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Vincent Cassel – der dunkle Lord: mit Gewinnspiel

Kultur

Vincent Cassel – der dunkle Lord: mit Gewinnspiel

  • Text: Mathias Heybrock

Der dunkle Lord Vincent Cassel, Frankreichs «Staatsschauspieler Nummer eins», gehört zur düsteren Sorte Mann. Das erhöht natürlich nur seinen Reiz.

Der dunkle Lord Vincent Cassel, Frankreichs «Staatsschauspieler Nummer eins», gehört zur düsteren Sorte Mann. Das erhöht natürlich nur seinen Reiz.

Wer dem französischen Schauspieler Vincent Cassel auf der Leinwand zuschaut, blickt in menschliche Abgründe. Seine Filme sind voller Hass, Manipulation und spektakulärer Gewalt. In «Irreversible» etwa wird in einer quälend langen Sequenz einem vermeintlichen Vergewaltiger der Kopf zertrümmert – ein Bild wahnsinniger, ausser Kontrolle geratener Wut, von dem man sich nicht sicher ist, ob man es jemals sehen wollte.

Vincent Cassel privat

Wer Cassel persönlich begegnet, trifft auf einen kultivierten Mittvierziger mit markanter Physiognomie: Hakennase, kantiges Kinn, das dunkle Haar bekommt allmählich einen Grauschimmer. Cassel ist sehr höflich, aber auch etwas reserviert. Den Versuch eines einleitenden Scherzes lässt er ungerührt an sich abprallen.

Warum verkörpert er all diese fiesen Horrorgestalten? «Fänden Sie es etwa interessant, jemanden zu spielen, der keine dunkle Seite hat», fragt der 45-Jährige zurück. «Also ich kann das für mich verneinen. Das Dunkle ist näher an der Realität. Viele Leute sind verärgert und unzufrieden. Alle wissen, dass sie sterben müssen.» Niemals käme er auf die Idee, eine Frohnatur zu spielen, wie sie der unerschütterliche Tom Hanks so häufig verkörpert. «Er ist ein grossartiger Schauspieler – aber Leute wie er sind nicht der Grund dafür, warum ich diesen Job mache.»

Berühmt wurde Cassel mit «La haine» (1995) von Mathieu Kassovitz, einem Film über den tristen Alltag der Jungs in den Banlieues. Ein aggressiver Knüller, der dem jungen französischen Genrekino zum Durchbruch verhalf – zu dessen prominentesten Protagonisten Cassel dann bald gehörte.

«Damals liefen auf den Leinwänden nur so spröde Sachen im Stil der Nouvelle Vague, gemacht von immer derselben kleinen elitären Gruppe. Das war mir viel zu bourgeois, ich konnte das einfach nicht respektieren.» Respekt ist ein Wort, das Cassel häufiger gebraucht. Ein Ausdruck aus den Ghettos, aus den Banlieues, aus denen der Schauspieler freilich nicht stammt.

Im Gegenteil, Cassel kommt aus einer privilegierten Schicht. Sein 2007 verstorbener Vater Jean-Pierre war ein Star des französischen Kinos der Sechziger- und Siebzigerjahre, seine Mutter arbeitete als Journalistin. Die Eltern trennten sich, als ihr Sohn 14 Jahre alt war. Der junge Vincent war ein Querulant, der ständig von der Schule flog. «Ich ging nur in die teuersten Internate, ich musste nie hungern», sagt Cassel über diese Zeit – und es klingt, als würde er sich dafür entschuldigen. Seine Herkunft scheint ihm eher peinlich zu sein, als dass er stolz darauf wäre. Auf keinen Fall möchte er als Snob gelten. Auch dass auf den Erfolg von «La haine» mit Champagner angestossen wurde, fühlte sich für ihn «irgendwie nicht richtig» an. Wie ein Verrat an der nackten, ungeschminkten Realität, die er für wichtiger hält als die bürgerliche Fassade.

Vincent Cassel und Monica Bellucci

Seine Verachtung für alles Bourgeoise hinderte ihn vor zwölf Jahren allerdings nicht daran, eine Frau zu heiraten, die ihn erst recht in die Welt der Schönen und Reichen katapultierte: Monica Bellucci. Das Paar hat zwei Kinder, sieben und anderthalb Jahre alt. Die Familie gilt in Frankreich als beinahe ebenso glamourös wie diejenige von Angelina Jolie und Brad Pitt und unterhält Wohnsitze in London, Paris, Rom und Rio de Janeiro, Cassels Sehnsuchtsort.

Hier kann er sich von Paparazzi unbehelligt auf den Strassen bewegen. Hier, so sagt er, sei das Leben echter, animalischer, pulsierender. Er bleibe dort mit den Gefühlen in Kontakt, die ihn gross gemacht haben. Mit dem Instinktiven, Unkontrollierten, das er gern in seine Rollen legt – und damit einen archaischen Gegenpol zur elegant-ironischen Männlichkeit setzt, die etwa George Clooney oder Johnny Depp verkörpern.

Längst hat auch Hollywood Cassels Qualitäten entdeckt. Steven Soderbergh besetzte ihn als französischen Meisterdieb in «Ocean’s Twelve» und «Ocean’s Thirteen». Für David Cronenberg spielte er einen brutalen Mafioso («Eastern Promises») und einen skrupellosen Analytiker («A Dangerous Method»). Und auch Darren Aronofskys «Black Swan», ein Horrorfilm aus der Welt des Balletts, wäre ohne Cassels Darstellung eines manipulativen Choreografen nur halb so gelungen.

Sein bislang grösster Erfolg jedoch bleibt ein französischer Film: «L’ennemi public no. 1» – ein zweiteiliges Epos über den legendären Gewaltverbrecher Jacques Mesrine, der sich als Entertainer sah und die Medien für sich zu nutzen verstand. Seit dieser Rolle ist Cassel in seiner Heimat der «Staatsschauspieler Nummer eins», wie das Magazin «Les Inrockuptibles» titelte. Auf solchen Lorbeeren möchte sich der Schauspieler auf keinen Fall ausruhen. Disziplin geht vor Spass, das merkt man diesem in seinem dunklen Ernst sehr authentischen Mann an. «Ich versuche das Leben zu geniessen», sagt er einmal – als koste es ihn einige Anstrengung.

Jüngst hat er die Dreharbeiten zu einem weiteren gemeinsamen Projekt mit seiner Frau abgeschlossen, es ist bereits die siebte Zusammenarbeit. Cassel schrieb auch am Buch einer Komödie mit, die in Brasilien spielt und vom Gegensatz zwischen Arm und Reich handeln soll. Sie werde «hoffentlich auch witzige Elemente» enthalten, meint Cassel, aber allzu viel Hoffnung möchte er nicht machen: «Ehrlich gesagt finde ich es schwierig, über das Leben zu reden und dabei lustig zu sein.»

Vincent Cassels Film: Der Mönch und das Mädchen

Zu Beginn drohen pechschwarze Raben einem Findelkind die Augen auszustechen, und damit ist über das weitere Schicksal des Knaben schon alles gesagt: Er mag zwar zu einem gottesfürchtigen Kapuzinermönch (Vincent Cassel) heranwachsen – doch der Teufel in anmutiger Mädchengestalt (Déborah François) lauert schon. Dominik Moll («Harry, un ami qui vous veut du bien») verfilmt hier einen Schauerroman aus dem 18. Jahrhundert. Leise klingt Religionskritik an. Geschieht teuflisches Unheil, weil die Kirche jede Sexualität rigide unterdrückt? Von Cassels Spiel getragen, ist «Le moine» atmosphärisch dicht, aber relativ reizarm – sein Horror ist angenehm altmodischer Natur. Wer sich für drastische Schocks interessiert, ist im falschen Film!
— Ab 8. 3.: «Le moine» von Dominik Moll. Mit Sergi López als Gehilfe des Teufels sowie Geraldine Chaplin als gnadenlose Äbtissin

Wir verlosen 15 x2 Eintritte für Vincent Cassels neuen Film der Mönch und das Mädchen. Die ersten drei Teilnehmer erhalten zudem noch je ein handsigniertes Filmposter von Vincent Cassel.

Teilnahmeschluss ist am 5. März 2012. Die GewinnerInnen werden schriftlich benachrichtigt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Die Mitarbeitenden der Tamedia sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Der Wettbewerb ist beendet.

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1.

Den Teufel im Rücken: Vincent Cassel als Kapuzinermönch im atmosphärisch dichten Film «Le moine»