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Frag die Chefin: Wie baue ich ein gewinnbringendes Netzwerk auf?

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Frag die Chefin: Wie baue ich ein gewinnbringendes Netzwerk auf?

Ein gutes Netzwerk unterstützt bei Entscheidungsfindungen und hilft, über den Tellerrand hinaus zu denken. Wir haben Ilona Schmiel, Intendantin der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, gefragt, wie erfolgreiches Netzwerken gelingt.

Ein gutes Netzwerk ist für die Karriere unerlässlich – gerade für Frauen. Lasst mich aber erst die Frage klären, was ich unter einem guten Netzwerk verstehe: Ein Netzwerk ist dann gut, wenn es aus Menschen besteht, mit denen ich mich auf Augenhöhe auseinandersetzen kann; von denen ich fachlich wie persönlich lernen und die ich bei Entscheidungsfindungen jederzeit um Rat fragen kann.

Ein gutes Netzwerk unterstützt mich in meinen Stärken und erlaubt es mir – das ist mir ganz wichtig –, auch Off-Gespräche zu führen. Das heisst, ich habe die Möglichkeit, Themen «gefährlich» zu diskutieren, sie weit über den Tellerrand hinaus zu denken und nicht von vornherein einen Konsens anzustreben.

Es hilft mir, mich als Führungsperson Widerstand auszusetzen und mutig für Entscheidungen einzustehen. Und: Ein gutes Netzwerk setzt sich, wie in meinem Fall, keineswegs bloss aus Leuten aus der Kultur zusammen, sondern querbeet aus den unterschiedlichsten Berufen, etwa aus der Wirtschaft oder der Rechtswissenschaft.

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«Erfolgreiches Netzwerken hat meiner Meinung nach wenig mit dem von Männern viel gepriesenen gemeinsamen Bier zu tun, sondern mit strategischer Planung»

Erfolgreiches Netzwerken hat meiner Meinung nach wenig mit dem von Männern viel gepriesenen gemeinsamen Bier zu tun, sondern mit strategischer Planung. Nehme ich zum Beispiel an einem Apéro oder an einem Geschäftsessen teil, schaue ich mir detailliert die Gästeliste an.

Am Anlass selbst gehe ich dann direkt auf diese Person zu und vereinbare oft einen Termin für einen intensiveren Austausch bei einem Lunch. Natürlich geschieht es auch, dass ich an einem Apéro spontan jemandem begegne, der hochspannend ist. Je internationaler der Anlass, desto grösser die Chance dafür.

Eine weitere Möglichkeit, erfolgreich zu netzwerken, ist, selber Netzwerke zu initiieren. So habe ich mit Kolleg:innen vor einigen Jahren die Konferenz der deutschsprachigen europäischen Konzerthäuser lanciert, eine Interessensgemeinschaft, in deren Rahmen wir gemeinsame Themen aufgreifen können.

Manchmal mache ich einfach auch gezielte Google-Recherchen; suche nach Leuten, die Artikel oder TED-Talks zu einem Thema veröffentlicht haben, das mich interessiert, und mit denen ich mich gern mal austauschen würde. Nicht selten kommt es vor, dass ich diese Person dann auch als Tipp an jemand anders weiterreichen kann.

Und last, but not least: Wenn man fürs Netzwerken auf die eigenen Studienkolleg:innen zurückgreifen kann, ist das grossartig. Sie sind eine wundervolle Ressource. Von den zwanzig Personen, mit denen ich in Berlin Kultur- und Medienmanagement studiert habe, ist heute ein Drittel fester Teil meines Netzwerks.

Ilona Schmiel (54) ist seit 2014 Intendantin der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, die das Tonhalle-Orchester Zürich betreibt.

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