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Wie Queen Elizabeth II die Mode für sich sprechen liess

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Wie Queen Elizabeth II die Mode für sich sprechen liess

Farben mit Signalwirkung und geheime Botschaften via Brosche: Nach dem Tod von Queen Elizabeth II blicken wir auf fünf Looks aus ihrem Leben zurück.

Glänzende Launer-Taschen. Ein Foulard, diagonal gefaltet und unter dem Gesicht geknöpft. Und Broschen! So viele Broschen. Trotz den strengen Regeln des britischen Königreichs kultivierte Queen Elizabeth II, die am Donnerstag im Alter von 96 Jahren verstarb, einen erkennbaren persönlichen Stil. Ihr Look inspirierte Bücher, landete auf einem «Vogue»-Cover – und löste neben viel Bewunderung auch Rätselraten aus.

Denn die Mode der Royals ist genau deshalb so viel beachtet, weil wir in ihr vermeintlich unaussprechliche Botschaften suchen. Das galt im Fall von Queen Elizabeth II, die sich in ihren 70 Jahren als Königin stets um Neutralität in der Öffentlichkeit bemühte, ganz besonders. Einen blau-gelben Hut auf? Die Queen hätte 2017 gerade so gut ein öffentliches Plädoyer gegen den Brexit machen können, fanden viele.

Doch Angela Kelly, die Assistentin der Queen, dementierte daraufhin. Sie seien einfach «zwei typische Frauen», die gern über Kleider, Make-up und Schmuck sprechen. Die Aussage ist symptomatisch für das oft wortkarge Königshaus; auf eine ausführlich Video-Chronik von royalen Looks wartet man wohl vergeblich. Doch genau das machte die Garderobe der Queen so interessant: Der Fokus auf Komfort, die Idee des Power Dressing und die rasende Spekulation, die sich um all ihre modischen Entscheidungen wickelte. Denn Queen Elizabeth II war nicht einfach eine «typische Frau». Und ihre Kleider waren sehr selten nur Kleider.

Das Hochzeitskleid

Prinzessin Elizabeth heiratete im November 1947 Leutnant Philip Mountbatten, ihren entfernten Cousin. Zur Zeremonie in der Westminster Abbey trug sie ein elfenbeinfarbenes Kleid von Designer Norman Hartnell. Es war aus chinesischer Seide geschneidert, die damals – mitten in der Nachkriegszeit – wie viele Stoffe rationiert war und mit Bezugsscheinen erworben werden musste. Frauen im ganzen Land sandten der Prinzessin ihre Scheine, um ihr das Kleid ihrer Träume zu ermöglichen. Sie mussten jedoch retourniert werden, da die Schenkungen illegal waren. 200 Extrascheine des Königreiches ermöglichten der damals 21-Jährigen dann trotzdem das Kleid. Hofdesigner Hartnell fand im Botticelli-Gemälde «Primavera» Inspiration und liess es mit 10’000 Saatperlen besticken.

Die Krönung

Als die junge Prinzessin nur sechs Jahre später zur Königin gekrönt wurde, zierten florale Stickereien ihr fast fünf Kilogramm schweres Kleid von Norman Hartnell. Statt rein dekorativ waren die Tudor-Rosen, kanadischen Ahornblätter, südafrikanischen Zuckerbüsche und indischen Lotusblüten der Beginn von Queen Elizabeths öffentlicher Unterstützung des Commonwealth. Die Grauen des Kolonialismus anerkannte sie zwar, Entschuldigungen und Reparationen blieben zeitlebens aus. Dass das Commonwealth noch heute existiert, schreibt Historikerin Brooke Newman demnach überwiegend der Persönlichkeit Elizabeths zu, zu der solche modische Liebeserklärungen gehörten. Als vielbereister Royal trug sie das Kleid auf Staatsbesuchen immer wieder, heute wird es in Museen ausgestellt.

 

Das Colourblocking

«Ich kann nie Beige tragen, weil dann niemand wissen würde, wer ich bin», verriet Queen Elizabeth II einmal dem royalen Biographen Robert Hardman. Es waren die Sechzigerjahre und der Start des Farbfernsehens, die ihre berühmten bunten Outfits hervorbrachten. Damit war sie erkennbar und strahlte Beständigkeit aus. Sie nutzte ihre Symbolik grosszügig, wie 2011 während ihrem Besuch in der Republik Irland. Es war der erste eines britischen Monarchen seit 1911 und damit seit den gewaltsamen Nordirlandkonflikten, bei dem unter anderem ihr Cousin ermordet worden war. Die Queen stieg in Grün – der Landesfarbe – aus dem Flugzeug und unterstrich damit ihre Absichten, bevor eine einzige Hand geschüttelt worden war.

 

Der Broschenkrieg

Drei zu null war der Stand nach dem dreitägigen Staatsbesuch 2018 des damaligen US-Präsidenten Donald Trump in Grossbritannien, las man in der Presse. Drei für die Queen, null für Trump. Die Waffen? Broschen. Am ersten Tag trug Queen Elizabeth eine blumenförmige Brosche aus den Fünfzigerjahren, die sie von Michelle und Barack Obama erhalten hatte. Am zweiten Tag steckte eine Schneeflocke an ihrem Kleid, die ihr die Regierung Kanadas (ein weiterer Polit-Feind Trumps) schenkte. Ihre letzte Brosche war tränenförmig und dieselbe, die ihre Mutter zur Beerdigung ihres Vaters getragen hatte. Message verstanden.

Der Green Screen

Ihre Omnipräsenz und ihr Sinn für Humor machten die Queen auch zur Kultfigur. Und ihre Vorliebe für Grün machte sie im April 2020, ganz zu Beginn der Corona-Pandemie, zur Zielscheibe für modische Spielereien: Dank kreativen (und gelangweilten) Menschen auf der ganzen Welt trug die «Green Screen Queen» bald Katzenpulli, Sex-Pistols-Shirt und Star-Wars-Anzug. Auf eine Reaktion ihrerseits wartete man vergeblich. Kaum verwunderlich – es war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass Menschen ihre Gefühle und Meinungen auf die Kleidung von Queen Elizabeth II projizierten. Aber vielleicht eines der wenigen Male, wo tatsächlich keine königliche Absicht dahinter steckte.

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