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Menstruationsurlaub: Was haltet ihr davon?

Politik

Menstruationsurlaub: Was haltet ihr davon?

Als erste Stadt in der Schweiz führt Freiburg für ihre Angestellten einen bezahlten Menstruationsurlaub ein. Eine gute Sache? Diskutiert hier mit.

Der Vorschlag wurde von Politiker:innen der SP, Grünen und Grünliberalen eingereicht – nun hat das Stadtparlament in Freiburg zugestimmt: Alle städtischen Angestellten mit Menstruationsbeschwerden dürfen künftig bis zu drei bezahlte Tage pro Monat ohne ärztliches Attest fehlen.

«Wenn ich Menstruationsschmerzen hatte, ging ich trotzdem arbeiten und versuchte die Schmerzen zu verbergen», so Margot Chauderna, Generalrätin Grüne Freiburg zu «SRF». Mit dieser Lösung wäre die Menstruation ein legitimer Grund, auf der Arbeit zu fehlen.

Pilotversuch in Zürich geplant

Während es seit 2022 in Spanien und bereits seit Jahrzehnten in einigen asiatischen Ländern eine gesetzliche Mens-Dispens gibt, ist Freiburg die erste Schweizer Stadt, die eine solche einführt.

Thema ist sie hierzulande aber auch an anderen Orten: In Lausanne ist ein Postulat mit demselben Vorschlag wie in Freiburg hängig. Und in Zürich hat der Gemeinderat im November 2022 einen wissenschaftlich begleiteten Pilotversuch beschlossen: Betroffene könnten demnach bis zu fünf Tage pro Monat bezahlt der Arbeit fernbleiben. Derzeit wird das Postulat vom Stadtrat geprüft.

«In der Gesellschaft fehlt das Bewusstsein»

Olivia Frei, Geschäftsführerin der Frauenzentrale Zürich, sagte zur «NZZ»: «Wir finden die Idee gut. Insbesondere, weil wir uns erhoffen, dass durch eine solche Regelung offener über die Menstruation gesprochen wird. Denn für viele Frauen sind die monatlichen Blutungen mit starken Schmerzen oder psychischen Schwankungen wie beispielsweise dem prämenstruellen Syndrom (PMS) verbunden.» Weil in der Gesellschaft das Bewusstsein dafür fehle, würden viele die Beschwerden im Alltag einfach so hinnehmen.

Der sogenannte Menstruationsurlaub wird in Politik und Wirtschaft rege diskutiert – auch innerhalb des linken Lagers besteht keine Einigkeit.

So sagte die Zürcher SP-Nationalrätin Min Li Marti anlässlich des Zürcher Pilotprojekts im Dezember 2022 zu «SRF»: «Ich bin skeptisch. Für mich ist die Menstruation keine Krankheit, sondern ein natürlicher Bestandteil vom Leben einer Frau. Im Fall von einer schmerzhaften Periode sollen sicher Lösungen gesucht werden, aber für das braucht es meiner Ansicht nach keine allgemeine Regelung.»

«Ein falsches Signal»

Dies sieht auch Unternehmerin Monika Walser so: «Ich finde es sehr komisch, dass man dafür ein neues Gesetz ins Leben rufen muss, weil jeder normale Arbeitgeber mehr als Verständnis dafür hat, dass man (…) zu Hause bleiben kann, wenn man Beschwerden hat.» Welche Art von Beschwerden einen plagen würden, sei Privatsache – Arbeitgeber:innen müsse man davon gar nicht erzählen.

Die Zürcher SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann gab gegenüber «SRF» zu bedenken, dass mensturationsbedingte Fehlzeiten «ein falsches Signal senden» würden: «Nämlich dass man auf die Frauen im Arbeitsmarkt auch verzichten könnte.»

Und seitens Ärzt:innen taucht noch ein anderer Kritikpunkt auf: Einige warnen, der Menstruationsurlaub könnte verhindern, dass Betroffene der Ursache auf den Grund gehen – und Krankheiten wie Endometriose, von der schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Personen mit Gebärmutter betroffen sind, unentdeckt bleiben.

Was haltet ihr von einer gesetzlichen Mens-Dispens? Würdet ihr die Tage beziehen, wenn ihr Beschwerden habt? Wie geht ihr aktuell auf der Arbeit mit euren Beschwerden um? Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen und Meinungen – gern auch anonym.

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