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Die Feministin: Annemarie Schwarzenbach suchte die Freiheit

Politik

Die Feministin: Annemarie Schwarzenbach suchte die Freiheit

In unserer Rubrik «Die Feministin» stellen wir Frauen vor, die wir alle kennen sollten – weil sie aus dem Kampf um Gleichstellung nicht wegzudenken sind. Heute mit Annemarie Schwarzenbach.

Im Sommer 1939 fahren zwei Freundinnen in einem Ford Roadster auf eigene Faust von der Schweiz nach Afghanistan – raus aus den strengen gesellschaftlichen Konventionen, rein ins Abenteuer Leben. Im Gepäck der damals 31-jährigen Annemarie Schwarzenbach: eine Fotokamera, mit der sie die Auswüchse der Weltwirtschaftskrise, aber auch die Schönheit selbstbewusster Frauen ablichten wird.

Ihr Leben erscheint zunächst schillernd: Als Tochter eines der grössten Seidenfabrikanten der Welt gehört Schwarzenbach zur Schweizer High Society. Hinter ihren androgynen Zügen verbirgt sich jedoch ein unruhiges Seelenleben. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist aufgrund deren Sympathien für das nationalsozialistische Deutschland angespannt.

Die Freiheit als Gefängnis

Im Laufe ihres Lebens wird die promovierte Historikerin immer wieder unter schweren Depressionen leiden, Suizidversuche unternehmen und sich für Dorgenentzüge in diversen Kliniken aufhalten. In einer solchen schreibt Schwarzenbach auch ihr berühmtestes Buch «Das glückliche Tal», in dem sie vom Schmerz erzählt, der auf ihrer Freiheit lastet – und auf ihrem Herz: Sie liebt Frauen und insbesondere die deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin Erika Mann. Diese Liebe bleibt jedoch zeitlebens unerfüllt. Gleichwohl bietet ihr die tiefe Freundschaft, die sie mit Erika und deren Bruder Klaus verbindet, Halt.

Im Jahr 1935 heiratet sie den ebenfalls homosexuellen, französischen Diplomaten Claude-Achille Clarac. Denn er respektiert die drei Dinge, die Schwarzenbach das Wichtigste sind im Leben: ihre Freiheit, ihre Freundschaft zu den Geschwistern Mann und ihre Arbeit als Journalistin und Schriftstellerin.

Die wilde Reise nach Afghanistan 1939 sollte ihr letztes grosses Auslandabenteuer bleiben. Drei Jahre später stürzt sie vom Velo und zieht sich dabei eine schwere Kopfverletzung zu, an deren Folgen sie kurz darauf im Alter von gerade mal 34 Jahren stirbt. Zurück bleiben Annemarie Schwarzenbachs zahlreiche Reisefotografien, Erzählungen und sozialkritischen Reportagen – für alle freiheitsliebenden Frauen der Gegenwart.

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