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Liebe Madeleine Alizadeh

Leben

Liebe Madeleine Alizadeh

  • Text: Julia Heim;  Foto: Instagram.com/dariadaria

Bloggerin, Aktivistin, Kolumnistin, Unternehmerin – mit 29. Eine ganze Menge für ein junges Leben. Das kann einem irgendwann zu viel werden. Und genau das haben Sie offen angesprochen und die Konsequenzen gezogen. Von Ihrem Blog «Daria Daria», den Sie 2010 gegründet hatten – dem erfolgreichsten Lifestyle-Blog in Österreich – haben Sie sich nach sieben Jahren verabschiedet. Sie sind nach Bali gereist, haben eine Yoga-Ausbildung absolviert und versucht, Geist und Körper in Einklang zu bringen. Und obwohl Sie noch immer digital arbeiten – Sie haben auf Dariadaria.com einen Podcast lanciert und einen Webshop für Ihre eigene nachhaltige Modelinie aufgesetzt –, kritisieren Sie diese digitale Welt sehr offen.

Ich habe mir die Kommentare durchgelesen, mit denen Sie als aktive Bloggerin immer wieder konfrontiert wurden, und auch diejenigen, die Sie noch heute nach Interviews bekommen. Sicher ein Grund, weshalb Sie sich damals bewusst für einen Digital-Detox entschieden haben und ein trauriger Beweis dafür, wie sehr das Netz eine Bühne bietet für anonymen Hass.

Selbstverständlich könnte ich Ihnen für viele Ihrer Tätigkeiten ein Kompliment machen – für Ihr soziales Engagement und Ihren Einsatz für Flüchtlinge, für Ihre Tierliebe, Ihre journalistische Arbeit oder Ihre Haltung einem nachhaltigen und bewussten Leben gegenüber. Doch ehrlich gesagt: Es war Ihre Entscheidung, sich aus dieser künstlichen Social-Bubble zurückzuziehen, die mich bewegt hat, dass Sie etwas aufgegeben haben, das augenscheinlich erfolgreich ist, aber unglücklich macht. Wirklich zu spüren, was einem gut und nicht gut tut und den Mut aufzubringen, diese Negativspirale zu verlassen und etwas Neues zu wagen, ist nicht weit verbreitet. Oft hält uns die Angst zurück, etwas Bequemes zu verlieren, etwas, das uns Sicherheit gibt, aufzugeben – selbst dann, wenn die innere Stimme zur Veränderung drängt.

Ob Sie nun in Ihrem «neuen Leben», das noch immer zu einem gewissen Teil im Netz und auf Social-Media-Plattformen stattfindet, glücklicher sind, weiss ich nicht. Auf jeden Fall wirken Sie gegen aussen gelöster, in Balance – und das nur für eine, die Sie aus der Ferne beobachtet. Denn auch das ist – glücklicherweise – die digitale Welt: Inspiration und Unterstützung – ganz egal wo und wie man sich durchs Leben bewegt.

Herzlich, Julia Heim

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