmitteln usw. Unabhängig davon, wie jung und gesund sich unsere über 40-jährigen Patienten fühlen, liegt es in unserer Verantwortung, das Bewusstsein für die Bedeutung des biologischen Zeitalters zu schärfen. Je früher sie mit der Behandlung beginnen, desto höher sind ihre Erfolgschancen, auch während einer Pandemie.

Was passiert, wenn das Reisen wegen Corona eingeschränkt oder unmöglich ist?

Dr. Mónica Aura (Spanien), Dr. Francesca Bongioanni (Italien): Die beste Wahl ist es, ein IVF-Zentrum in Nähe des Ortes Ihrer Unterbringung zu haben. Als Gruppe können wir in allen unseren Zentren überall dieselben qualitativ hochwertigen Vorgehensweisen anbieten. Dank unserer Plattform können wir jederzeit wichtige Daten und Informationen aktualisieren und permanent im Austausch bleiben. Die heutigen Formen der Telemedizin sind bestens geeignet und haben sich auch im Bereich der Kinderwunsch Behandlung gut bewährt. So verringern wir Entfernungen und bleiben nah zu unseren Patienten.

Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Wir gehen nicht davon aus, dass der Personenverkehr in dem Maße heruntergefahren wird im Frühjahr dieses Jahres. Aber auch in diesem Zeitraum waren Gesundheitseinrichtungen immer von den Lock-down Maßnahmen ausgeschlossen. Es war und ist für unsere Patient*innen immer möglich unsere Klinik zu betreten, wenn dies erforderlich war. Ebenso war und ist für unsere Patient*innen aus dem Ausland auch immer ein Grenzübertritt möglich. Wir stellen für unsere Patient*innen, wenn nötig entsprechende Dokumente aus, die Ihnen einen Grenzübertritt zur Behandlung in unserem Zentrum ermöglichen. Auch können wir, wie bereits erwähnt, eine Testung auf SARS-CoV-2 vor Ort vornehmen, falls ein Test behördlich vorgeschrieben sein sollte.

Michaela Novotna (Tschechische Republik): Wir müssen mit Corona leben lernen und uns an die neuen Situationen anpassen. Niemand kann in die Zukunft sehen aber der assistierte Kinderwunsch wird sicherlich seinen Weg finden. Konkret ist es natürlich auch abhängig davon, in welcher Behandlungsphase Sie sich befinden. Beispielsweise kann die weit entwickelte Technik des Einfrierens (Kryokonservierung) angewendet werden. Mit den modernsten medizinischen Verfahren lassen sich heutzutage Eizellen und Spermien verlässlich einfrieren und zum geeigneten Zeitpunkt verwenden.

Prof. Dr. Meric Karacan (Türkei): Bei Reisebeschränkungen werden wir warten, bis die entsprechenden Bedingungen wieder normal sind. In der Türkei sind derzeit jedoch Flüge geöffnet und die Klinik ist ebenfalls geöffnet. Wir empfangen immer noch viele Patienten aus vielen Ländern der Welt.

Dr. Berk Angün (Nord Zypern): Wenn eine Reise nicht möglich ist, müssen wir die Behandlung leider abbrechen und verschieben. In den folgenden Zyklen können wir dann eine neue Behandlung planen und durchführen, dann wenn das Reisen wieder möglich ist.

Dr. Dimitri Papanikolaou (Griechenland): In diesem Fall wird die Behandlung meist abgebrochen und gemeinsam mit der Patientin ein neuer Plan erstellt. Wir überwachen die Situation ständig und werden unsere Patienten unverzüglich über mögliche und anstehende Änderungen informieren. Unsere bisherigen Erfahrungen haben aber gezeigt, dass wir eine Behandlung normalerweise um nicht mehr als 2 Monate verschieben müssen.

Dr. Violeta Fodina (Lettland): Während der Pandemie in Europa hat jedes Land spezifische Regeln für das Reisen. Und sie können rasch ändern. Hier in Lettland ist beispielsweise die Einreise momentan (Stand 16.11.20) möglich, es gibt jedoch Quarantäneregeln. Wenn Sie aus einem Land angereist sind, wo der kumulative 14-Tage-Indikator höher als 50 (pro 100’000 Einwohner) ist, müssen Sie 10 Tage lang in die Selbstisolation: Bleiben Sie am Ort der Selbstisolation, ohne andere Personen dem Infektionsrisiko auszusetzen und ohne direkten Kontakt mit anderen. Keine Gäste empfangen, niemanden besuchen, nicht zur Arbeit gehen oder sich in öffentlichen Räumen aufhalten, in denen möglicherweise viele Personen anwesend sind. Der Einkauf von Lebensmitteln ist weiterhin möglich. Gehen Sie unmittelbar nach Ihrer Ankunft in Lettland mit einer Mund- und Nasenabdeckung zu Ihrem Ort der Selbstisolation.

Dr. Ali Enver Kurt (Nord Zypern): In diesem Jahr wurden wir bisher bereits zweimal wegen Korona gesperrt. Dann ist ein Unterbruch unumgänglich. Wir müssen in diesen Zeiten geduldig sein und die Hoffnung auf baldige Verbesserung der Situation bewahren.

Dr. Miguel Ruiz-Jorro (Spanien): Die Möglichkeit, unsere Gesundheitsarbeit auszuführen, hängt sowohl von internen Faktoren – wie der Verfügbarkeit von medizinischem Personal – als auch von externen Faktoren wie der Verfügbarkeit der erforderlichen Materialien und der epidemiologischen Situation jedes geografischen Gebiets ab. In Spanien liegen Mobilitätsbeschränkungen in der Verantwortung jeder autonomen Gemeinden und hängen im Wesentlichen vom Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems ab. Da die Pflegetätigkeit in der medizinischen Reproduktion im April wieder aufgenommen wurde, gab es keine Einschränkungen für die Durchführung von Behandlungen zur assistierten Reproduktion bei nationalen oder internationalen Patienten, obwohl manchmal ein spezifisches Dokument ausgestellt werden muss, dass der entsprechenden Behörde vorgelegt werden muss. Reisen in ein anderes Land zur Behandlung der assistierten Reproduktion sind kein Tourismus. Es ist die Möglichkeit zu haben, eine Fertilitäts-Behandlung mit maximaler Sicherheit und Effizienz durchzuführen.

Dr. Natalya Savelyeva (Tschechische Republik): Wir halten unsere Website und Social-Media-Beiträge bei PFC (Prague Fertility Clinic) mit den aktuellsten Informationen up to date. Unser spezielles Koordinatorenteam für internationale Patienten, ist auch in Bezug auf die einfachste und sicherste Art, von und nach verschiedenen Ländern zu reisen, immer auf dem neuesten Stand. Wir hören die Reiseerfahrungen unserer Patienten und werden diese Informationen an bald einreisende Patienten vom selben Ort weitergeben. Das Reisen ist derzeit jedoch eingeschränkt. Das Reisen von und zu Gesundheitseinrichtungen ist in der Tschechischen Republik aber weiterhin erlaubt. Wir können auf die erste persönliche Konsultation verzichten und stellen sicher, dass der Patient über die erforderlichen Online-Konsultationen mit unserem Arzt verfügt, um jeden Behandlungsschritt zu verstehen. Die Partnerin erhält außerdem die erforderlichen Medikamente per Post (oder Rezepte, um sie zu Hause zu kaufen), klare Anweisungen für jeden Schritt des Prozesses und eine engagierte Kontaktperson, mit der sie auf Englisch, Deutsch, Italienisch oder Französisch jederzeit in Kontakt treten kann. Der Aufenthalt in Prag kann damit um ca. 5 bis 8 Tage reduziert werden.

Dr. Florian Götze
Facharzt Gynäkologie und Geburtshilfe
FMH Reproduktionsmedizin und gyn. Endokrinologie
360° Kinderwunsch Zentrum
Zürich, Schweiz

Dr. Mónica Aura
Medical director of GeneraLife
Ginefiv (Madrid, Spanien)
Dr. Francesca Bongioanni
Medical director of GeneraLife
LIVET IVF Center (Turin, Italien)

Dr. Maximilian Murtinger
CEO / Ärztlicher Leiter NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech
Bregenz, Österreich

Michaela Novotna
Inhaberin und Betreuerin Medistella (Medizinreisen)
Prag, Tschechische Republik

Prof. Dr. Meric Karacan
Medical Director IVF Turkey
Istanbul, Türkei

Dr. Berk Angün
Medical Director Klinik Dunya IVF
Kyrenia, Nord Zypern

Dr. Dimitri Papanikolaou
Medical Director Life Clinic
Athen, Griechenland

Dr. Violeta Fodina
Head of IVF and Reproductive Genetics IVF Riga
Riga, Lettland

Dr. Ali Enver Kurt
Medical Director Cyprus IVF Centre
Nicosia, Nord Zypern

Dr. Miguel Ruiz-Jorro
CREA-Valencia (Centro Médico de Reproducción asistida)
Co-Director Vice President of the Spanish Fertility Society (SEF)
Valencia und Madrid, Spanien

Dr. Natalya Savelyeva
Medical Director PFC Prague Fertility Centre
Prag, Tschechische Republik

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit kinderwunschinfo.ch entstanden.