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Mark Morrisroe: Leere Augen

Kultur

Mark Morrisroe: Leere Augen

  • Bild: Nachlass Mark Morrisroe (Sammlung Ringier) im Fotomuseum Winterthur

Die Mutter Prostituierte, der Vater ein Serienkiller – Mark Morrisroe musste einfach Künstler werden. Aus Notwehr.

Intimität ist ein flüchtiger Zustand, der Fantasie oft näher als der Realität. Kaum einer wusste das so gut wie der US-Foto- und Performancekünstler Mark Morrisroe. Seine Mutter war Prostituierte, sein Vater der berüchtigte Serienmörder Albert De Salvo. Er selbst wurde als Stricher mit 17 von einem verärgerten Freier fast umgebracht. Als Morrisroe Ende der Siebzigerjahre begann, Freunde aus der Bostoner Punk- und Kunstszene zu porträtieren, hatte er mehr gesehen, als ein Leben normalerweise hergibt. Seine Polaroids aus dieser Zeit wirken heute so intim, dass es wehtut. Oft zeigen sie junge Typen mit mädchenhaften Körpern und leeren Augen, die nackt in engen Räumen herumstehen, gelähmt von einer inneren Unruhe ohne Ziel und gefangen in einem Kokon aus Narzissmus, Sehnsucht und Trotz. Mark Morrisroe starb 1989 an Aids. Er wurde gerade mal dreissig. Erstmals in Europa ist sein Werk nun in einer umfassenden Retrospektive zu sehen.

Mark Morrisroe, Fotomuseum Winterthur, 27. 11. bis 13. 2. 11