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Nachhaltiges Banking – Interview mit Reto Ringger: «Boni sind ein Unding»

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Nachhaltiges Banking – Interview mit Reto Ringger: «Boni sind ein Unding»

  • Text: Helene Aecherli

Nachhaltigkeit ist bei Banken im Trend. So einfach ist das aber nicht, sagt Reto Ringger, Direktor der Globalance Bank.

annabelle: Reto Ringger, wie arbeiten Sie als nachhaltiger Banker?
Reto Ringger: Wir suchen Investitionsprojekte, die eine marktgerechte Rendite bringen und überdurchschnittliche Nachhaltigkeit haben. Diese messen wir an sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien, wozu etwa auch die Millenniumsziele der Uno gehören.

Damit wirbt doch heute jede Bank.
Leider. Die meisten Banken haben einen Nachhaltigkeitsfonds und laden auch mal einen Bob Geldof als Speaker ein, nur setzen sie diese Prinzipien dann kaum um. Man kann aus einer konventionellen Bank nicht einfach eine nachhaltige Bank machen. Dafür braucht es einen Kulturwechsel. Zum Vergleich: Shell, der ein Grossinvestor in Solarenergie war, stieg aus, weil Solarenergie nicht zur DNA der Firma gehörte. Genauso ist Nachhaltigkeit bei den meisten Banken nicht Teil der Kultur.

Wie viel Bonus zahlen Sie?
Keine. Boni sind ein Unding. Sie leiten sich von Umsatz und Margen ab. Einfach gesagt: Je teurer ich den Kunden ein Produkt verkaufe, desto mehr Bonus erhalte ich. Das kann es ja nicht sein. Wir haben mögliche Interessenkonflikte, wie Boni oder versteckte Gebühren, gar nicht ins Geschäftsmodell übernommen. Unsere Mitarbeiter erhalten ein Grundsalär und werden langfristig über Aktien an der Bank beteiligt.

Wer will denn für Sie arbeiten?
Menschen, die sagen: Es braucht eine neue Bank, es braucht Transparenz und eine neue Kultur. Solche Leute sind im Bankbereich aber schwer zu finden. Deshalb kommen auch Leute aus anderen Sektoren zu uns.

Welche Projekte bringen Rendite und sind erst noch nachhaltig?
Wir haben zum Beispiel eine Biogasanlage in Frankreich in unserem Portfolio, die aus Abfall Elektrizität gewinnt. Oder ein Schweizer Projekt, das Wohnliegenschaften energieeffizient renoviert und für den Mittelstand bereitstellt. Zudem schauen wir zurzeit einen Schweizer Fonds an, der in Gebäuden Energieeinsparungen vorfinanziert. Eines davon, ein Spital, hat eine alte Heizung, die viel Energie verbraucht, aber kein Geld, um in neue Heizungssysteme zu investieren. Der Fonds übernimmt dies für das Gebäude. Die angestrebte Rendite beträgt zehn Prozent pro Jahr.

Das hört sich aber eher nach langfristigen Investitionen an.
Langfristigkeit ist ein Teil der Nachhaltigkeit.

Wer sind Ihre Kunden?
Unternehmer, Private, darunter viele Frauen, die mehr bewegen wollen als Geld. Sie wollen sicher sein, dass ihr Vermögen in Anlagen investiert wird, die ihren Werten entsprechen.

Wie können Sie sicherstellen, dass die Anlagen und Fonds korrekt wirtschaften?
Indem wir die Objekte immer wieder besuchen und sie kontrollieren. Dasselbe gilt für die Fonds. Wir investieren ja selber und brauchen klare Analysen.

Stichwort Rohstoffe: Wie vermeiden Sie, dass Sie an ausbeuterische Unternehmen gelangen?
Indem wir die Unternehmen sehr genau prüfen und sie an unseren Kriterien messen. Ganz ausschliessen lässt sich die Gefahr einer Investition aber nicht.

Sie definieren nachhaltiges Banking auch damit, dass Sie Ihren Kunden eine Geldpersönlichkeit attestieren. Was heisst das?
Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Schneider. Der nimmt erst Mass, bevor er Ihnen das Kleid schneidert. Genau so sollte es auch der Finanzberater tun. Das Geldkleid muss zu Ihnen passen. Wenn man weiss, welche Geldpersönlichkeit man hat, kann man gezielter investieren.

Wodurch wird sie geprägt?
Durch das Informationsbedürfnis, das Investitionsverhalten und das finanzielle Umfeld des Kunden: Braucht er viele Informationen, oder ist er mit einem kurzen Gespräch zufrieden? Ist er ein «lebe-heute»- oder «spare-für-morgen»-Mensch? Welche Verlustrisiken ist er bereit einzugehen?

Erkennen Sie sofort, welche Geldpersönlichkeit jemand hat?
Emotionalität und Risikofreudigkeit spüre ich augenblicklich.

Sie planen einen Investmentpark. Eine Art Themenpark für Investoren?
So ungefähr. Die Kunden sollen sich informieren können, wohin ihr Geld geht und was damit passiert. In einem Raum wird es zum Beispiel Informationen zu den ökologischen und sozialen Kriterien von Anlagen geben. Konkret: Wenn Sie einen Teil der Gelds in einen Windpark investiert haben, wird dieser Park via Bilder, Filme und Dokumentationen vorgestellt. Ziel ist, dass Sie einen Bezug zum Vermögen aufbauen. Am Jahresende erhält der Kunde einen Fussabdruck seines Vermögens. Einen Bericht, der aufzeigt, was die Investition im sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bereich bewirkt hat.

Ab welcher Summe bin ich bei Ihnen dabei?
Ab 300 000 Franken können wir über kostengünstige Anlagefonds operieren. Eine Million und mehr erlaubt es uns, Ihre Geldpersönlichkeit zu bestimmen und etwa auch in Anlagen wie die Biogansanlagen zu investieren. Die brauchen eine Minimalinvestition von 50 000 Franken.

Wie nachhaltig sind Sie im Privatleben?
Ich achte zum Beispiel beim Fleisch- und Fischkonsum auf Herkunft und Zuchtbedingen. Zudem kompensiere ich Flugreisen.

www.globalance-bank.com