Werbung
GNTM 2023: Heidi Klum, diese Rechtfertigung ging daneben

Serien & Filme 

GNTM 2023: Heidi Klum, diese Rechtfertigung ging daneben

Am Donnerstag startete die 18. Staffel «Germany’s Next Topmodel» auf ProSieben mit einer grossen Rechtfertigung von Heidi Klum. Redaktorin Marie Hettich schreibt in ihrem Kommentar: Das hätte sie lieber sein lassen sollen.

Die 18. Staffel «Germany’s Next Topmodel» startete am Donnerstagabend auf ProSieben anders als üblich: Einige Minuten lang sass Heidi Klum erst mal da und rechtfertigte ihre Sendung.

Nein, keine Teilnehmerin werde zur Diät gezwungen – die Kandidatinnen dürften sich, bis auf Alkohol und Zigaretten, alles in die Model-Villa bestellen, was sie wollen. Eine Szene wird eingeblendet, in der eine Teilnehmerin Pommes auf die Einkaufsliste setzt.

Weiter: Nein, selbstverständlich würden keine Schuhabsätze angesägt oder die Catwalks extra rutschig gemacht. Dass immer mal wieder Models hinfallen, liege unter anderem daran, dass die Designer:innen eben nicht immer für alle die richtige Schuhgrösse dabeihätten. Das sei im echten Fashion Business auch so.

«Alles echt»

Und nein, es sei überhaupt nichts gescriptet oder inszeniert. Alle Dialoge, alle Breakdowns, alle Streits: «alles echt». Heidi Klum gebe den Kandidatinnen mit der Sendung einfach «gerne eine Plattform» – was die jungen Frauen damit machen, sei ganz ihre Sache, das könne sie nicht beeinflussen.

Die Show habe sich nach so vielen Jahren verändert; auch Heidi Klum selbst habe die Teilnehmerinnen früher noch «anders angeschaut», weil «das Schönheitsideal ein anderes war.» Wie schon im letzten Jahr vermarktet die Moderatorin ihre Sendung als Diversity-Adresse Nummer eins: «Wo die Diversity bei anderen aufhört, machen wir bei ‹Germany’s Next Topmodel› ein ganzes Stück weiter.»

Falls es Leute gibt, die «Germany’s Next Topmodel» gestern Abend zum ersten Mal eingeschaltet haben, könnte die ein oder andere Person nach diesem Intro denken: Alles einleuchtend, supertransparent – find ich cool.

Doch Heidi Klum hat dem schlechten Image der Sendung mit ihren Vorab-Rechtfertigungen keinen Gefallen getan.

Sie verschweigt, unter welchen Bedingungen es immer wieder zu Tränen und Auseinandersetzungen kommt: Die Teilnehmerinnen sind Staffel für Staffel im Massenschlag untergebracht; sie können sich kaum zurückziehen. Die meisten sind – im Gegensatz zu vielen anderen Reality-Formaten – blutjung und weit weg von ihrem Zuhause; oft zum allerersten Mal.

Natürlich platzt manchen der Kragen

Sie stehen unter immensem Leistungsdruck, unter ständiger Kamera-Beobachtung. Auf Repeat hören sie von Klum den Satz «Nur eine kann Germany’s Next Topmodel werden». Man muss nicht Psychologie studiert haben, um nachvollziehen zu können, dass manchen der Kragen platzt.

Dass den Kandidatinnen zu Beginn der Dreharbeiten die Handys abgenommen werden, stimme, so Heidi Klum. Ihre Begründung: «Damit sich alle auf den Wettbewerb konzentrieren können». Das ist brutal – und steht im krassen Kontrast zum «echten Modelleben», auf das in der Sendung so gern verwiesen wird. Smartphones sind meist das Einzige, was junge Models überhaupt noch mit ihrem vertrauten Umfeld verbindet.

Auch auf die Auswahl der Designer:innen und Fotograf:innen (meist sind es Männer), mit denen «Germany’s Next Topmodel» zusammenarbeitet – oder besser: die «GNTM» auf ihre Teilnehmerinnen loslässt – geht Heidi Klum in ihrem Statement nicht ein. Der Tonus ist oft rough und abschätzig, immer wieder wird über die Kandidatinnen herzhaft gelacht. Ein Zufall? Natürlich nicht. Denn diese Szenen sichern die Einschaltquote – zusammen mit den unzähligen Momenten, in denen die jungen Frauen halbnackt zu sehen sind.

Aber kein einziges Wort von Heidi Klum dazu. Kein Wort zur Kritik, «Germany’s Next Topmodel» sexualisiere junge Frauen. Nichts. Und als auf Klums Rechtfertigung der Teaser für die neue Staffel folgt, wird klar: Alles beim Alten. Kandidatinnen in Designerlooks mit riesigen Cutouts, Kandidatinnen im String, Kandidatinnen oben ohne. Kandidatinnen am Weinen, Kandidatinnen am Streiten.

Immerhin: Die Teilnahme ist mittlerweile nicht mehr ab 16, sondern ab 18 Jahren.

Subscribe
Notify of
guest
1 Comment
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Manu

Jede die da mitmacht weiss um was es geht und jede kann jederzeit nach Hause zu Mami, also wo ist das Problem? Verweichlichte Gesellschaft.