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Wie ich vergeblich versuchte, Dakota Johnson zu interviewen

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Wie ich vergeblich versuchte, Dakota Johnson zu interviewen

Eigentlich hätte unser Autor mit Dakota Johnson anlässlich ihres neuen Films «Madame Web» gern über Superheldinnen gesprochen. Doch wenn die Software hakt, das Interview gekürzt wird und der Star schlechter Stimmung ist, können selbst Superkräfte die Situation nicht retten.

Es ist ein bisschen schade, dass Dakota Johnson nicht über die hellseherischen Fähigkeiten verfügt, die sie als Madame Web besitzt. Hätte Frau Johnson hellseherische Fähigkeiten – vielleicht, zumindest vielleicht, hätte sie mich dann zu Beginn meiner Begegnung mit ihr gewarnt, dass genau jetzt der Tisch zusammenkrachen wird, an dem ich sitze.

Vielleicht aber hätte sie mich auch nicht gewarnt. Frau Johnson ist nicht gerade bester Laune an diesem virtuellen internationalen Pressetag zu «Madame Web», einem neuen, recht gut gemachten Werk aus dem «Spiderman»-Universum, in dem Johnson die Hauptrolle spielt.

Eigentlich sollen Journalist:innen aus aller Welt virtuell in ihr Hotelzimmer in London zugeschaltet werden. Es funktioniert aber nicht, die Gespräche brechen immer wieder ab, der ganze Tag ist ein einziger Verschiebebahnhof. Allein mich bittet die Presseabteilung dreimal, mich aus- und dann doch gerne wieder einzuklinken. Dann erscheint Frau Johnson auf meinem Bildschirm. Dann bricht mein Tisch zusammen.

«Was ist los da drüben?», fragt Dakota Johnson ohne dabei eine Miene zu verziehen. Mit vor der Brust verschränkten Armen steht sie an einen Barhocker gelehnt und strahlt eine noch düstere Stimmung aus als das Filmplakat von «Madame Web». Der Film ist oft flott und witzig, hat aber auch sehr ernste Seiten, wenn er von familiären Verstrickungen und (zu) grosser Verantwortung spricht.

Ein erster, knapper Satz

Ich versuche, den entgeisterten Ausdruck aus meinem Gesicht und den Tisch aus meinem Gedächtnis zu bekommen und mich auf ein Gespräch zu konzentrieren, von dem ich weiss, dass es nur kurz sein kann. «Es ist faszinierend, eine Superheldin zu sein, deren Superkräfte geistiger Natur sind», entlocke ich Johnson einen ersten knappen Satz: Als Madame Web hat sie zu bestimmten, von ihr nicht kontrollierbaren Momenten kurze, heftige Visionen, die ihr die Zukunft zeigen.

Meistens haben diese Visionen mit einem mysteriösen Mann zu tun, der auf der Jagd nach drei Mädchen ist, die er umbringen will. Gekleidet in eine sehr coole Lederjacke, die perfekt ins «Spiderman»-Universum passt, wird Madame Web allmählich in die Rolle einer Art Schutzbefohlenen für diese Mädchen hineinwachsen, wird die Zukunft so gestalten, dass die Drei ihre eigenen Kräfte entdecken und entfalten können.

«Würden Sie sagen, es ist ein feministischer Film?» «Könnte man sagen», meint Johnson, nicht wirklich gewillt, mehr als das Minimum zu dieser Unterhaltung beizutragen. Sie bestätigt, dass sie sich in den letzten Jahren besonders für Projekte interessierte, die Frauen und deren Lebensgeschichten eine Stimme geben.

Im letzten Jahr war sie an einem Dokumentarfilm über die Sexualwissenschaftlerin Shere Hite beteiligt, deren Untersuchungen zur weiblichen Sexualität in den Siebzigerjahren sehr wichtig und einflussreich waren – Hite aber auch so viel Hass einbrachten, dass sie die USA schliesslich verliess. Zuvor gründete Johnson einen Podcast («The Left Ear»), in dem sie Frauen zuhört, die sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Eigentlich gäbe es also viel Substanzielles zu berichten.

«Johnson ist nicht gewillt, mehr als das Minimum zu dieser Unterhaltung beizutragen»

«Könnte man sagen», meint sie auch auf die Frage, ob dieses Projekt etwas mit ihrer Grossmutter zu tun haben könnte – der Schauspielerin Tippi Hedren, stolze 94 Jahre alt, Johnson postet sich gerne mit ihr auf Instagram, und diese Bilder sind fantastisch. In den Sechzigern wurde Hedren durch Alfred Hitchcocks «The Birds» und «Marnie» berühmt. Weil sie jedoch die extrem übergriffige Art des Regisseurs zurückwies, behinderte und verschleppte er aus Rachsucht Hedrens weitere Karriere. Kein Wort dazu aus Dakota Johnsons Mund.

«Das war die letzte Frage», höre ich jetzt eine Stimme aus dem Hintergrund. Mein ohnehin schon lächerlich kurzes Gespräch wurde aufgrund der Verzögerungen und Verspätungen noch einmal drastisch gekürzt. Ich versuche, den entgeisterten Ausdruck aus meinem Gesicht wegzubekommen. Dakota Johnson steht düster neben einem düsteren Filmplakat und verzieht keine Miene.

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