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Flexibel arbeiten: Unternehmerin Jenny Schäpper-Uster

Leben

Flexibel arbeiten: Unternehmerin Jenny Schäpper-Uster

  • Text: Julia Heim

Die Idee für ihre Firma Büro Lokal fand Jenny Schäpper-Uster durch einen Zufall – das Büro ihres Mannes war zu gross. Was sich aus viel Platz machen lässt, zeigt die Unternehmerin in Wil SG, wo sie flexible Arbeitsplätze vermietet.

Im Alter von 22 Jahren kam Jenny Schäpper-Uster aus den USA in die Schweiz – von Washington D.C. nach Verbier. Das Skifahren lockte sie. Heute, mit 42, lebt sie noch immer in der Schweiz, ist Mutter von zwei Kindern und Inhaberin eines eigenen Unternehmens. Ihre Firma Büro Lokal bietet seit Anfang 2014 flexible Arbeitsplätze, die sich fix buchen oder temporär nutzen lassen. Das Konzept des Coworking Space (coworking: englisch für zusammenarbeiten) kommt ursprünglich aus ihrem Heimatland Amerika und hat sich mittlerweile auch in Zürich einen Namen gemacht. Während sich die meisten Bürolokale in der Innenstadt befinden, setzt Jenny Schäpper-Uster auf weniger urbane Gebiete. Das Grossraumbüro hat seinen Sitz in Wil SG und bietet besonders Pendlern, die normalerweise in die Stadt fahren würden, eine attraktive Alternative.

Als Tochter eines Unternehmers weiss Jenny Schäpper-Uster, was es braucht, um selbstständig zu arbeiten. Neben einer guten Idee, Eigenkapital und viel Engagement ist es wichtig, sich nicht von seinem Kurs abbringen zu lassen. Deshalb beschloss sie auch, aus dem ursprünglich gemeinsam mit ihrem Mann geplanten Projekt ihr eigenes Business zu machen und ihm seine Anteile abzukaufen.

annabelle.ch: Jenny Schäpper-Uster, welche Vorteile bietet ein Coworking Space, und wer mietet sich bei Ihnen ein?
JENNY SCHÄPPER-USTER: In einem Coworking Space können Selbstständige, Freelancer oder Wiedereinsteiger eine professionelle Infrastruktur nutzen und gleichzeitig flexibel arbeiten. Sie müssen lediglich einen Laptop und ein Mobiltelefon mitbringen, und schon kann es losgehen. Über die Homepage lassen sich Tische und Sitzungszimmer reservieren. Es gibt die Möglichkeit, einzelne Tage oder ein fixes Pensum zu buchen. Hauptsächlich Männer, die sonst nach Zürich pendeln würden, mieten sich bei mir ein. Frauen arbeiten häufiger Teilzeit, deshalb ist das Modell bei ihnen weniger gefragt. Die Auslastung beträgt 30 Prozent. Ich bin immer noch dabei, meine Firma bekannt zu machen. Man braucht einen langen Atem, wenn man sich selbstständig macht.

Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Geschäftsidee reagiert?
Freunde und Familie fanden die Idee spannend. Niemand war überrascht, dass ich mich selbstständig mache, denn der Schritt passt zu mir. Ich bin oft rastlos, brauche etwas zu tun, und wenn eine Idee gut ist, bin ich dabei. Wichtig ist für mich das Netzwerken und der Austausch mit anderen. So finden sich die, die etwas wagen.

Jenny Schäpper-Uster ist ein sportlicher Typ, blond gelockt, mit viel Energie aber wenig Zeit. Sie hat Wirtschaft studiert, redet gern und souverän. Da ihr ehemaliger Arbeitgeber sich gegen das Modell Homeoffice aussprach, arbeitete sie als Freelancerin. Heute ist sie froh, dass sie sich ihre Zeit selbst einteilen kann. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf klappt gut, weil sich die Grosseltern und ihr Mann aktiv an der Organisation und der Kinderbetreuung beteiligen.

Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie bei der Firmengründung zu kämpfen?
Ursprünglich wollte ich den Coworking Space im Büro meines Mannes einrichten. Ausreichend Platz war vorhanden. Die Website war bereits fertig, da hiess es, wir müssten uns einen neuen Raum suchen. Das war ärgerlich, doch rückblickend unser Glück. Heute befindet sich Büro Lokal in einer ehemaligen Stickereifabrik. Es ist ein Loft, zu dessen Vorgeschichte fast jeder im Dorf eine Geschichte kennt.

Welchen Tipp würden Sie Frauen geben, die sich selbstständig machen möchten?
Das Wichtigste ist der Austausch, auch um herauszufinden, ob die eigene Idee wirklich etwas taugt und ob sie ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen kann. Biss muss man haben und wissen, was man will. Ich habe einen CTI-Kurs, ein Trainingsprogramm des Bundes für Gründerinnen und Gründer, besucht. Solche Angebote sollte man nutzen. Ausserdem rate ich dazu, anfangs nebenbei Teilzeit zu arbeiten, um die Fixkosten zu decken.

Wenn man sie nach der Zukunft fragt, ist Jenny Schäpper-Uster selbstbewusst. Getreu dem Motto: Think big! Weitere Coworking Spaces sollen folgen – in Uster, Frauenfeld und anderen Orten, idealerweise mit integrierter Kinderbetreuung, so wie es auch in den USA oder Deutschland bereits praktiziert wird.

 

Wow-Frauen

Online-Redaktorin Julia Heim (rechts im Bild – mit Unternehmerin Franziska Freiermuth) begegnete in ihrem privaten Umfeld vielen Frauen, die sich selbstständig machen wollten, und begab sich deshalb auf die Suche nach mehr oder weniger frischgebackenen Unternehmerinnen in der Schweiz. In Interviews ging sie der Frage nach, warum der Wunsch nach Selbstständigkeit so stark ist und welche Tipps künftige Firmengründerinnen beachten sollten. Hier finden Sie alle Interviews mit den Unternehmerinnen.

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Büro Lokal in Wil SG