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Liebe Bonnie Strange

Leben

Liebe Bonnie Strange

  • Text: Leandra Nef; Foto: GettyImages

Jede Woche schreiben wir von annabelle einer Frau, die uns inspiriert, ein Kompliment. Diese Woche wollte ich eines schreiben. Ihnen. Unter anderem, weil ich es herrlich erfrischend und irgendwie auch überraschend fand, dass Sie Ihre Tochter, mittlerweile fünf Wochen alt, noch nie in den Sozialen Medien gezeigt haben. Erfrischend, weil man von den Chiara Ferragnis dieser Welt anderes gewohnt ist. Überraschend, weil Zurückhaltung sonst so gar nicht Ihr Ding ist. Das war dienstagmorgens.

Dienstagabends scrollte ich durch meinen Instagram-Feed und sah es. Das Bild. Darauf zu sehen: Sie, auf einem weissen Teppich liegend, in einem Traum aus rosafarbenem Tüll, mit unverkennbarem, laszivem Blick. Und daneben: ein kleines Würmchen, ebenfalls im rosa Kleidchen, das Gesicht zwar verdeckt, aber da lag sie: Goldie Venus. Ihre Tochter.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Nichts läge mir ferner, als Sie dafür zu verurteilen, dass Sie Ihre Kleine stolz der Welt präsentieren. Wenn ich dank Ihnen eines gelernt habe, dann das: Masse dir nie an, einer Mutter zu erklären, was es bedeutet, eine gute Mutter zu sein. Ich fand Ihr Spiel mit den Sozialen Medien, mit der Öffentlichkeit, nur immer irgendwie reizvoll. Wie Sie wie zufällig mal ein Ärmchen, mal ein Beinchen von Goldie in Ihren Stories aufblitzen liessen, die Kleine aber – zumindest bis Dienstag – nie zeigten.

So oder so: Ich mag, wie Sie mit dem Mamasein kokettieren, wie Sie es zelebrieren. Es begann schon mit dem Bild, das das Geheimnis um Ihre Schwangerschaft lüftete. Sie sitzen darauf wie eine Statue in einem Blumenarrangement, über und über mit Glitzer bepinselt und präsentieren Ihren kugelrunden Bauch. Für ein anderes Bild tragen Sie, umgeben von Lilien, dieses wahnsinnig schöne, pastellblaue Rüschenkleid. Dieses Bild kommt ziemlich nah an das legendäre Babybauchbild von Beyoncé ran. Kein Wunder, hat Kylie Jenner später Ihren Körper geklaut – oder zumindest ein Photoshop-Enthusiast so getan, als ob, indem er Kylie Jenners Kopf auf Ihren Babybauchbody setzte. Bis heute glauben einige Zehntausend Menschen, Kylie Jenner sei Urheberin des Bilds. Doch anstatt sauer zu sein, fragten Sie Ihre Instagram-Community amüsiert: «Who wore Goldie better – Kylie or me?»

Aber nicht nur Ihre Babybauchbilder, nein, Ihr gesamtes Instagram-Profil ist ein einziges Kunstwerk. Jedes Bild ist in diesen – wie ich finde grossartigen – Filter getaucht, mit dem alle Fotos aussehen, als stammten sie aus dem Fotoalbum eines 80er-Jahre-Supermodels, als seien sie an einer ausschweifenden, legendären Party entstanden, an der man nur allzu gern teilgenommen hätte. Jedem Bild verpassen Sie diesen verpixelten, rauschenden Retro-Chic, den zurzeit alle so feiern auf Instagram, jedoch mit satteren Farben – schliesslich mögen Sie Farben, wie Sie gern betonen.

Das Beste an Ihrem Instagram-Profil ist jedoch das Quäntchen Ironie, das bei all Ihren Posts und Stories mitschwingt. Sie nehmen sich selbst und andere nicht so ernst, sind herrlich unangepasst – und das mag ich.

Längst nicht alle finden Ihre Art so witzig wie ich. Bei jeder Ihrer Regungen kommt eine Armada von Helikoptermüttern, wie Sie sie nennen, angestürmt und überflutet Ihr Postfach mit Beleidigungen und mahnenden Ratschlägen zum Thema «How to be a good Mother». Sie zeigen ein wenig Haut? Sie sind eine schlechte Mutter! Sie verraten den Namen Ihrer Tochter? Sie sind eine schlechte Mutter! Sie sichern Ihrer Tochter einen Instagram-Account? Sie … wissen schon. Zu meiner Belustigung teilen Sie diese boshaften Kommentare munter in Ihrer Story. Und anstatt mit dem Posten aufzuhören, schütten Sie grinsend Öl ins Feuer, laden ein Bild hinauf, auf dem Sie scheinbar nichts tragen ausser einem Mantel, weisen in der Bildlegende explizit darauf hin («Ich trage unter dem Mantel natürlich nichts») und zeichnen, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, einen Pfeil ins Bild mit der Beschriftung «Bad Mom». Grossartig!

Ich könnte noch zig Anekdoten aus Ihrem digitalen Leben erzählen. Stattdessen bedanke ich mich bei Ihnen für die tägliche Portion Kreativität, Ironie und Nonchalance, die Sie mir frei Haus liefern. Und wünsche Ihnen viel Spass beim Arbeiten – das machen Sie seit dieser Woche ja wieder fleissig. Schliesslich sind Sie nicht nur Instagram-Sternchen und Mutter, sondern auch Moderatorin, Designerin, Sängerin, Model. Goldie Venus war bisher immer dabei, #babyandmeofftowork, wie Sie gern schreiben. Und am Abend nach getaner Arbeit gibts dann #netflixundstillen. Ich hoffe, ich werde auch mal eine so coole Mama wie Sie.

Herzlich,
Ihre Leandra Nef

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