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«Barbie»: Warum es unerklärlich ist, dass Greta Gerwig und Margot Robbie nicht für einen Oscar nominiert sind

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«Barbie»: Warum es unerklärlich ist, dass Greta Gerwig und Margot Robbie nicht für einen Oscar nominiert sind

«Barbie» war der Blockbuster des Sommers und hat über eine Milliarde Dollar eingespielt – vor allem aber war der Film ein Meisterwerk, findet unsere Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin. Sie kann nicht verstehen, warum Greta Gerwig und Margot Robbie bei den Oscars übergangen wurden.

Es ist der meist erwartete Moment in Hollywoods Filmbusiness: die Veröffentlichung der Oscarnominierungen. Wer diesmal für Furore sorgt: «Oppenheimer», «Maestro», «Killers of the Flower Moon» – so weit so erwartbar. Schön, dass auch die unfassbar talentierte Sandra Hüller für ihre Performance in «Anatomie eines Falls» nominiert wurde.

«Eine pinke Welle brach über uns herein und alle surften begeistert mit»

Doch wartet, wenn wir an den Kinosommer zurückdenken, was fällt uns da als erstes ein? Richtig: Sie ist blond, sie ist schön, sie ist smart – Barbie. Man könnte sagen, dass Margot Robbie und Greta Gerwig, die den Film unter anderem produziert haben, im Alleingang die Kinoflaute der letzten Jahre gestoppt haben. Endlich stürmten die Massen wieder in die Kinosäle, der Blockbuster spielte über eine Milliarde Dollar ein, eine pinke Welle brach über uns herein und alle surften begeistert mit.

Doch da jede Party einmal enden muss, kommt jetzt die Ernüchterung: Margot Robbie ist nicht als beste Hauptdarstellerin nominiert und Greta Gerwig nicht als beste Regisseurin. Statt Gerwig wurde vier Männern die Ehre zuteil und – immerhin sehr verdient – der französischen Regisseurin Justine Triet.

«Wie kann die Academy den Film denn angeblich so toll finden, ohne dass dessen Herz und Seele Margot Robbie überzeugt?»

«Barbie» hat trotzdem acht Nominationen bekommen, allerdings auch ziemlich viele weniger bedeutende wie «Bestes Produktionsdesign». In der Königskategorie «Bester Film« wurde «Barbie» zum Glück berücksichtigt. Nur stellt sich die Frage, warum die Academy den Film denn angeblich so toll findet, ohne dass dessen Herz und Seele Margot Robbie als «Barbie» überzeugt? Wie kann «Barbie» als Bester Film nominiert sein, wenn die Hauptdarstellerin, die praktisch in jedem Bild der rund 114 Minuten zu sehen ist, den Film nicht trägt? Und jetzt sagt mir nicht, dass «Barbie» allein wegen Ken nominiert ist.

Das Internet überschlägt sich vor Empörung, schliesslich sei «Barbie» ein unglaublicher kommerzieller Erfolg gewesen. Das ist natürlich kein Argument. Es sind viele Filme kommerziell erfolgreich, die niemals für einen Oscar nominiert werden, weil der Geschmack der Massen nun mal nicht in jedem Fall ein Gratmesser für Qualität ist. «Batman v. Superman» hat schliesslich auch fast 500 Millionen Dollar eingespielt.

Selten war kommerzielle Unterhaltung gleichzeitig so klug

Was der viel wesentlichere Punkt ist: Gerwig und Robbie haben einen Film produziert, der perfekt inszeniert, perfekt besetzt, urkomisch und berührend zugleich war und von Filmkritiker:innen weltweit gelobt wurde. Selten war kommerzielle Unterhaltung gleichzeitig so klug. Nebenbei hat der Film feministische Ideale komplett massentauglich gemacht – nicht, dass das ein Argument für die Academy wäre, die in ihrer 96-jährigen Geschichte den Oscar für die beste Regie an insgesamt genau drei Frauen verliehen hat.

Dass ausgerechnet Ryan Gosling für seine Performance nominiert wurde, ist wie ein höhnischer Epilog des Films. «He’s just Ken». Aber am Ende müssen wir halt doch einsehen, dass die Utopie «Barbieland» noch immer sehr, sehr weit entfernt ist. «Ich weiss einfach nicht, wer ich ohne dich bin», sagt Ken im Film zu Barbie. Die Academy scheint es jedoch zu wissen. Und das ist leider die ernüchternde Pointe. Aber geben wir zum Schluss lieber Barbie das Wort: «Die reale Welt ist unwiderruflich verkorkst». The End.

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