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Tour des Femmes

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Tour des Femmes

  • Text: Miriam Suter; Foto: iStock, GettyImages

Sie lebten versteckt, arbeiteten unter Pseudonym – aber mit Erfolg: Auf den Spuren der Pariser Schriftstellerinnen im Quartier Saint-Germain-des-Prés.

Mitten im noblen Pariser Quartier Saint-Germain-des-Prés erzählt ein Hinterhof ein Stück Geschichte: «Espace des femmes» steht hier auf einem Schild, um das sich Kletterpflanzen schlingen. Gegründet wurde dieser Frauenraum von der Psychoanalytikerin Antoinette Fouque, einer der Anführerinnen der französischen Frauenbewegung, in den 1970ern. Heute gibt es hier einen Bücherladen, eine Bibliothek, eine Galerie, Lesungen und Podiumsgespräche.

Antoinette Fouque hat mit «Il y a deux Sexes» («Es gibt zwei Geschlechter») ein Essay geschrieben, das als Antithese zu Simone de Beauvoirs «Das zweite Geschlecht» gilt, erzählt mir Heidi Evans, die ich hier treffe. Evans stammt aus London, zog vor fünf Jahren nach Paris, wo sie «Women of Paris»-Touren durch die Stadt anbietet. Mich nimmt sie mit auf die «Sugar and Spice»-Tour und erzählt von den verschiedenen schreibenden Frauen, die hier gelebt haben. «Von denen hört man aber viel seltener als von den Männern – leider.» Das Quartier im 6. Arrondissement war eine beliebte Wohngegend für schreibende Frauen. Eine von ihnen war die Schriftstellerin Colette (1873–1954), ihr Leben wurde mit Keira Knightley verfilmt. An der Fassade des Hauses, in dem sie lebte, ist eine Gedenktafel angebracht. «Hier hat sie ihr Mann Henry Gauthier- Literaturliebe Villars eingesperrt», erzählt Evans, «damit sie unter seinem Pseudonym Bücher schreibt».

Mein Herz wird schwer, und wir suchen Zuflucht in einer Bäckerei, wo wir wunderbare Kouignettes essen – Köstlichkeiten aus grobem Blätterteig, gefüllt mit gesalzener Butter und viel Zucker. Evans erzählt mir von Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil – was für ein Name! De Francueil arbeitete um 1830 als Schriftstellerin und Journalistin – unter dem Pseudonym George Sand und verkleidet als Mann. Nur so verschaffte sie sich so Zutritt zu einer Welt, die Frauen verwehrt blieb. Schreiben, gerade das politische Schreiben, war damals Männern vorbehalten.

Wir sprechen noch lang über den Schatten, den erfolgreiche Männer auf die Frauen werfen, die sie unterstützen. Neben uns hasten Touristinnen vorbei, ein alter Mann bleibt stehen und wirft seine Zigarette auf den Boden, der Himmel gibt langsam ein Stück Blau frei. Ein Hoffnungsschimmer?

Tipps

ESSEN & TRINKEN

L’Autre Café
Mitten im 11. Arrondissement liegt L’Autre Café. Hier trifft man sich zum Mittagessen (nie ohne Weinflasche auf dem Tisch) oder zum Café am Nachmittag. Den gibts für ca. zwei Franken, und man trinkt ihn bevorzugt an einem der kleinen Tische an den bodenlangen Fenstern.
62, rue Jean-Pierre Timbaud

Le Sancerre
Direkt gegenüber einem kleinen Park, in der Nähe des bekannten Marché des Enfants Rouges, liegt «Le Sancerre». Hier kann man wunderbar Tapas essen, Leute beobachten und Sangría trinken – die Karaffe mit einem halben Liter bekommt man für ca. zehn Franken.
87, rue des Archives, lesancerreparis.com

Le Pick-Clops
Das Marais verkommt langsam aber sicher zum Hipster-Quartier, das «Pick-Clops» trumpft aber nach wie vor mit authentischem Charme auf, hier trifft sich tout Paris zum Apéro.
16, rue Vieille du Temple

SHOPPEN

Shakespeare and Company
Ein Katzensprung von Notre-Dame entfernt liegt dieser Bücherladen in dem früher Hemingway & Co. abhingen. Schon lange kein Geheimtipp mehr, aber ein Besuch lohnt sich, denn das Personal versteht etwas von Literatur!
37, rue de la Bûcherie, shakespeareandcompany.com

Free-P-Star, Hippy Market und Kilo-Shop
Wer Vintage und Secondhand liebt, wird in Paris überglücklich. Man sollte gleich einen ganzen Tag einplanen, um möglichst viele Läden abzuklappern. Die Free-P-Star-Läden sind meist viel günstiger als die Läden der Kette Hippy Market oder die Kilo-Shops (hier werden die meisten Kleider, Schuhe und Accessoires nach Gewicht bezahlt).

UNTERWEGS

Vélib
In ganz Paris gibt es Vélib-Stände, wo man Velos ausleihen kann. Ein Tagesticket kostet zirka zwei Franken, für neun Franken kann man eine Woche lang herumkurven.

«Women of Paris»
Die «Women of Paris»-Tours von Heidi Evans gibts ab zirka 40 Franken.
Infos: Womenofparis.fr

REISE

Diese Reise wurde ermöglicht von Railtour.ch. Der Schweizer Städtereisespezialist bietet Pauschalangebote an, zum Beispiel 2 Nächte inkl. Frühstück im Viersternehotel Royal Saint-Honoré für 470 Franken pro Person im DZ Superior. Im Preis inbegriffen ist die Zugfahrt 2. Klasse ab Zürich.
Infos: Railtour.ch

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1.

Bon appétit! Im Le Sancerre gibts Tapas und in vielen Pariser Cafés feine Kouignettes, kleine karamelisierte Blätterteigküchlein.

2.

Thema der «Women of Paris»-Tour: Schriftstellerinnen wie Autorin Colette, die im 6. Arrondissement von Paris lebte und schrieb.

3.

Nächste Station der Tour: «Espace des femmes». Ein Frauenraum, der von Psychoanalytikerin und Feministin Antoinette Fouque in den 1970ern gegründet wurde.

33–35, rue Jacob

4.

Souvenir: Ein spannendes Buch aus dem Laden des «Espace de femmes», zum Beispiel «Women, Race and Class» von Angela Davis.

5.

Ob Vintage-Mode oder Bücher: Paris ist ein Shoppingparadies.

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