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«Für den Rest des Lebens» – Sterben braucht Kraft – und Liebe

Kultur

«Für den Rest des Lebens» – Sterben braucht Kraft – und Liebe

Wehmütig und trotzdem glücklich: So fühlt man sich bei der Lektüre von Zeruya Shalevs neuem Roman.

«Ist das Zimmer gewachsen, oder ist es sie, die geschrumpft ist?» Chemda liegt von morgens bis abends im Bett und blickt zurück auf ihr Leben, ihre Kindheit, ihre eigenen Kinder, von denen sie eines zu sehr und eines zu wenig geliebt hat. Und sie blickt nach vorn, zum Tod, der sie erwartet, «und plötzlich kommt es ihr vor, als sei auch zum Sterben Kraft nötig, ein gewisses Mass Liebe». Hat sie die noch? Liebe, Wut, Enttäuschung und die Familienbande, die sich auch im höchsten Bemühen nicht abstreifen lassen – darum kreist dieser grossartige, lang erwartete Roman der israelischen Meistererzählerin Zeruya Shalev, der beim Lesen aufwühlt, wehmütig und dennoch glücklich macht.

Zeruya Shalev: Für den Rest des Lebens. Berlin-Verlag, Berlin 2012, 500 S., ca. 30 Fr.