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Liebe Ada Hegerberg

Leben

Liebe Ada Hegerberg

  • Text: Kerstin Hasse; Foto GettyImages 

Vor wenigen Tagen haben Sie als erste Frau die prestigeträchtigste Fussballauszeichnung der Welt erhalten, den Ballon d’Or. Bei der Verleihung gab es diesen unschönen Moment, als Sie der Moderator Martin Solveig auf der Bühne fragte, ob Sie eigentlich twerken können. Sie antworteten mit einem knappen «Nein». Der Shitstorm, der anschliessend über Solveig hereinbrach, war gross. Das ist verständlich und richtig, bei einer solch doofen und sexistischen Frage. Leider führte die Diskussion über diesen unangebrachten Moment dazu, dass Ihr Erfolg in den Hintergrund rückte. Und das ist schade. Denn Sie haben wirklich Grossartiges geleistet. 

Sie waren bereits mit 16 Jahren die erfolgreichste Stürmerin ihres Vereins Kolbotn IL in Norwegen. Schon damals schossen Sie Tor um Tor und daran hat sich bis heute nichts geändert. In Ihrer erster Saison in Lyon 2014 haben Sie es mit 26 Goals in 22 Matches zur Topscorerin in der Liga geschafft. In der letzten Saison haben Sie diese Leistung noch gesteigert und spektakuläre 53 Goals geschossen, 15 davon in der UEFA Women’s Champions League, was Sie in die Top Ten der besten Torschützen im Frauenfussball katapultierte. Sie haben Lyon nicht nur zum Ligasieg, sondern auch zum Champions League Erfolg geholfen. Und auch in der aktuellen Saison konnten Sie bis heute schon wieder fast 20 Goals auf Ihrem Konto verbuchen.

Schon 2016 haben Sie eine grosse Auszeichnung erhalten, Sie wurden von der UEFA zur besten Frauenfussballerin des Jahres gekürt – das war übrigens das Kalenderjahr, in dem Sie mehr Tore schossen, als alle anderen Fusballerinnen und Fussballer in der UEFA – inklusive Ronaldo und Messi. 

Nun also haben Sie den Ballon d’Or erhalten, als allererste Frau. Das ist in vielerlei Hinsicht grossartig. Sie sind ein Vorbild für junge Sportlerinnen und eine wichtige Botschafterin für den Frauenfussball. Nach dem Aussscheiden der norwegischen Nationalmannschaft an der EM 2017 traten Sie aus der Nationalelf zurück. Nach Ihrer Einschätzun brachte Ihr Heimatland Norwegen dem Frauenfussball zu wenig Respekt entgegen – Frauen würden noch immer weniger verdienen als Männer und Mädchen würden bedeutend weniger gefördert werden, kritisieren Sie. Ihre Worte hatten Wirkung: Der Verband reagierte und verdoppelte die Prämien bei den Frauen. 

Sie werden in Ihrer Karriere bestimmt noch viele Tore schiessen und viele Siege feiern. Ich bin mir aber sicher, dass Sie nicht nur auf dem Fussballplatz viel bewegen werden, sondern auch daneben. Und dafür sollten Sie all die mediale Aufmerksamkeit erhalten, die Ihnen dieser doofe Moderator mit seinem doofen Kommentar gestohlen hat. 

Herzlichen Glückwunsch!
Kerstin Hasse