Wenn Miley Cyrus Achselhaar trägt, ist das Punk – tut es die blondierte Touristin im All-inclusive-Restaurant, finden wir das abstossend. Lifestyle-Redaktorin Barbara Loop lässt höchstens ein gutes Haar an diesem Trend.
Nach Jahrzehnten der glatt rasierten Schamhügel und leer geräumten Achselhöhlen lassen Frauen das Haar munter spriessen. Kühne Mädchen wie Miley Cyrus, Jemima Kirke und Madonna haben es wieder einmal vorgemacht, Tausende tun es ihnen auf Instagram gleich (#pithairdontcare). Und wo ein Trend ist, da sind auch die Werber nicht weit. In der Winterkampagne von H&M tritt nicht nur ein Transgendermodel auf, lässt eine Frau die Muskeln spielen und eine andere den Bauchansatz im Takt des Tom-Jones-Covers «She’s a Lady» schwingen. Nein, da gibt es auch langes, dichtes Achselhaar zu sehen. Die Botschaft: Liebt euch selbst – mit Haut und Haaren.
Der kleine Haken an der Sache: Achselhaar ist nicht gleich Achselhaar. Wenn Patti Smith, Julia Roberts, Charlotte Roche, Britney Spears (ja, sogar sie!) oder eben das H&M-Model mit dem coolen pinken Haupthaar ihr Achselhaar zur Schau stellen, dann wird das als Statement gelesen, vielleicht sogar als ein feministisches. Eine Pop-Rebellion, die für Emanzipation und guten Sex steht. Wenn sich aber unter dem Leoprint-Shirt der blondierten Urlauberin auf der Terrasse von «Rock & Grill» an der Costa Brava das schweissnasse Achselhaar kräuselt, dann sieht darin niemand ein rebellisches Manifest und schon gar kein Zeichen der Selbstbestimmung, sondern mangelnde Selbstliebe und schlechten Sex.
Ist also ein Werbespot progressiv, der Achselhaar chic inszeniert? Nein. Denn schöne Frauen mit Haaren unter den Armen sind lediglich Trend, Frauen mit Haaren auf den Zähnen aber bleiben ewig.
