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Grillz sind im Trend – Jonathan Raksha lässt die Zähne der Stars erstrahlen

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Grillz sind im Trend – Jonathan Raksha lässt die Zähne der Stars erstrahlen

Funkelnde Zahnspangen tragen längst nicht mehr nur Gangsta-Rapper. Jonathan Raksha, ein Star der Grillz-Szene, will nun das alte Hollywood erobern.

Ob ein einzelner Goldzahn oder ein ganzes Gebiss aus Diamanten – glänzender Zahnschmuck ist im Trend. Besonders viel Bling versprechen Schienen, Grillz genannt. Sie werden individuell an die Zähne angepasst und lassen sich problemlos wieder entfernen. Es heisst, dass der Promi-Zahnarzt Eddie Plein in den frühen Achtzigerjahren auf einer Reise nach Suriname, der Heimat seiner Eltern, den Brauch entdeckt und für seine illustren Kunden wie Rapper Flavor Flav neu interpretiert habe.

In der Hip-Hop- und Rap-Szene ist Goldschmuck für die Zähne seither beliebt, in den Nullerjahren erlebte er bei den sogenannten Dirty-South-Rappern einen Hype, und 2005 widmete Rapper Nelly den Grillz sogar einen Song: «You see, my grandmama hate it, but my lil’ mama love it», rappte Nelly, «Meine Grossmutter hasst sie, aber meine Freundin liebt sie.» Vielleicht würde selbst Nellys Oma das heute anders sehen. Denn die Schienen werden nicht mehr nur von verwegenen Rappern getragen: Grillz in den Farben der US-Flagge zierten etwa das Siegerlächeln des US-amerikanischen Schwimmers Ryan Lochte bei den Olympischen Spielen 2012. Der Modedesigner Riccardo Tisci zeigte für Givenchy Grillz auf dem Laufsteg, und obwohl unter Männern viel verbreiteter, tragen sie heute auch Frauen wie Madonna, Katy Perry, Beyoncé oder Alicia Keys.

Kein Wunder, dass sich Schmuckdesigner:innen mit neuen Ideen überbieten. Einer, der ganz vorn mitspielt, ist Jonathan Raksha. Der 29-jährige Kanadier mit iranischen und schottischen Wurzeln war 2015 mit einem Pop-up im Laden Sauce in Zürich präsent. Er kreiert nicht nur herkömmlichen Schmuck – Kanye West trug seine Halskette an der Seite von Kim Kardashian auf dem Cover von «Harper’s Bazaar» –, sondern eben auch welchen für die Zähne. Rapper wie Post Malone, ASAP Rocky, G-Eazy, J Balvin oder Machine Gun Kelly tragen die Entwürfe seiner Labels Maison Raksha und Toronto Grillz. Wir haben uns mit Jonathan Raksha zum Interview getroffen.

annabelle: Jonathan Raksha, zahlreiche Celebrities tragen Ihre Grillz. Wie kamen Sie dazu, die Zähne der Stars zum Glänzen zu bringen?
Jonathan Raksha: Angefangen hat alles mit einem Kurs in Schmuckkunst und Gemmologie, den ich am George Brown College in Toronto belegte. Nach zweieinhalb Jahren brach ich aber ab.

Warum?
Ich hatte mich nicht mehr um Abgabetermine gekümmert, die Unterrichtszeit nutzte ich, um an meinen eigenen kreativen Projekten zu arbeiten. Also geriet ich in eine akademische Probezeit.

Sie arbeiteten schon damals an Grillz?
Ja, das war 2014, da sind die gerade wieder aufgetaucht auf dem kanadischen Markt. Sie waren ein Nischenprodukt in meiner Stadt Toronto. Total edgy. Ich merkte, dass niemand in diese extravagante Richtung ging. Ich liess mich von der französischen Künstlerin Dolly Cohen inspirieren, um eine Stufe weiterzugehen und luxuriöseren und vor allem auch aussergewöhnlichen Schmuck für die Zähne zu kreieren.

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Woher kommt denn Ihre Faszination für Grillz?
Ich wollte immer Grafiker werden, bis mir klar wurde, dass ich kein Künstler bin, der einzelne Elemente addiert, wie man das in der Grafik macht. Deshalb kam ich zum Schmuck und zu Grillz. Ich betrachte sie nämlich als etwas, von dem man subtrahiert, wie ein Bildhauer mit Marmor – und arbeite auch dementsprechend. Vom Ganzen reduziere ich aufs Wesentliche.

Grillz und Zahnschmuck liegen im Trend. Sie können sich vor Anfragen wohl kaum retten?
Nicht unbedingt. Die Nachfrage ist da, aber von den klassischen, «normalen» Grillz produzieren wir weniger. Alle in der Szene besitzen bereits welche.

Eine schwierige Ausgangslage fürs Geschäft. Was bewegt jemanden denn dazu, neue zu kaufen?
Manchmal verlieren die Leute sie.

Im Champagnerglas?
Nein, sie nehmen sie etwa raus, wenn sie essen, wickeln sie in eine Serviette ein und vergessen sie.

Wer kauft denn bei Ihnen und warum?
Ich würde sagen, dass ich mich als Top-Designer etabliert habe. Sobald die Kund:innen alle gängigen Styles besitzen, kommen sie zu uns. Bei uns suchen sie den Rolls-Royce der Grillz.

Was wollen die Leute ausdrücken, wenn sie Grillz tragen?
Ich hatte einen Kunden, der wollte, dass seine Grillz komplett schwarz sind, weil er sich selbst im Gothic- Style kleidet. Er sah Grillz als das letzte Detail seines Outfits. Und dann habe ich NBA-Spieler als Kunden wie etwa Terry Rozier, der wollte, dass ich kreativ werde. Als Basketball-Star steht er ständig in der  Öffentlichkeit und möchte sich als Pionier in der Schmuckwelt beweisen. Für ihn habe ich Grillz mit weissen Diamanten, goldenen Sternen und roten Rubinen designt.

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«Letztlich sind Grillz und Schmuck im Allgemeinen Kunst und Ausdruck und sollten Spass machen»

Goldzähne waren lang ein Attribut der Armut: Weil sie billiger waren als aufwendige Zahnbehandlungen und Keramikkronen, verbreiteten sie sich in den ärmsten Vierteln der USA. Finden Sie es nicht problematisch, dass sich Popstars wie Madonna oder Katy Perry etwas aneignen, das nicht ihres ist?
Nein, problematisch nicht. Zweifellos haben Grillz ihren Ursprung in der schwarzen und lateinamerikanischen Community. Aber mit der Zeit entwickelt sich alles weiter und sollte nicht nur einer Gruppe Menschen vorbehalten sein. Ich empfinde es nicht als Problem, dass Dinge kulturell entfremdet werden. Ich bin absolut kein Fan der Cancel Culture, in der wir leben. Letztlich sind Grillz und Schmuck im Allgemeinen Kunst und Ausdruck und sollten Spass machen.

Post Malone trägt Grillz im Wert von 1.6 Millionen Dollar. Von Ihnen?
Leider nicht. Ich habe all seine früheren Grillz hergestellt. Die aktuellen sind Zahnimplantate, die wurden von einem Zahnarzt angepasst.

Auch ASAP Rocky wurde Ihr Kunde. Würden Sie sagen, dass das der Beginn Ihrer Karriere war?
Es war nicht der Beginn, aber ein Wendepunkt. Ich stand vor dem Eingang zu einer richtig grossartigen Party w hrend der Art Basel Miami und kam nicht rein. In dem Moment fuhr ausgerechnet diejenige Person vor, die ich von allen Menschen im Universum am meisten zu treffen versuchte. Ich hatte ASAP Rocky nämlich schon einmal auf einer Party kennengelernt, wo er so begeistert war von meinen Grillz, dass er mir gleich den Auftrag gab, welche für ihn zu fertigen. Nur kam es nie zur Übergabe: ein Treffen in New York platzte, in L.A. tauchte er nicht wie vereinbart auf. Doch in Miami stand er plötzlich vor mir und erkannte mich wieder. Plötzlich war ich nicht jemand, der vor dem Club stand und versuchte, reinzukommen. Ich lief mit dem grössten Star der Party rein. Und ich trug glücklicherweise auch noch seine Grillz bei mir! Auf dieser Party konnte ich vier Bestellungen aufnehmen, weil alle die Grillz von ASAP Rocky sahen. Ich hatte das Gefühl, es geschafft zu haben.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte eine Uhrenlinie entwerfen – gern auch in Kooperation mit Lewis Hamilton. Der Schmuck, den er trägt, ist nämlich sehr normal. Ich finde aber, dass er als Person alles andere als gewöhnlich ist. Auch mit dem italienischen Schmucklabel Buccellati würde ich gern zusammenarbeiten; beide sind eine Inspirationsquelle für mich. Und ich würde Marni gern bei einer richtig guten Schmucklinie helfen. Die könnten sie gebrauchen.

Gibt es jemanden, für die oder den Sie besonders gern etwas entwerfen würden?
Ja, Grillz und Ohrringe für Cher und einige der alten Hollywood-Stars, solang sie noch leben.

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