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Die Finanzexpertin: Bleib unabhängig!

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Die Finanzexpertin: Bleib unabhängig!

Um ein glückliches und finanziell abgesichertes Leben zu führen, sind nicht Unmengen an Geld nötig. Viel wichtiger ist Unabhängigkeit, erklärt Finanzexpertin Corinne Brecher in ihrer letzten Kolumne.

Frauen in der Schweiz konnten sich lange nicht selbst um ihre finanzielle Unabhängigkeit kümmern. Bis 1988 war es ihnen verwehrt, ohne Zustimmung des Ehemannes ein Konto zu eröffnen. Und wie steht es heute um unsere finanzielle Unabhängigkeit?

Fest steht: Wir brauchen Geld, um frei zu sein. Die gute Nachricht ist, wir benötigen dafür keine Unsummen, das bestätigen US-amerikanische Glücksforscher:innen. Ab einem Jahreseinkommen von 70 000 US-Dollar führen zusätzliche Einnahmen nicht dazu, dass wir zufriedener sind. Deshalb fühlen sich Lotto-Millionär:innen bereits ein Jahr nach dem Gewinn gleich glücklich wie vor dem Geldsegen.

Auch aus Finanzexpertinnensicht kann ich bestätigen, dass du zu den Glücklichen zählst, wenn du 70 000 Dollar, also etwa 62 000 Franken jährlich, nach Hause bringst. Dann ist nämlich deine Altersvorsorge gesichert. Selbst wenn du in einem reduzierten Pensum arbeitest (nicht tiefer als 70 Prozent) und die steuerlichen Nachteile einer Ehe schultern musst.

Die Ehe ist nicht mehr lebensprägend

Apropos Ehe: Seit 1988 hat sich in puncto finanzieller Abhängigkeit von Frauen nicht nur bei den Bankkonten einiges getan. Die Ehe ist keine Altersvorsorge mehr und gilt nicht wie früher als lebensprägend, entschied das Bundesgericht in den letzten Jahren mehrfach. Jener Elternteil, der sich vorwiegend um die Kinder gekümmert und nicht oder nur wenig gearbeitet hat, muss nach einer Scheidung auf einen Schlag finanziell für sich selbst aufkommen.

Und dieser Elternteil ist in den allermeisten Fällen weiblich: Wenn Kinder da sind, arbeiten nach wie vor über 80 Prozent der 30- bis 49-jährigen Frauen in einem Pensum unter 100 Prozent. Bei den Männern sind es gerade mal 13 Prozent. Die Scheidungsrate in der Schweiz beträgt 40 Prozent. Hast du für diese Eventualität vorgesorgt?

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«Denke daran, dass jede Entscheidung im Leben auch finanzielle Folgen hat»

Übrigens birgt auch eine Trennung im Konkubinat gewisse Schwierigkeiten. Denn dann wird der Elternteil mit dem grösseren Anteil Betreuungsarbeit in der Pensionskasse finanziell stärker benachteiligt als bei verheirateten Paaren.

Unabhängig von deinem Zivilstand empfehle ich dir, dich mit dem Drei- Konten-Modell anzufreunden. Ihr teilt euch als Paar ein Konto, von diesem Geld deckt ihr die gemeinsamen Fixkosten. Wer wie viel einzahlt, wird anteilsmässig vom Lohn berechnet. Zugleich haben beide ihr privates Konto für die eigenen Bedürfnisse sowie die finanzielle Absicherung. Dabei solltest du dich mit deiner besseren Hälfte auch an den Tisch setzen und verhandeln, wie die Betreuungsarbeit honoriert wird. Das Auffüllen der Säule 3a bis zum Maximalbetrag bietet sich an.

Was ich dir in dieser letzten Kolumne auf den Weg geben will: Bleibe auch mit Nachwuchs zu 70 Prozent erwerbstätig und investiere dein Geld klug, auch wenn es nur kleine Beträge sind. Denke daran, dass jede Entscheidung im Leben auch finanzielle Folgen hat. Je früher du die Verantwortung wahrnimmst, desto geringer ist dein finanzielles Risiko bei einer Scheidung oder im Alter. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit.

Für Corinne Brecher (32) ist die finanzielle Bildung von Frauen ein Herzensprojekt. Bei uns hat die unabhängige Betriebswirtschafterin und Mentorin regelmässig aus der Welt der Finanzen berichtet. Dies ist ihre letzte Kolumne.

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