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Es ist November! Was wir diesen Monat nicht verpassen dürfen

Popkultur

Es ist November! Was wir diesen Monat nicht verpassen dürfen

Monat für Monat gibt unser Team Kultur- und Veranstaltungstipps. Dieses Mal mit Lifestyle Editor Linda Leitner.

Kino

Emerald Fennell, die 2021 für den #MeToo-Rache-Movie «Promising Young Woman» einen Oscar gewann, reisst uns in «Saltburn» mit einer trippy Achterbahnfahrt aus Exzess, Angst, Kapitalismuskritik und Körperflüssigkeiten aus den Federn. Der Plot: Ein junger Oxford-Student wird einen Sommer lang auf das Anwesen einer exzentrischen englischen Aristokratenfamilie eingeladen. Dann wirds unheimlich. Denn reiche Familien haben sie nicht mehr alle, das wissen wir spätestens seit den Streaming-Hits «Succession» und «The White Lotus». Wer mal wieder in Neonlichter getaucht wie in «Euphoria» durch die Nacht gleiten will, kriegt nach «Saltburn» vielleicht Lust. Bei akutem Grusel empfiehlt sich die schleunigste Rückkehr ins Bett – auch weil sich neben einem grossartigen Barry Keoghan der «Euphoria»-Boy Jacob Elordi mal wieder zu voller Grösse aufbaut. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Nachdem der Psychothriller schon am Zurich Film Festival zu sehen war, kommt er nun Ende November in die Schweizer Kinos.

Kunst

Wo wir gerade bei schönen Körpern waren: Überall sehen wir nur stereotype Ideale – non-binäre, queere, kranke, beeinträchtigte, alte oder Schwarze Körper erhalten kaum Sichtbarkeit. Körperdarstellungen zementieren Machtverhältnisse. Das Plakat als Projektionsfläche alltäglicher Sehnsüchte erweist sich dabei besonders resistent, was den gesellschaftlichen Wandel anbelangt. In der Ausstellung «Talking Bodies» im Zürcher Museum für Gestaltung tritt es ab 3. November in einen Dialog mit anderen Medien. Da prasselt die Macht von Bildern auf uns ein und lässt uns nachdenklich zurück.

Ein ganzes Jahrhundert Akris – und das feiert das Schweizer Haute-Couture-Haus schon das ganze Jahr. Ja, Akris hat Durchhaltevermögen. Als allerletztes Party-Aufbäumen zelebriert man sich da, wo Vergangenheit und Zukunft sich fast in den stoffbespannten Schwanz beissen: In St. Gallen hat Chefdesigner Albert Kriemler die Ausstellung «Akris: St.Gallen, selbstverständlich» im Textilmuseum kuratiert, die wie eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt anmutet. Sie verortet darin die eigene Handschrift des Hauses, gibt Einblick in die enge Zusammenarbeit zwischen dem Modehaus und der St. Galler Textilindustrie und präsentiert die Kollektionen, in denen das Lokale deutlich wird.

Festival

Wo spielt die Musik? Im Grünen? Nach Luzern und Zürich jetzt in Basel: Vom 24. bis zum 26. November 2023 gastiert das Pflanzenfestival Botanica in der Padel Halle im Klybeck und gibt seinen Besucher:innen die Chance, sich botanisch für die Weihnachts- und Winterzeit einzudecken. Und grüne Daumen findet man überall: In der Kunst, der Musik, der Gastronomie, der Wissenschaft und der Forschung  – was also geboten wird sind Pflanzen, Keramik, Grafik und Drucke, Kleidung und Accessoires, Naturkosmetik, aber auch eine Erdbar. Was das ist? Selbst rausfinden. Kulinarisch strecken wir unsere Fühler nach dem Kollektiv Eulenspiegel aus, an den Bars der Brut Nature-Crew und WET. Yeast Concepts darf man sein Wissen über ausgewählte Bio-Weine und Spontan-Biere vertiefen. PS: Workshops, Talks und After-Hour-Partys gibts auch.

Food

Gerade erst ist das Team der Zürcher Vermicelleria vom Kastaniensammeln im sonnigen Tessin zurückgekehrt und schon wird serviert: Im Soussol der Bäckerstrasse 26 dreht sich vom 2. bis zum 26. November alles um Vermicelles: feinstes Marronipüree aus frischen Bergeller und Tessiner Marroni. Über den Pop-up-Tresen gereicht wird die Köstlichkeit in handgemachter Keramik mit Meringues, Glace, Rahm und einer Kirsche. Und dazu ein Glas Süssmost, ein Kaffee oder ein Schlückchen Obstbrand. Aber was wäre glühendes Verlangen ohne das passende Merch? Im Shop gibts Vermicelles En Bloc, Meringues, T-Shirts, Keramik und Poster.

In der Ottostrasse im Zürcher Kreis 5 macht der Eisvogel Winterschlaf. Weil die kalte Jahreszeit aber nach Süssem verlangt, bietet die Schokoladenfabrik Garçoa ihre Kreationen bis im Dezember als Specialty Trinkschoggi an. Und die schmeckt beerig-süss, würzig-blumig oder auch klassisch nussig – je nach gewähltem Origin. Die Schoggiraspel haben einen Kakaogehalt von 70-100% und werden nicht nur mit Hafermilch und Milch, sondern auch pur serviert. Also aufgegossen mit Wasser – so, wie es bei den Garçoa-Kakaopartner:innen in Peru und in Guatemala üblich ist. Heisse Schoggi ohne Zucker? Auch das geht! Im Schoggi Pop-Up wird unser Herz von innen warm.

Literatur

Im April erschien «Noch wach?», der über-erfolgreiche Schlüsselroman von Benjamin von Stuckrad-Barre, der von Machtmissbrauch und #MeToo in der deutschen Medienbranche erzählt. Bis Anfang Juni war Stuckrad-Barre bereits auf Lesereise, die Kernthemen des Buches sind und bleiben Gegenstand der öffentlichen Debatte. Immer neue Beispiele werden publik, im Detail zwar verschieden, doch die darunterliegende Grundproblematik ist die immergleiche. Ja, wir sind noch wach. Immer noch. Deshalb kommt der Meister der Verdichtung jetzt nochmal kurz in Zürich vorbei. Am 7. November liest er im Kaufleuten.

Musik

Nach dreijähriger Sanierungszeit wird der ikonische Art-Brut-Bau des Konzert und Theater St. Gallen mit der weltweit ersten grossen Oper über eine trans Person eröffnet: «Lili Elbe» ist das neuste Werk des mit einem Grammy ausgezeichneten amerikanischen Komponisten c und des Librettisten Aryeh Lev Stollman. Die Oper erzählt die Geschichte von Lili Elbe, die mit der Malerin Gerda Wegener verheiratet war und in den 30ern eine der ersten Geschlechtsangleichungen vornehmen liess. Vor allem aber ist «Lili Elbe» die Geschichte einer grossen, alle Hindernisse überwindenden Liebe und reiht sich damit in die grossen Werke des Opernrepertoires ein. Es ist ein Werk über Identität und den Mut, Pionierarbeit zu leisten. Infos zu Spielzeiten und Tickets gibts hier.

Wer Bock auf einen Tanz auf dem Vulkan hat, holt sich Tickets für die zwei Londoner Jungs von Jungle. Am 4. November zeigt die Neo-Soul-Band im Zürcher X-Tra, wie sie zu ihrem Sound kommt: Einfach machen – das zumindest ist das Motto ihres aktuellen Albums «Volcano». Jungle wollen zurück zur Nostalgie der Anfänge: Die Wärme aus dem Soul der 70er und Samples des Nineties-Hip-Hop steppen auf Disco und Hippie-Folk zu. Tickets gibts hier.

«Ich bin keine Fame-Bitch, ich bin einfach fame, Bitch. Nur zur Erinnerung: Der Name ist Shirin David.» Die deutsche Rapperin kann man unangenehm finden – optisch vielleicht. Was die Wortwahl betrifft. Oder was die Jury-Jobs im TV angeht, die sie annimmt. Wenn man dann aber mal das Prollige von der gekünstelten Oberfläche wischt, hat die gute Frau einfach NUR recht: «Wie er mir, so ich ihm, das ist fotzig-feminin.» Am 11. November kommt Shirin David so ins Zürcher Hallenstadion. Tickets gibts hier.

PS: Habt ihr die berühmt-berüchtigte Scooter-Doku schon gesehen? Seit Ende August läuft «FCK 2020» auf Netflix und wer bisher nur davon gehört hat, sollte an einem Regentag schleunigst erfahren, warum Frontmann H.P. Baxxter seit Jahren fragt, how much denn the fish ist. Spoiler: Er weiss es selber nicht. Pures Gold.

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