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Die Queen feiert ihr 70. Thronjubiläum: Warum ihr euch die Doku «Elizabeth» ansehen solltet

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Die Queen feiert ihr 70. Thronjubiläum: Warum ihr euch die Doku «Elizabeth» ansehen solltet

  • Text: Vanja Kadic
  • Bild: Ascot Elite Entertainment Group

Der britische Hof feiert ab heute vier Tage lang das 70-jährige Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Die neue Doku «Elizabeth: A Portrait in Part(s)» ehrt das Leben und das Vermächtnis der Monarchin – und zeigt die Königin überraschend menschlich.

Queen Elizabeth II ist die älteste und am längsten regierende Monarchin, die es gibt: Heute feiert die 96-jährige Königin 70 Jahre auf dem Thron. Pünktlich zum Platin-Jubiläum erscheint mit «Elizabeth: A Portrait in Part(s)» ein neuer Dokumentarfilm über die Queen.

Ich konnte den Film vor einigen Wochen am Filmfestival «Visions du Réel» in Nyon sehen und war zunächst skeptisch: eine Biografie über die Queen? Das könnte boring werden, so meine Befürchtung. Doch Regisseur Roger Michell («Notting Hill») ist mit «Elizabeth» ein erfrischendes, modernes und sehr poppiges Porträt gelungen.

Eine wilde Collage aus Archivbildern

Michell hat eine wilde Collage aus Archivbildern geschaffen, die das Leben der Queen in angenehm mundgerechten Kapiteln beleuchtet. Der Film illustriert etwa die Absurdität von Abläufen und Regeln im Palast oder bei externen Besuchen der Queen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Monarchin ein Double hat, die jeweils vor wichtigen Events den Ablauf mit allen Beteiligten üben muss? («Es ist echt schwierig, für lange Zeit zu lächeln», sagt die bezaubernde Frau übrigens über ihren kuriosen Job.)

Oder habt ihr eine Ahnung, wie man die Queen korrekt anspricht? (Die erste Ansprache ist «Your Majesty», weiter im Gespräch verwendet man «Ma’am». Für den Fall der Fälle, good to know!) Herrlich ist etwa die Compilation aus Aufnahmen der Queen, in denen sie unzählige Fabriken und andere Arbeitsstätten besucht und sich irgendwelche Maschinen erklären lässt.

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Überraschend menschlich

Besonders charmant ist «Elizabeth», weil der Film die Queen von einer eher unbekannten Seite zeigt. Momente, in denen sie sich zum Beispiel über alte Ballonreste aufregt, die in den Baumkronen ihres Gartens festhängen, lassen sie überraschend menschlich wirken.

Genauso der Moment, wenn sie beim Pferderennen das Gesicht verzieht und sich freut, dass sie mit ihrem Pferd 16 Pfund gewonnen hat. Verrückt, dass solche simplen Situationen reichen, um als Zuschauer:in das Gefühl zu kriegen, der Queen plötzlich unglaublich nahe zu sein – sie wirkt so «normal», wie man sie wahrscheinlich nie zuvor gesehen hat.

«Sie ist die Mona Lisa und berühmter als die Beatles»

Denn wer ist Queen Elizabeth II eigentlich? Diese Frage streift die Doku mit einer Sammlung aus popkulturellen Darstellungen von ihr. Es sind Momente, die man von so einem Porträt erwartet. Ikonische Aufnahmen, die sich in unser kollektives Bildgedächtnis gebrannt haben: die Queen beim Treffen mit Marilyn Monroe in London 1956, die Queen als winkendes Plastikfigürchen mit Corgi oder die Queen mit Daniel Craig als James Bond bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012.

So vergleicht Roger Michell sie passenderweise mit dem bekanntesten Gemälde der Welt: «Sie ist die Mona Lisa, die man sofort erkennt und die man doch niemals kennen wird. Sie ist berühmter als die Beatles. Sie ist eine Königin in einem Schloss in einem Märchen. Oder die Königin mit dem Helm, die eine Recycling-Fabrik eröffnet.»

Annus horribilis

Wenn man will, kann man Michell vorwerfen, nicht kritisch genug zu sein. Obwohl er die Niederschläge und die Kritik an der Queen und der royalen Familie thematisiert: Das Porträt greift etwa das Annus horribilis, das schreckliche Jahr 1992, auf, in dem Prinz Charles und Prinzessin Diana ihre Trennung und auch Prinz Andrew und Sarah Ferguson ihr Beziehungs-Aus bekannt gaben. Im gleichen Jahr liess sich Prinzessin Anne scheiden, ausserdem erschien das skandalöse Enthüllungsbuch «Ihre wahre Geschichte» über Charles und Diana und in Windsor Castle wütete ein Feuer.

Doch die aktuelleren Katastrophen, etwa die schweren Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew oder das Oprah-Interview von Prinz Harry und Meghan Markle, werden weitestgehend ausgeklammert und nur in kurzen Ausschnitten erwähnt. Die Frage, ob es heute überhaupt noch eine Monarchie braucht und wie verstaubt die britische Königsfamilie hinter den Palastmauern – wie etwa von Meghan und Harry vorgeworfen – tatsächlich ist, lässt Michell offen.

Die äusserst wohlwollende Haltung ist Geschmackssache. Abgesehen von wenigen Stellen, an denen der Film seine Längen hat, glänzt «Elizabeth» aber als temporeiches und verspieltes, unterhaltsames Porträt. Die Doku schafft es, mit viel Humor ein vielseitiges Bild der Queen zu umreissen, das sie als resiliente und privilegierte Monarchin zeigt, als kontroverser Teil einer Institution, als Mutter und Ehefrau und als gefeierte Ikone. «Elizabeth» ist nicht unbedingt ein investigativer, tiefschürfender Film, aber eine Perle für alle, die sich für die Royals und popkulturelle Themen interessieren.

«Elizabeth: A Portrait in Part(s)» ist ab heute im Kino zu sehen.

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