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Ariana Grandes Appell: Wann hören wir auf, Körper zu kommentieren?

Popkultur

Ariana Grandes Appell: Wann hören wir auf, Körper zu kommentieren?

Zu dünn, zu dick: Körper werden ständig beurteilt. Umso wichtiger ist der Appell von Popstar Ariana Grande, endlich damit aufzuhören, schreibt Redaktorin Sandra Brun in ihrem Kommentar.

Am Dienstag meldete sich Popstar Ariana Grande auf Social Media zu Wort, nachdem dort immer mehr Kommentare über den Körper der 29-Jährigen die Runde machten. Die meisten Kommentator:innen adressierten ihren «besorgniserregend» schlanken Körper. Es kommentierten so viele Menschen ihre vermeintliche Gewichtsabnahme, dass sich Grande dazu gezwungen sah, sich in einer Ansprache an ihre Follower:innen zu wenden.

«Wir sollten uns alle weniger wohl dabei fühlen, die Körper anderer Leute zu kommentieren», sagt sie in dem dreiminütigen Video. Egal ob der Spruch nett gemeint sei oder nicht: «Wir müssen uns beibringen, das viel weniger zu tun.» Man könne etwas doch einfach ignorieren, wenn es einem nicht gefalle. «Nicht alles muss kommentiert werden», so Grande.

In den vergangenen Monaten reagierten gleich mehrere Stars öffentlich auf Kommentare zu ihren Körpern. So wandte sich vor wenigen Wochen Selena Gomez in den sozialen Medien an ihre Fans, nachdem unzählige Leute in den Kommentarspalten die Gewichtsschwankungen der 30-Jährigen kommentiert hatten.

Selena Gomez bezog klar Stellung: Ihren Hatern riet sie, ihr doch einfach zu entfolgen. Sie verurteile es, Menschen wegen ihrer Körper oder irgendetwas anderem zu shamen. Gleichzeitig sah sie sich offenbar gezwungen, darauf einzugehen, weshalb ihr Körper sich verändere: wegen Medikamenten, die sie aufgrund ihrer Lupus-Erkrankung zu sich nimmt. Eine Erklärung, die sie eigentlich niemandem schuldet.

Ariana Grande erklärt in ihrem Video ihrerseits, dass der «gesunde Körper», den ihre Fans glorifizieren und mit dem aktuellen Körper von Grande vergleichen, die ungesündeste Version ihrer selbst gewesen sei. Sie habe damals, als sie laut vieler Kommentar:innen so viel besser ausgesehen habe, Antidepressiva genommen und diese mit Alkohol heruntergespült. «Ich war am Tiefpunkt meines Lebens», so Grande.

Unser Wert hängt von unseren Körpern ab

Und hier kommt folgender Punkt ins Spiel: Körper immer wieder zu bewerten, sie zu beurteilen, kann schwerwiegende Folgen haben. Von aussen weiss man schlicht nicht, wie es jemandem geht – ob eine Gewichtszunahme oder -abnahme gesundheitliche Gründe hat, wie es der Person psychisch geht, was sie gerade durchmacht.

Wohl gemeint oder nicht: Das ewige Kommentieren unserer Körper suggeriert ein Stück weit, dass unser Wert als Mensch von unseren Körpern abhängt. Bewertungen können das Körpergefühl negativ und nachhaltig beeinflussen, Essstörungen verstärken und zu psychischen Problemen führen.

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«Egal, welchen Körper du gerade hast, er ist falsch»

Genauso wenig wie wir selbst unserem Umfeld eine bestimmte Körperform schulden, tun dies Menschen im Rampenlicht. Richtig auf den Punkt brachte dies Sängerin Lizzo, die sich Anfang Jahr ebenfalls an ihre Follower:innen richtete, mit folgendem Appell: «Künstler:innen sind nicht hier, um euren Schönheitsstandards zu entsprechen. Künstler:innen sind hier, um Kunst zu machen. Und dieser Körper ist Kunst.»

Auch die 34-Jährige wird immer wieder mit Kommentaren überschüttet, die bei ihr von «Ich mochte dich mehr, als du dicker warst» bis zu «Du bist so dick, du musst dringend abnehmen!» reichen. Und dabei immer dasselbe signalisieren: Egal, welchen Körper du gerade hast, er ist falsch. Veränderungswürdig. Verbesserungswürdig.

Auch vermeintliche Komplimente können Body Shaming sein

Besonders perfid: Kommentare über Körper werden oft als Sorgen getarnt. Häufigster Grund der Besorgnis: die Gesundheit. Und damit oft auch potenzielle Essstörungen. Die vermeintliche Besorgtheit ist jedoch schlicht übergriffig. Und eben auch eine Bewertung. Zu der in den meisten Fällen weder Anlass noch Berechtigung besteht – besonders von nicht nahestehenden Personen.

Gerade auch wohlwollende Kommentare wie «Hast du abgenommen?» oder «Du bist so schön schlank» können verletzen. Der vermeintliche Applaus für eine Leistung, für ein bestimmtes Aussehen impliziert stattdessen genauso Body Shaming. Denn die Komplimente sagen nichts anderes aus als: Du bist besser, wenn du dünn bist – aber eben bitte nur innerhalb des gängigen Schönheitsideals.

Charakterzüge statt Äusserlichkeiten

Stars sind niemandem Rechenschaft schuldig bezüglich ihrer Körper. Aber ihre Appelle gegen Body Shaming machen vielleicht doch einen Unterschied. Immerhin folgen Lizzo auf Instagram und TikTok 40 Millionen Menschen, Ariana Grande sogar 400 Millionen Menschen und Selena Gomez 460 Millionen –  sie ist aktuell die meistgefolgte Frau auf Instagram.

Wenn sich da nur bei einem kleinen Prozentsatz die Denkweise ändert, ist das schon eine riesige Veränderung. Wie oft ertappen wir uns selbst dabei, Menschen in unserem Umfeld zu ihrem Äusseren zu komplimentieren. Gegenvorschlag: Charakterzüge und Eigenschaften hervorheben, die wir mögen. Echte Komplimente wie «Du inspirierst mich mit deiner Kreativität», «Ich schätze deine Ehrlichkeit» oder «Ich liebe, wie offen und spontan du bist.»

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