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Gut im Strumpf: Socken sind keine Modesünde

Fashion

Gut im Strumpf: Socken sind keine Modesünde

Fort mit den frierenden Fesseln! Warum es Zeit ist, Socken wieder selbstverständlich zu machen.

Es war Fashion Week in Paris, als mir in der Metro – dem einzig wahren Runway – eine dieser fantastischen Pariserinnen über den Weg lief, deren Foto im Lexikon unter «Nonchalance» gedruckt sein müsste. Sie trug ein Tweed-Sakko, Bluejeans, wildlederne Birkenstock-Clogs – und dicke Wollstrümpfe. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: überall entspannte Socken! Die stilbewussten Frauen haben endlich ihren Frieden mit den wärmenden Dingern an den Füssen geschlossen.

Denn jahrelang führten sie einen kalten Krieg gegen die Socken: Die Hosen gehörten leicht gekürzt, die Fesseln entblösst, in Momenten höchster Eskalation blitzten gar behaarte Männerknöchel unter Anzugshosen hervor. Eltern machten sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder, gewiefte Geschäftsleute erfanden amputierte Strümpfe, die sie pragmatisch «Kurzsocken» nannten. Die Zeitungen wurden nicht müde, Winter für Winter von den – Achtung, Wortspiel!– «entfesselten neuen Décolletés» zu berichten und den Modetrend sachkundig «Flanking» zu nennen.

Es gab Gegenbewegungen wie die der fröhlichen Individualist:innen, die ihre gepunkteten Socken zur Schau stellten. Und auf den Laufstegen machten die Highfashion-Labels vor, wie gut Socken in Sandalen aussehen können. Von fast beklemmend grosser Bedeutung waren die umkämpften Zentimeter zwischen Hose und Schuh also immer.

Socken rocken

Jetzt aber sind die Socken zuweilen aus grober Wolle, manchmal auch weiss, was gerade von Leuten, die die Achtzigerjahre überlebt haben, Mut erfordert. Sie sind aber auch ganz unscheinbar schwarz, werden getragen zu Loafers oder Sneakers, bedecken die Knöchel, zeichnen sich am Rand der Chelsea Boots ab – gerade so, als wäre so eine Socke das Selbstverständlichste der Welt.

Also liebe Eltern, wenn eure Teenager partout nicht auf euch hören und sich mit nackten Fesseln den Kältetod holen wollen, dann erzählt ihnen doch von den Pariserinnen. Oder schleppt sie lieber gleich in die Hauptstadt der Mode. Denn dort müssen sie sich definitiv warm anziehen.

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