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Missoni – Viva la Famiglia!

Stil

Missoni – Viva la Famiglia!

  • Text: Andrea BornhauserFotos: Juergen TellerErstellt: 1. Februar 2010

Juergen Teller hat die berühmte Textilfamilie Missoni an einem turbulenten Nachmittag in ihrer Villa fotografiert. Die Fotos und Infos zum Künstler und seiner Ausstellung in Nürnberg.

Man nehme: Ein Haus im norditalienischen Sumirago, zehn Mitglieder der Textilfamilie Missoni, füge Vino, Pesce e Verdure hinzu – und einen fränkischen Fotografen namens Juergen Teller. Der Künstler, selbst Spross einer Grossfamilie, fühlte sich an diesem turbulenten Nachmittag gleich wie zu Hause.

Der Fotograf Juergen Teller sagte mal in einem Interview: «Es heisst, meine Bilder sind immer nah dran am Motiv, dass sie intim sind und authentisch. Und genau das will ich. So wie man beim Anblick einer Zitrone den Mund verziehen muss, weil man regelrecht spürt, wie sauer sie ist, so unmittelbar sollen auch meine Bilder rüberkommen.» Das ist ihm auch mit den aktuellen Kampagnenbildern für das italienische Modehaus Missoni gelungen. Die Fotos vom ausgelassenen Familiendinner lassen einem den Geruch von grillierten Gamberoni und Fisch, von stundenlang geköcheltem Tomatensugo, von vollmundigem Rotwein und von süssen Orchideen in die Nase steigen. Fast vermeint man, die Missoni-Frauen lachen und schnattern zu hören. Und dazwischen die Männer. Es ist ein wenig so, als ob man im privaten Fotoalbum der Familie blättert.

Als das Angebot von Angela Missoni kam, musste Juergen Teller nicht lange überlegen. Die Idee der 51-jährigen Creative Director war ganz nach dem Geschmack des bekannten Fotografen: eine Werbekampagne für ihre neue Frühlingskollektion, die nicht an Models, sondern an den Mitgliedern der Familie fotografiert werden soll. Und zwar im norditalienischen Sumirago, im Privathaus ihrer Eltern Rosita und Ottavio Missoni, den Gründern des seit 1953 für seine Strickkreationen und Stoffe bekannten italienischen Modehauses Missoni. Das Setting sollte eines von Rositas berühmten Familiendinners sein: «Meine Mutter nutzt jede Gelegenheit, uns alle zu bekochen, sie ist die perfekte Gastgeberin», sagt Angela Missoni. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Familie Missoni in einer Werbekampagne auftaucht: Der italienische Fotograf Oliviero Toscani hatte Kinder und Kindeskinder bereits 1992 in Strickpullovern vor seiner Kamera versammelt. Die Idee zur familiären Neuinszenierung im eigenen Heim war der Designerin im Lauf des letzten Jahres gekommen. «Nach all den negativen Schlagzeilen war es einfach an der Zeit für ein Bekenntnis zu anderen, zu persönlicheren und beständigeren Werten.»Ins Haus dieser drei Generationen umspannenden Familie eingeladen worden zu sein, sei eine Ehre gewesen, so der in London lebende Juergen Teller. «Ich selber komme aus einer fränkischen Grossfamilie, die in ihrer Fabrik in Bubenreuth bei Erlangen über Generationen hinweg Geigenbögen hergestellt hat. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich bei den Missonis spürte, hat mich stark an meine Herkunft erinnert und sehr berührt», sagt der 46-Jährige, der zusammen mit seiner Frau, der Galeristin Sadie Coles, einen kleinen Sohn hat und aus einer früheren Beziehung mit der Stylistin Venetia Scott eine Tochter. «Wir haben zusammen getrunken, gegessen, gelacht und ein Fussballspiel geschaut. Ich habe mich wie zu Hause gefühlt.»

Für einen Tag wurde der Fotograf also zum Missoni-Familienmitglied, zum «embedded photographer». Und in dieser Rolle wollte er so wenig wie möglich eingreifen oder verändern, um der vorgefundenen Realität zu ihrem Bild zu verhelfen. Wo andere Starfotografen mit einer Armada aus Stylistinnen und Assistenten anrollen, um aus Mensch und Setting das Optimum herauszuholen, wollte Juergen Teller am Interieur des Hauses – ein fast schon kurios anmutender Mix aus Souvenirs und Stücken aus der Missoni-Homekollektion – nichts geändert haben. Es durfte noch nicht mal aufgeräumt werden. Ans Shooting brachte Juergen Teller lediglich einen Assistenten und eine Make-up Artistin fürs Nötigste mit. Und die Frauen des Hauses schickte er einfach am Vortag zum Coiffeur. «Das reicht vollkommen.» Locker sei sie gewesen, die Stimmung während der Arbeit, und sehr entspannt: «Es war, als ob wir fürs Familienalbum posieren würden. Wir hatten enorm viel Spass», sagt Angela Missoni. «Juergen gefiel es so gut bei uns, dass er statt der ursprünglich besprochenen acht Kampagnenbilder vierzig Fotos schoss. An einem einzigen verlängerten Nachmittag. Er wollte gar nicht mehr aufhören und war fast ein wenig traurig, als alles im Kasten war.»

Das Ergebnis wird ihn sicherlich getröstet haben, denn es ist unverkennbar Juergen Teller, in Bildern verdichtete Familienatmosphäre, lebensnah und voller Wärme. Angela Missoni ist begeistert: «Juergen hat den Spirit unserer Familie perfekt eingefangen. Die Bilder sind frisch, spontan und sehr zeitgemäss. Genau so wollen die Menschen Mode heute sehen. Denn ich bin überzeugt, dass Mode im Moment mehr leisten muss, als einfach nur schön zu sein. Was wir wollen, sind Kleider, die in unseren Alltag, in unser Leben passen.»

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