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Pop-up: Daniela Baumann

Leben

Pop-up: Daniela Baumann

  • Text: Julia Hofer

Oben ohne im «Blick», «Playboy»-Model, Auftritte in Realitysoaps – das vergisst man nicht. Obwohl Daniela Baumann heute als seriöse Fitnessqueen von sich reden macht.

Solche Frauen liebt der Boulevard: Auf der Titelseite des «Blicks» zeigte sie ihren Silikonbusen, für die Realitysoap «Girlscamp» residierte sie mit neun anderen Frauen in einer Ferienvilla auf den Kanaren, und für den «Playboy» zog sie sich aus. Obwohl sie sich eifrig rechtfertigte – etwa «ich wollte den Frauen, die Angst vor einer Schönheitsoperation haben, Mut machen» oder «von der ‹Girlscamp›- Siegerprämie hätte ich die eine Hälfte gespendet und die andere für meinen Sohn Joel auf die Seite gelegt, um ihm später ein Studium zu ermöglichen» – kam ihre Art Öffentlichkeitsarbeit nicht überall gut an. Sie galt als mediengeil. «Weltwoche»-Kolumnist Mark van Huisseling setzte sie in seiner Liste «Top-5-Berühmtheiten mit kürzester Zeitspanne zwischen Anfrage und Zusage für ein Interview» auf Platz 1. Andere Publikationen schreiben aus Prinzip nicht über sie. So ist ihr Name in der «Neuen Zürcher Zeitung» gemäss der Schweizerischen Mediendatenbank noch nie erschienen.

Doch das kann Daniela Baumann egal sein. Sie hat verstanden, dass man nicht alles haben kann. Und es stattdessen darauf ankommt, etwas aus dem zu machen, was man hat. Dass sie etwas Eigenes auf die Beine stellen wollte, wurde ihr schon Anfang der Neunzigerjahre bewusst, als sie noch mit dem aufstrebenden DJ Bobo verheiratet war und in seiner Show tanzte. «Ich bin nicht der Typ, der zur Angestellten taugt.» Also gründete sie eine Hip-Hop-Dance-Schule. Und hatte damit Erfolg – der Status als Ex von DJ Bobo und ihr anhaltend guter Draht zur Boulevardpresse dürften mitgeholfen haben.

Als sie sich vor drei Jahren langsam zu alt für pubertierende Girls und Baggyhosen fühlte, liess sie sich vom Stangentanz der Striplokale inspirieren und erfand: Polefitness. Offensichtlich traf sie in einer Zeit, als Frauen entweder Pilates oder Poweryoga machten, einen Nerv. Die ersten Kurse waren sofort ausgebucht, innerhalb von drei Jahren eröffnete sie sechs Studios in der Schweiz.

Daniela Baumann sieht ein bisschen aus wie Posh Beckham, ist aber entspannter, als man sich diese vorstellt. Braun gebrannt, grosses Décolleté, offensive Fröhlichkeit. Sie gibt einer Kursleiterin in ihrem Zürcher Studio Loft 1 Anweisungen, bald beginnt die nächste Lektion. Daniela Baumann gibt sich locker. Den eintrudelnden Kursteilnehmerinnen ruft sie «Hoi! Ich bin so stolz auf euch!» zu oder einfach «Hey, soo lässig!». Die meist jungen Frauen gehen in Trainerhose, T-Shirt und Geräteschuhen an die rosafarbenen Stangen. Polefitness hat nicht mehr viel mit dem Animiertanz im Nachtklub zu tun. Die Kleidung ist sportlich, das Akrobatische steht im Vordergrund.

Natürlich lebt Polefitness trotzdem von der Erotik. Es erzählt vom Traum der Frauen, die grosse Verführerin zu geben. Den coolen Kollegen zu beeindrucken. Oder den gelangweilten Ehemann, nun, bei der Stange zu halten. Doch Daniela Baumann, die früher für so manche saftige Story gesorgt hat, weiss: Will sie die Massen ansprechen, muss das Training seriös daherkommen. Muskeln statt Sinnlichkeit. Fitness statt Sex. Schweiss statt Champagner. Frau soll sich nicht für ihr Workout schämen müssen, sie soll ihren Kolleginnen stolz davon erzählen. Man muss kein Fan sein von Polefitness, um anzuerkennen: Daniela Baumann hat ein Gespür für Fitnesstrends. Und sie gehört zu jenen Frauen, die so sehr an eine Idee glauben können, dass die Umsetzung einfach gelingen muss. Ihr Einsatz ist hundertprozentig: Um Polefitness endgültig vom Schmuddelimage zu befreien, hat sie eine Schweizer Meisterschaft auf die Beine gestellt, die Weltmeisterschaft ins Land geholt und die jährliche Wahl der Miss Polefitness ins Leben gerufen. Sie hat ein kleines Imperium aus dem Boden gestampft. Und der nächste Schritt ist bereits geplant: Im Herbst will sie in Dubai Workshops anbieten. Kommt Polefitness in der Boomtown an, in der russische Prostituierte genauso wie Frauen im Ganzkörperschleier die Strasse bevölkern, will sie trotz aller bürokratischer Hürden ins arabische Emirat expandieren. Warum ausgerechnet Dubai? Weil sie es sich in den Kopf gesetzt hat.