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Wie ist es eigentlich, in einem Rechtsstreit gegen einen Weltstar anzutreten?

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Wie ist es eigentlich, in einem Rechtsstreit gegen einen Weltstar anzutreten?

Fitnesstrainerin SIA (34) musste sich in einem Rechtsstreit gegen die Pop-Sängerin Sia behaupten – und googelte sie erstmal.

«Alles begann im Dezember 2018. Ich entwickelte damals meine erste Sport-App mit Übungen, die man sitzend im Flugzeug oder Büro machen kann. Die App Travelletics by SIA wollte ich unter meinem Initialnamen SIA, kurz für Schugufa Issar Amerchel, auf den Markt bringen und in der EU und der USA patentieren lassen. Ende 2019 flatterte jedoch ein Brief rein: Die Anwälte der Popsängerin Sia hatten von meinem Vorhaben erfahren und wollten mir verbieten, unter meinem Namenskürzel zu arbeiten. Ich war geschockt – und googelte die Sängerin zum ersten Mal. Mir wurde bewusst, mit was für einem Weltstar ich es zu tun hatte. Auch wenn ihre Lieder immer im Radio laufen, kannte ich sie zuvor nicht. Ich höre mir eher orientalische und lateinamerikanische Musik an. Auch meinen Freund:innen oder meinem Patentanwalt war sie kein Begriff.

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«Plötzlich stand mein Dasein als Fitnessinstruktorin auf dem Spiel.»

Sport ist meine grösste Leidenschaft und stand für mich immer schon an erster Stelle. In meine Münchner Marke hatte ich jahrelang wahnsinnig viel Zeit und Geld investiert. Ich dachte an all die T-Shirts, die ich mit SIA habe bedrucken lassen. Mein ganzer Kundenstamm kannte mich unter diesem Namen. Sogar in meinem privaten Umfeld stelle ich mich oft mit meinen Initialen vor, da mein echter Name nicht selten falsch ausgesprochen wird. Plötzlich stand mein Dasein als Fitnessinstruktorin auf dem Spiel. Anfangs erzählte ich niemandem von meinen Schwierigkeiten; ich musste es zuerst verarbeiten. ‹Wie sollte es weitergehen?›, fragte ich mich. Ganz von vorne zu beginnen hätte mich ruiniert. Mir war klar: Ich durfte nicht aufgeben!

Und tatsächlich gab es ein kleines Schlupfloch: Die Sängerin Sia hatte nebst Amerika ihren Namen zwar in der EU patentieren lassen, dabei aber ausser Acht gelassen, dass die Schweiz nicht dazu gehört – das machte ich mir zu Nutzen. Da ich meine Sport-App in der Schweiz entwickelt hatte, holte ich mir sofort das Patentrecht auf das Kürzel. Daraufhin legte die Sängerin Widerspruch ein. Wir eigneten uns schlussendlich darauf, dass sie das Patentrecht auf ihren Namen auch in der Schweiz erhält, unter der Bedingung, dass ich weiterhin unter SIA als Fitnesstrainerin arbeiten und mich auch in der EU und der USA als solche präsentieren darf. Zudem vereinbarten wir, dass ich niemals kommerziell Musik produzieren werde, während sie mit ihrem Namen nicht in der Sport-Branche tätig sein wird.

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«Mir war klar: Ich durfte nicht aufgeben!»

Der nervenaufreibende Rechtsstreit dauerte insgesamt eineinhalb Jahre. Sia habe ich dabei nie persönlich kennengelernt. Während dieser Zeit hatte ich mit drei verschiedenen Anwälten zu tun. Sie haben mir nebst meiner Familie und Freund:innen den Rücken gestärkt. So verlor ich nie die Hoffnung, dass wir eine friedliche Lösung finden werden.

Als ich den Prozess gewann, fiel mir ein Stein vom Herzen. Auch meine Kund:innen haben sich sehr für mich gefreut. Als Trainerin motiviere ich sie immer dazu, sich grosse Ziele zu stecken und am Ball zu bleiben. Dieses Mal musste ich Stärke beweisen. «Believe in yourself and follow your goals» steht nicht umsonst als Tattoo auf meinem Unterarm. Einmal mehr hat mir das Leben bewiesen, dass es sich lohnt zu kämpfen! Mittlerweile mag ich Sias Songs – sie ist eine tolle Sängerin. Falls ich jemals in die USA gehen sollten, freue ich mich, ihr einen Besuch abzustatten.»

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